Der 1888 in Hersbruck geborene von Praun gilt als der einzige Vertreter der Pfarrer- und Beamtenschaft der bayerischen Landeskirche, der wegen Widerstands gegen das NS-Regime sein Leben verlor. Zweimal in zehn Jahren war der Direktor der Ansbacher Landeskirchenstelle, Friedrich von Praun, für seine klaren Worte gegen die Nazis denunziert worden. Erstmals am 3. Dezember 1934, als ein Pfarrer der NS-hörigen "Deutschen Christen" der NSDAP verriet, was von Praun am 7. Mai 1933 zu ihm gesagt hatte: "Was seid ihr Nationalsozialisten?Zusammengelaufenes Gesindel. Jetzt tun Sie mich nach Dachau."

Die Deutschen Christen verbreiteten diese belastende Aussage mit der Anspielung auf das KZ Dachau im Januar 1935 mit einer Flugschrift. Wie der Pfarrer und Historiker Björn Mensing recherchierte, blieb diese Anzeige für den NS-Gegner zunächst ohne gravierende Folgen, was wohl an der früheren Nähe des deutschnationalen Protestanten zu führenden Nationalsozialisten vor dem Hitlerputsch von 1923 und am Schutz durch Landesbischof Hans Meiser lag.

Immer auf Distanz zu den Nazis

Jedoch bestätigen auch andere Quellen, dass von Praun ab der "Machtergreifung" seine Distanz zeigte. Im März 1934 gab er bei antisemitischen Boykottaktionen der Nazis seiner Heimatstadt Ansbach den entscheidenden Impuls zum Protest der Kirchenleitung beim NSDAP-Ministerpräsidenten: "Die Mitmenschen warten darauf, dass einer den Mut aufbringt, gegen diese Demagogie Widerstand zu leisten." Unter dem Eindruck eines Bombenangriffs im August 1943 auf Nürnberg soll er dann gesagt haben, dass "nun nicht mehr Göring, sondern nur noch Gott helfen" könne. Von Praun, der den Hitlergruß bis zum Lebensende verweigert hatte, wurde von einer jungen Nationalsozialistin denunziert und stand wegen "Heimtücke" am 4. April 1944 vor Gericht.

Der Richter am Sondergericht beim Landgericht Nürnberg-Fürth, Rudolf Oeschey, überwies den Fall wegen des Verdachts auf "Wehrkraftzersetzung" an den Volksgerichtshof. Zwei Wochen später, am 19. April, war von Praun tot. Vermutlich hat er sich in seiner Zelle das Leben genommen. "Auch wenn Zweifel an der offiziellen Version Selbstmord berechtigt sind, so deutet doch vieles darauf hin, dass der Kirchenjurist sich unter dem Druck des drohenden Todesurteils selbst das Leben nahm", meint Mensing. Weder der damalige Landesbischof Hans Meiser noch nachfolgende Kirchenvertreter hatten von Prauns Widerstand und Schicksal in den Jahren danach eingehend öffentlich gewürdigt.

Im Saal 600 gewürdigt

An deren Stelle sprach am 4. April im Saal 600 des Memoriums Nürnberger Prozesse der Nürnberger Regionalbischof Stefan Ark Nitsche von einem Lernprozess des Erinnerns und Verarbeitens der evangelischen Landeskirche, der lange gedauert habe. "Auch in der ELKB brauchte es sein Zeit, bis sich die Erkenntnis durchsetzte, dass man mit Friedrich von Praun eine Leitungsperson in den eigenen Reihen hatte, die man ohne Übertreibung auch einen aufrechten Zeugen nennen kann, des letztendlichen Widerstehens gegen die Versuchung auszuweichen, sich anzupassen, mitzulaufen", erklärte Nitsche vor rund 150 Zuhörern bei einer öffentlichen Gedenkveranstaltung. Zwar habe Meiser in seinem Bischofsbericht bei der ersten Nachkriegstagung der Landessynode im Juli 1946 in Ansbach noch an Friedrich von Praun als "den treuen Mann, der, heimtückischem Verrat zu Opfer fallend, um seiner unbeugsamen Haltung willen ins Gefängnis verschleppt wurde" erinnert.

Danach folgte aber langes Schweigen der Kirchenleitung. Immerhin wurde 1957 beschlossen, ein Porträt von ihm in der Landeskirchenstelle aufzuhängen. Einzig in einem kurzen Beitrag über die Entstehung und Entwicklung der Landeskirchenstelle in den Nachrichten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern würdigte der Jurist Wilhelm von Ammon 1962 seinen Vorgänger als "aufrechten, kompromisslosen Gegner des Nationalsozialismus". 2008 verlieh die Landeskirche der Historikerin und Journalistin Jutta Neupert den Wilhelm Freiherr von Pechmann-Preis für ihre Fernsehdokumentation "Gottvertrauen und Zivilcourage - Evangelische Opfer des NS-Regimes". Eine der fünf im Film porträtierten Personen ist Friedrich von Praun. In Ansbach erinnert erst seit dem Jahr 2012 eine auf Beschluss des Landeskirchenrats hin angebrachte Tafel an der Landeskirchenstelle an das NS-Opfer Friedrich von Praun. Im Oktober 2012 benannte der Landeskirchenrat dann das Dienstgebäude der Landeskirchenstelle nach ihm. In jenem Jahr förderte die Landeskirche auch den Druck der ersten Monografie über Friedrich von Praun aus der Feder seines Großneffen Hasso von Haldenwang.

Feier zum Todestag am 19. April

Am 75. Todestag von Friedrich von Praun, Karfreitag, 19. April, um 15 Uhr wird Kirchenrat Dr. Björn Mensing im Gottesdienst der Evangelischen Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau an den widerständigen Protestanten erinnern. Das Gedenken wird mit der Uraufführung einer musikunterlegten Szenischen Rezitation aus Originalquellen aus dem Umfeld des politischen Verfahrens gegen Friedrich von Praun gestaltet. Die Musik zur Rezitation hat Franz Wich komponiert. Der Pfarrer und Musiker stellt musikalische Bezüge zur Passion Jesu her. Aufgeführt wird das Werk vom vierstimmigen Männerchor Arte Choralis Michaelis unter Leitung von Franz Wich.