Elisabeth Hartnagel, Schwester der wegen ihres Widerstands gegen die Nationalsozialisten am 22. Februar 1943 in München geköpften Geschwister Hans und Sophie Scholl, ist tot. Sie starb am 28. Februar, einen Tag nach ihrem 100. Geburtstag, teilte die Weiße Rose Stiftung am Sonntag in München mit. Elisabeth Hartnagel lebte in Stuttgart

Elisabeth Hartnagel wurde als Elisabeth Scholl am 27. Februar 1920 in Forchtenberg am Kocher (Hohenlohekreis) geboren. Ihre Geschwister Hans (geboren 1918) und Sophie (geboren 1921) waren Mitglieder der Widerstandgruppe Weiße Rose. Deren Einsatz und Tod hat Elisabeth Hartnagels Leben mitgeprägt.

"Ich habe mir damals einfach gewünscht, ich sei verrückt, ich würde mir das alles einbilden, es würde bestimmt nicht wahr sein", zitiert die Weiße Rose Stiftung Elisabeth Hartnagel über den Moment, als sie vom Tod ihrer Geschwister vom Titelblatt einer Tageszeitung erfuhr.

Sie selbst hatte nichts vom aktiven Widerstand der Geschwister gewusst.

Kurz nach der Beisetzung der Geschwister wurde die gesamte Familie Scholl - bis auf Bruder Werner, der Soldat in Russland war und 1944 fiel - in Schutzhaft genommen. Es traf den Vater Robert Scholl, die Mutter Magdalene, die Schwester Inge - spätere Inge Aicher-Scholl - und Elisabeth. Elisabeth erlebte schlimme Verhältnisse in der Haft und erkrankte schwer. Halt fand sie in der folgenden Zeit vor allem bei Fritz Hartnagel, dem ehemaligen Verlobten ihrer Schwester Sophie. Im Herbst 1945 heirateten sie. Fritz Hartnagel studierte Jura und wurde Richter. Das Ehepaar bekam vier Söhne, heißt es in der Mitteilung der Stiftung.

Hildegard Kronawitter, die Vorsitzende der Weiße Rose Stiftung, sprach den Familien Hartnagel ihre Anteilnahme aus: "Wir bewundern die Zeitzeugin und zollen ihr unseren großen Respekt für die besonnene und würdigende Art der Erinnerung an ihre von den Nazis ermordeten Geschwister."