Fast eine Woche lang hat Melanie Ott im Hersbrucker Dekanatsjugendheim Grafenbuch Ende Oktober ein Dutzend angehender Jugendleiter ausgebildet, die nach ihrer Konfirmation hier einen Grundkurs absolvierten und bald in ihren Heimatgemeinden für die Jugendarbeit da sein wollen. Methoden der PuK-Botschafter werden auch hier angewandt.

Heute denken sich die Jugendlichen einen potenziellen Adressaten aus: "Otto" ist 15 Jahre alt, geht aufs Gymnasium, sein Papa ist Landwirt, er tanz als "Kerwabou" um die Kirchweihfichte, regelmäßig schnürt er sich seine Schuhe, Größe 52, zum Fußballspielen.

"Wie kriegen wir Otto dazu, eine unserer Veranstaltungen zu besuchen?", fragt Melanie in die Runde. Die Ideen sprudeln. Am Ende steht ein Fußballturnier der evangelischen Jugendgruppen im Raum, für das man in den Schulen und bei den Landjugenden werben könne. "Und was braucht ihr als Jugendleiter, um gut arbeiten zu können?", fragt Melanie weiter. Vom Klebeband für selbstgemalte Plakate bis hin zur E-Mail-Adresse schießen die Vorschläge schnell aus den Mündern.

Von Kindheit an in der Kirche verwurzelt

Melanie notiert alles auf zwei Tafeln an der Wand. Noch vor wenigen Jahren saß die junge Frau, die in Nürnberg Grundschullehramt studiert, selbst im Schulungsraum und hörte einem Größeren zu. Mittlerweile sitzt sie im Leitenden Kreis des Landesjugendkonvents der evangelischen Jugend in Bayern, der Job der PuK-Jugendbotschafterin kommt jetzt eben noch oben drauf. "Ich fühle mich in der Kirche eben schon seit der Kindheit wohl und bringe mich gerne ein", sagt Melanie. Das sei schon in der Kindheit in Ottensoos so gewesen, als sie in den Kindergottesdienst ging. Den gibt es in dieser Form und Regelmäßigkeit mittlerweile leider nicht mehr. Zwar sind engagierte Erwachsene da, aber zu wenige Kinder. "Da muss man eben nach anderen Wegen suchen. Vielleicht einen einmaligen Aktionstag schaffen. Oder die Nachbarn ins Boot holen und etwas Größeres auf die Beine stellen", erklärt sie. Und beschreibt damit auch, worum es in ihrem neuen Zusatz-Ehrenamt eigentlich geht.

Hilfe zur Selbsthilfe – das sei der Job der PuK-Jugendbotschafter, die von der Landesjugendkammer der Evangelischen Jugend in Bayern zwei Tage lang auf der Nürnberger Burg auf Initiative ehrenamtlicher junger Erwachsener in der ejb mit entgegenkommender Unterstützung und Kooperation mit dem PuK-Projektbüro ausgebildet wurden. Die Botschafter sprechen dabei nicht nur für die Jugend, sondern helfen der Jugend vor Ort, ihre Stimme zu finden. "Pauschale Lösungen gibt es nicht, man muss sich maßgeschneiderte Konzepte überlegen. Und das vor allem gemeinsam tun", ist Melanie überzeugt. Ein "Das haben wir doch schon immer so gemacht" dürfe nicht die Maxime sein, wenn man Erfolg haben wolle.

Zielgruppen müssen adäquat angesprochen werden

Dabei sei die Palette der Möglichkeiten groß, wenn man nur mal ein bisschen kreativ werde: Stammtisch für junge Erwachsene mit politischen und religiösen Themen, Sportangebote und Yoga, Freizeiten für junge Männer und Frauen, Hütten- und Naturangebote – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. "Hauptsache, man kommt zueinander. Zielgruppen müssen adäquat angesprochen werden. Das läuft anders als vor 50 Jahren", meint Melanie. Konvente, Kammern, Dekanate und Gemeinden können sich ab sofort beim Amt für evangelische Jugendarbeit um den Besuch eines PuK-Jugendbotschafters bewerben. "Der kommt dann tage- oder sogar projektweise, setzt sich mit den Betroffenen an den Tisch, gibt Informationen zum Prozess weiter und überlegt mit der Gruppe vor Ort, was sie sich von Kirche in Zukunft wünscht und welche konkreten Schritte gegangen werden können", erklärt Referentin Christina Frey-Scholz. Der kirchliche Reformprozess sei in vielen Jugendwerken und Dekanaten noch nicht richtig angekommen.

INFO

Für die Koordination und Buchung der PuK-Jugendbotschafter der Landeskirche ist das Nürnberger Amt für evangelische Jugendarbeit zuständig.
Auskunft erteilt Ilona Schuhmacher, Referentin für Grundsatzfragen, schuhmacher@ejb.de