Eigentlich bräuchte man hier keinen Dekan, sondern einen Betriebswirt – diese Worte gab der frühere Nürnberger evangelische Regionalbischof Karl-Heinz Röhlin dem damals erst 41 Jahre alten Klaus Stiegler mit auf den Weg, als dieser mit Ehefrau Doris und den drei Kindern, davon zwei im Teenager- und eines im Kindergartenalter, 2004 von seiner Pfarrstelle in Forchheim nach Schwabach zog.

Was Röhlin meinte, wurde dem in Großgründlach aufgewachsenen Stiegler schnell bewusst: Die Finanzen des Dekanats lagen im Argen, Liegenschaften warteten auf die dringende Sanierung – als eines der ersten Projekte wurde geprüft, die baufällig gewordene Dreieinigkeitskirche möglicherweise zu schließen.

Harter Anfang für Klaus Stiegler

Da blies Stiegler starker Wind seitens einiger Bürger entgegen. So stark, dass ihn die Erinnerungen an manche abgründige zwischenmenschliche Begegnung heute noch schaudern lassen. "Meine Frau und ich haben damals beschlossen, uns zwei Jahre hier zu geben. Wenn das Miteinander nicht funktioniert, wären wir gegangen", erinnert sich Stiegler an die harten ersten Jahre seines Amts.

Es kam anders. Mittlerweile sorgt das Dekanat zusammen mit einem Freundeskreis im Schulterschluss für die Kirche. "Ein Modell, das heute beispielhaft dafür ist, wie eine Kirchengemeinde gestalten kann, indem sie ihre Mitglieder mitnimmt", meint Stiegler. Und andere Großbaustellen wie die Sanierung des "Evangelischen Hauses" und allen voran die der Stadtkirche haben Stiegler und sein Team gemeistert. Gerade die gläserne Tür der zentralen Kirche spiegele für ihn das, was die Christengemeinde in Schwabach ausmacht: offen sein, durchsichtig, im Zeichen des Kreuzes. Nach 15 Jahren blieben vor allem Dankbarkeit für das gute Zusammenspiel zwischen den Menschen und die Erinnerung an eine von Gott gesegnete Zeit.

Volksnähe: Dekan zum Anfassen

Klaus Stiegler war immer ein Dekan zum Anfassen. "Nur so funktioniert es auch, so verstehe ich mein Dasein als Pfarrer", ist er überzeugt. Da wunderten sich manche Teilnehmer und Zuschauer bei Sportveranstaltungen wie der Challenge Roth, wo Stiegler Talar und Beffchen gegen kurze Hose und Stirnband eintauschte und den weltweit größten Wettkampf der Triathlon-Langdistanz mitmachte. Oder wenn er mit Frau Doris plötzlich bei Aufführungen des "Theatrum Mundi" in Schwabach auf der Bühne auftauchte und in andere Rollen schlüpfte als die, in den man ihn von der Kanzel her kennt. Stiegler konnte man auch einfach mal im Einkaufscenter treffen. "Dort habe ich ganz beiläufig Traugespräche geführt und einmal sogar jemanden davon überzeugen können, in die Kirche einzutreten", sagt Stiegler.

Regionalbischof in Regensburg: 300.000 Evangelische

Zweifelsohne ist Stiegler vieles von dem gelungen, was er anpackte. Was er auch den ehren- und hauptamtlichen Personen verdankt, die ihn auf dem Weg begleitet haben. Die evangelische Grundschule, das ist ein Projekt, das leider nicht vollendet werden konnte. Schwabach werde ihm sicher fehlen. "Ich war nach der Kindheit nie mehr so lange an einem Ort", sagt er.

Neben der Umstellung, in Schwabach eben noch für rund 60 000, in Regensburg dann für zirka 300 000 evangelische Christen verantwortlich zu sein, wird sich das erste Jahr als Regionalbischof für Klaus Stiegler nach vielen Jahren gemeinsamen Familienlebens auch ein bisschen wie das Studentenleben anfühlen: Da in Regensburg noch keine entsprechende Unterkunft frei ist, bezieht Stiegler dort erst mal für ein Jahr eine Zwei-Zimmer-Wohnung. Seine Doris und der jüngste Sohn Jakob bleiben also vorerst Schwabach erhalten.

Abschiedsgottesdienst

Am Samstag (6.7.) wird Klaus Stiegler als Dekan von Schwabach verabschiedet. Der Gottesdienst mit anschließendem Empfang beginnt um 15 Uhr in der Evangelischen Stadtkirche St. Johannes und St. Martin in Schwabach. Mehr Infos finden Sie auf der Website des Dekanats Schwabach.

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