Gerade in diesen kalten Tagen ist die seit 1984 bestehende Ökumenische Wärmestube - eine Einrichtung von Caritas und Stadtmission in Nürnberg - eine immer wichtiger werdende Anlaufstelle. In sie kommen Menschen von den "Brennpunkten" in der Stadt, die durch Jobverlust, nicht überwundene Trennung, Suchtprobleme oder eine psychische Erkrankung irgendwann in ihrem Leben aus der Bahn geworfen wurden und nicht mehr in die Spur kamen. "Viele haben sich weitgehend aufgegeben und leben ziellos in den Tag hinein", erklärt Wärmestuben-Leiterin Manuela Bauer.

Da würden klare Öffnungszeiten der Einrichtung bereits Stress und Organisationsaufwand bedeuten, der für einige nicht mehr machbar sei. "Sie bleiben dann einfach fern", erklärt Bauer.

Dabei sind die Regeln auf den ersten Blick gar nicht mal so schwierig: Seit zwei Monaten öffnet die Einrichtung von 9.30 bis 12.45 Uhr und nachmittags von 13.45 bis 17.00 Uhr. Maximal 70 Personen dürfen sich immer gleichzeitig in der gemütlich ausgestatteten Tagesstätte aufhalten, jedem Hilfesuchenden wird einmal täglich Zutritt gewährt. Wie viele Personen sich gerade in der Stube aufhalten, darüber wachen zwei Mitarbeiter eines Security-Dienstes.

"Wir kennen die meisten Besucher schon seit Jahren und pflegen einen respektvollen Umgang", erklären die beiden Männer. "Bei uns arbeiten nur Sicherheitskräfte, die auf unser Klientel geschult sind", erklärt Bauer.

Das sei sehr wichtig, denn die Besucher der Wärmestube kämen ja in der Regel nicht "tiefenentspannt" herein, sondern brächten ein ganzes Bündel an Frust, Trauer oder Wut mit.

Morgens gibt es Frühstück, mittags eine warme Mahlzeit, ab 16.15 Uhr dann eventuell Reste und Abendbrot. Bei unserem Besuch an einem Novembernachmittag sind noch Nudeln und Tomatensoße ausreichend vorhanden, die Manuela Bauer mit der Schöpfkelle in die Teller portioniert und in der Schlange vor der Ausgabetheke verteilt. Kollegin Manuela Zens richtet Wurst und Käse an, Brot kann sich jeder an einer eigenen Station nehmen.

Die Mitarbeiter von Stadtmission und Caritas leisten neben der Grundversorgung auch Sozialberatung für die Hilfeleistenden. Die Einrichtung ist für Hunderte regelmäßige Besucher deren Poststelle. Zahlreiche Ehrenamtliche sind bei der Essensausgabe und beim Spülen dabei und organisieren den Ablauf an den Duschen, die nach Gebrauch desinfiziert und mit frischen Handtüchern und Seife bestückt werden.

Einer der Freiwilligen ist Michael Erpel, der zwar in Bamberg jobbt und in seiner Freizeit die Internet-Radiosendung "Yesterhits" auf Antenne Thüringen gestaltet, aber seit drei Jahren auch immer wieder in der Ökumenischen Wärmestube mit anpackt. "Ich war nach meiner Scheidung kurz davor, auf der Straße zu landen", erinnert er sich an seine Lebenskrise.

Männer wie Erpel sind es, die in der Stube gebraucht werden. "Ehrenamt bei uns leisten, das ist schon was für Menschen, die sich selbst in die Lage unserer Besucher hineindenken können", bekräftigt Manuela Bauer. Wer sich hier aufwärmt und seinen Hunger stillt, der ist meist still, in sich gekehrt, will sich vielleicht nicht unterhalten. Andere werden sentimental oder auch mal aggressiv. Einfühlsamkeit hat bei solchen Personen noch einmal eine andere Qualität.

Was aber auch seine guten Seiten hat. "Hier in der Wärmestube können wir ganz offen reden und kein Blatt vor den Mund nehmen", meint Bauer. Dabei komme es auch immer wieder zu schönen Situationen: Kleine Momente der Dankbarkeit und der Rührung, wenn die Hilfe oder das gute Wort eben direkt ins Herz trifft.

Das war bis vor dem 23. September, als erstmals die Zugangsregelungen in Kraft traten, nicht immer so. Seit 2010 war die Besucherzahl in der Tagesstätte um fast 40% gestiegen, damit auch das Konfliktpotential in den engen Räumen. Wenn in der für etwa 80 Gäste ausgelegten Wärmestube vor allem in den Wintermonaten weitaus mehr Menschen in die Notstätte strömten und die Terrasse am Gebäude nicht als Aufenthalts- und Verzehrbereich genutzt werden konnte, dann schlug sich das auch negativ auf die Stimmung im Haus nieder. "Jetzt ist der Alltag in der Wärmestube etwas entspannter", meint Manuela Bauer.

Hoffen auf Erweiterung

Noch besser wäre es freilich, wenn man das Angebot auch räumlich erweitern könnte. Seit rund drei Jahren bemühe man sich im Schulterschluss mit der Stadt Nürnberg um eine geeignete, zweite Anlaufstelle. Die Suche ist schwierig: "Zum einen muss die Lage passen, ein solches Haus sollte zentral zu erreichen sein und in einer Gegend stehen, in der es nicht weiter stört. Zum anderen ist nicht jeder potenzielle Vermieter begeistert wenn er hört, zu welchem Zweck seine Immobilie genutzt werden soll", sagt Bauer.

Eine Lösung ist in Sichtweite: Direkt neben der Wärmestube steht ein Lagerhaus des Servicebetriebs Öffentlicher Raum (SÖR). Maschinen, Werkzeuge und  Baumaterialen könnten theoretisch auch in einem anderen öffentlichen Gebäude untergebracht werden, während die Wärmestube gerne die Räume beziehen würde. "Man wäre Tür an Tür, könnte unsere Küche mit nutzen", schlägt Bauer vor. Die Stadtratsfraktion der Grünen hat bereits einen entsprechenden Antrag eingebracht, der allerdings noch auf die Behandlung wartet.

Egal, ob es eine Erweiterungslösung gibt: In der Ökumenischen Wärmestube geht es erst einmal weiter wie bisher. Das Team sei gut eingespielt, die Abläufe geregelt. Wenn es die Stube nicht gäbe? Manuela Bauer schluckt. "Dann würden noch mehr Menschen auf der Straße leben, betteln, Passanten belästigen oder sonstigen Unfug machen als ohnehin schon." Die Wärmestube wird gebraucht.