Die Krankenhäuser in ganz Deutschland bereiten sich in diesen Tagen auf eine Welle an Corona-Patienten vor. Auch im Klinikum Bamberg hat man die Zahl an Intensivbetten aufgestockt und ein ganzes Stockwerk in eine Isolierstation umgewandelt.

Eine medizinische Fachangestellte, die nicht mit ihrem echten Namen genannt werden will, erzählt, was hinter den Kulissen passiert - und warum derzeit eine gespenstische Stille im Klinikum herrscht.

Wie bereitet sich das Klinikum Bamberg auf die steigende Zahl von Corona-Patienten vor?

Hannah O.: Alle Operationen, die verschoben werden konnten, haben wir verschoben, und wer entlassen werden kann, wird entlassen. Aufgenommen werden nur noch Notfälle. Das hat dazu geführt, dass von insgesamt fast 900 Planbetten nur noch rund die Hälfte belegt sind. Die übrigen Betten sollen für Corona-Patienten freigehalten werden.

Außerdem haben wir Stationen geschlossen und geräumt: Der gesamte siebte Stock ist nun in eine Isolierstation umgewandelt, mit Einzelzimmern und entsprechender Schutzkleidung. Die Intensivstation mit mehreren Dutzend Intensivbetten ist, soweit medizinisch vertretbar, geräumt und wird freigehalten. Für den Notfall können wir die Zahl der Intensivbetten für Patienten mit schweren Corona-Verläufen unterm Strich verdoppeln. Und patientenfernes Personal wie ich, ist geschult worden, um wieder Dienst am Patienten tun zu können. Wir sind jedenfalls gut vorbereitet. Jetzt heißt es: warten.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat von der "Ruhe vor dem Sturm" gesprochen. Genauso hört es sich bei Ihnen auch an.

Hannah O.: Ja. Es ist gespenstisch ruhig im Klinikum. Im Vergleich zu sonst sind ja, wie gesagt, sehr wenige Patienten bei uns. Besucher gibt es wegen der Corona-Beschränkungen auch nur noch wenige. Und es ist auch nur wenig Klinikpersonal zu sehen: Wir sollen jetzt noch - also vor den steigenden Zahlen an Corona-Patienten - Überstunden abbauen, einige von uns sind auch im Homeoffice.

Die Stimmung ist ruhig, aber auch angespannt. Denn die kommende Woche ist entscheidend.

Die Corona-Inkubationszeit liegt bei etwa zehn Tagen - in der kommenden Wochen könnten also Corona-Infizierte eingeliefert werden, die sich noch vor den Ausgangsbeschränkungen angesteckt und dementsprechend das Virus auch noch weitergetragen haben könnten. Bleibt es kommende Woche dagegen ruhig, dürfte es auch weiterhin ruhig bleiben. Denn wenn dann Corona-Infizierte zu uns kommen, hatten sie wegen der Ausgangsbeschränkung ja kaum noch Kontakt zu anderen.

Haben Sie Angst vor Zuständen wie in Italien oder Spanien, wo die Ärzte mit der Behandlung von Corona-Patienten kaum noch hinterherkommen?

Hannah O.: Vor einer Riesenwelle hat hier eigentlich keiner so richtig Angst. Die Gesundheitssysteme in Italien und Spanien sind ja auch nicht so gut aufgestellt wie hierzulande. Aber natürlich: Es werden mehr Corona-Patienten zu uns ins Klinikum kommen. Derzeit haben wir weniger als zehn Patienten, die positiv getestet wurden, und weniger als 20 Verdachtsfälle. Da sieht es in anderen Krankenhäusern in Bayern schon anders aus.

Aber Angst und Hysterie sind meiner Meinung nach fehl am Platz. Damit macht man sein Immunsystem erst so richtig angreifbar. Die Ausgangsbeschränkungen sind aber richtig, denn dadurch kann man den exponentiellen Anstieg an Corona-Infizierten eindämmen. Zu lange sollten die Beschränkungen aber nicht dauern, sonst sind unsere Krankenhäuser danach voll mit psychisch Kranken.