Schüler haben ihren ersten Kontakt mit der Kirche häufig erst im Religionsunterricht. Viele von ihnen sind nie zuvor in einem Gotteshaus gewesen. Diese Erfahrung macht die neue Direktorin des Schulreferats im evangelischen Kirchenkreis Augsburg Birgit Sels und empfiehlt Lehrern: " Einmal mit den Schülern in eine Kirche gehen, damit sie wissen, wovon da im Unterricht gesprochen wird". Viele Kinder wissen nicht einmal, wer Jesus ist. 

Gelebter Glaube im Elternhaus ist selten

Die evangelische Pfarrerin hat trotzdem nicht den  Eindruck, dass das Interesse am Fach Religionslehre zurückgeht. Sie leitet seit dem 1. September das evangelische Schulreferat im Kirchenkreis Augsburg und Schwaben. Und sie stellt fest, dass, obwohl man sich in in Bayern in der Religionslehre abmelden und und stattdessen Ethik wählen kann, die  Abmeldequote bei allen Schulen im Kirchenkreis bei unter fünf Prozent liegt. "Das ist sehr gering - zumal auf der anderen Seite etwa zehn Prozent der Schüler den evangelischen Religionsunterricht auf Antrag besuchen, obwohl sie es gar nicht müssten, weil sie konfessionslos sind", berichtete Sels. Mitunter lassen sich manche dieser Schüler auch evangelisch taufen.

Im Religionsunterricht finden Schüler Antworten auf Fragen zu Liebe, Trauer und Tod

Die Schüler finden es gut, dass man im Religionsunterricht über Themen spricht, über die man sonst in der Schule nicht reden würde. Gemeint sind damit vor allem grundlegende menschliche Fragen wie: "Wer bin ich","Was glaube ich", Fragen zu Liebe, Trauer oder Tod. Nach Einschätzung der Theologin kommt dem Religionsunterricht gerade in Zeiten, in denen häufig über Terrorismus und Konflikte zwischen den Religionen berichtet wird, eine wichtige Rolle zu. "Ich denke, dass der Religionsunterricht in einer Gesellschaft, die viele als unsicher und im Umbruch erleben, wichtiger wird. Gerade junge Menschen suchen nach einem Ort, an dem sie diese Themen ansprechen können - und auch Halt finden."