Sie war schon die Begleitdame ihrer Mutter und Brautpage - dieses Jahr spielt Stephanie Müller die Hauptrolle bei der Landshuter Hochzeit. Sie schlüpft in die Rolle der Königstochter Hedwig aus Polen, die den Herzogssohn Georg heiraten muss. Heiratspolitik nannte man das damals. Stephanie Müller dagegen ist überaus glücklich, diese Rolle übernehmen zu dürfen.

Frau Müller, Sie haben schon früh Verantwortung in der evangelischen Jugend übernommen. Was bedeutet Ihnen das Evangelisch-Sein?

Stephanie Müller: Schon damals hat es mir viel Spaß gemacht, dass ich gleich nach der Konfirmation 2011 in die evangelische Jugend gegangen bin. Irgendwann durfte man dann Jugendbetreuer werden. Wir haben Kinderfreizeiten mit Zelten und so organisiert, das war eine intensive Zeit. Die Zusammenarbeit mit Pfarrer, Jugenddiakon und ehrenamtlichen Mitarbeitern war etwas Schönes. Und das hat sich, glaube ich, auch in den Freizeiten widergespiegelt.

Was haben Sie für sich persönlich mitgenommen?

Müller: Ich bin daran gewachsen. Man lernt, wie man eine Freizeit organisiert. Dabei geht es aber vor allem um Zwischenmenschliches, was man daraus mitnimmt. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass ich das gemacht habe.

"Das ist, als bekäme man Millionen Likes."

Sind Sie eine Macherin?

Müller: Es ist einfach schön, wenn man etwas gestalten kann und auch spürt, wie gut das ankommt. Man macht es ja nicht für sich, sondern für die anderen

Sind Sie eine Rampensau?

Müller: Es gefällt mir, im Vordergrund zu stehen. Das muss ich auch für meine Rolle als Braut.

Zigtausende Menschen werden Ihnen zuwinken. Schon Lampenfieber?

Müller: Ich weiß es schon seit März, dass ich die Rolle bekomme. Die Vorfreude überwiegt auf jeden Fall. Ich habe schon immer auf die Hochzeit hingefiebert, weil ich ja immer im Vorbereitungsteam war.

Stephanie Müller spielt heuer bei der Landshuter Fürstenhochzeit die Braut.
Stephanie Müller spielt heuer bei der Landshuter Fürstenhochzeit die Braut.

Was bedeutet es eigentlich, die Prinzessin sein zu dürfen?

Müller: Das ist eine Wahnsinnsehre. Nicht nur für mich, sondern für die ganze Familie, weil es die jahrelange ehrenamtliche Arbeit würdigt. Schon mein Großvater war im Vorstand. Als ich 1997 während der Landshuter Hochzeit geboren wurde, hat meine Mutter mich im Alter von sieben Tagen schon mit in den Abschlussgottesdienst genommen. Mit vier und acht Jahren spielte ich in der Kindergruppe, mit 12 Jahren war ich bei meiner Mama als Begleitdame dabei. Beim letzten Mal war ich Brautpage.

Haben Sie damit gerechnet?

Müller: Nein. Ich hatte mich als Edeldame beworben. Für einen Pagen war ich schon zu alt. Aber Edeldame war das, was in meinem Alter infrage kommt. Und dann gab es die Überraschung, als sie vor meiner Tür standen, um mich zu fragen, ob ich die Prinzessin spielen möchte. Das war einfach wunderbar.

"An die Krone muss man sich erst gewöhnen"

Wie haben die Freunde reagiert?

Müller: Ich wusste es ja schon drei Wochen vorher, dass ich die Prinzessin spiele, durfte aber nichts sagen. Und an dem Tag, als es bekannt gemacht wurde, war das sofort überall in den Medien. Ich steckte im Kostüm und hatte mein Handy nicht dabei. Meine Schwester hat dann nur gesagt: "Mein Gott, du hast so viele neue Nachrichten." Das ist, als bekäme man Millionen Likes. Alle Freunde hatten sofort geschrieben.

In welcher Haltung wollen Sie vor das Volk treten?

Müller: Ich will es so gut machen, wie es geht. Aber ich will auch normal und ich selber bleiben. Wenn man an den historischen Background denkt, dann dürfte die Braut alles andere als glücklich gewesen sein: Sie wurde von ihren Eltern nach Deutschland geschickt, um einen wildfremden Mann zu heiraten. Für mich ist es anders: Ich repräsentiere Landshut und das möchte ich den Zuschauern zurückgeben. Es ist wichtig, dass ich lache und zeige, dass ich es gerne mache.

Wie war die Kostümprobe?

Müller: Man zieht das Kostüm an, auf das man immer nur hochgeschaut hat. Und dann hat man es plötzlich selber an. Das ist der Moment, wo man realisiert, dass man diese Rolle wirklich spielen darf. Aber ansonsten ist der Stoff relativ schwer, man steht aufrechter damit. Auch an die Krone muss man sich erst gewöhnen.

Hintergrund: Die Landshuter Hochzeit

Die Landshuter Hochzeit ist ein historisches Fest, das alle vier Jahre im Sommer in der niederbayerischen Stadt aufgeführt wird. Sie soll an die prunkvolle Vermählung des Wittelsbacher Herzogs Georg des Reichen von Bayern-Landshut mit der polnischen Königstochter Hedwig im Jahr 1475 erinnern. 

Dieses Jahr findet die historische Hochzeit vom 30. Juni bis 23. Juli statt. An jedem Wochenende zieht ein großer Festzug durch die Altstadt. Rund 2.500 Menschen verkleiden sich als Kaiser, Fürsten, Gesandte und Bettler und marschieren mit. Der Festzug zieht mehr als eine halbe Million Besucher an. Organisiert werden die Feierlichkeiten vom Verein Die Förderer e. V.