Mit Pandemien haben die Aktiven beim Roten Kreuz schon reichlich Erfahrungen gemacht. "In einem Bereich wie dem unseren ist es niemals ausgeschlossen, sich mit einem Virus oder Bakterium zu infizieren", sagt Thorsten Trütgen vom DRK-Kreisverband im rheinland-pfälzischen Ahrweiler. Gerade in den letzten 20 Jahren habe es immer wieder Kontakt zu kritischen Keimen und Erregern gegeben, etwa dem Krankenhauskeim MRSA oder dem Norovirus. Diese Erfahrung helfe jetzt in der Corona-Krise.

In fast 4.300 Ortsvereinen bundesweit sind mehr als 600.000 Menschen haupt- oder ehrenamtlich im Deutschen Roten Kreuz (DRK) aktiv.

Dass es die humanitäre Organisation gibt, ist dem Schweizer Henry Dunant zu verdanken: 1859 organisierte er spontan eine Hilfsaktion für die bei der Schlacht von Solferino verwundeten Soldaten. An Dunants Geburtstag, dem 8. Mai, wird alljährlich der Weltrotkreuz- und Rothalbmondtag gefeiert.

Beim Roten Kreuz, denken viele, geht es in erster Linie um den Rettungsdienst. Doch dem ist nicht so. Der Wohlfahrtsverband ist auf vielen Feldern aktiv. Er betreibt Krankenhäuser und Altenheime und Kitas, er engagiert sich in der Behinderten-, Flüchtlings- und Obdachlosenhilfe. "Wir kämpfen um jedes einzelne Leben, ohne Ansehen von Herkunft oder Geschlecht", sagt Ralph Hoffert, Vorstand des DRK Herten in Nordrhein-Westfalen.

Hoffert ist seit fast 30 Jahren im DRK Herten aktiv. Ursprünglich kommt der 56-Jährige aus der evangelischen Jugendarbeit. Soziale Fragen, sagt er, waren ihm immer wichtig. Nach dem Abitur studierte er Wirtschaftswissenschaften, wobei ihn das "trockene Zahlenwerk" alleine nie interessiert hat:

"Ich wollte mein Wissen mit sozialen Fragen verbinden." Während des Studiums absolvierte Hoffert eine Ausbildung zum Rettungsassistenten. Dabei erkannte er: "Im DRK kann ich Wirtschaft und Hilfe am Menschen optimal verbinden."

Das pandemiebedingte Krisenjahr 2020 bedeutet für das Rote Kreuz eine immense Herausforderung, und zwar sowohl für die Haupt- als auch für die Ehrenamtlichen. "Alles, was ich normalerweise mache, fällt weg", erzählt Michael Schwarz, der sich seit 2004 ehrenamtlich beim Kreisverband Würzburg des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) engagiert. Der 45-Jährige ist in der Erste-Hilfe-Ausbildung und im Sanitätsdienst tätig: "Wir sichern zum Beispiel Konzerte oder Sportveranstaltungen ab." Das ist derzeit nicht nötig. Doch Schwarz hat ein neues Engagementfeld gefunden: Er kauft für Menschen in Quarantäne Lebensmittel und Haushaltswaren ein.

Menschen in akuter Not zu helfen, ist für einen Rotkreuzler das oberste Gebot, meint Schwarz, der sich in seiner Freizeit jährlich bis zu 700 Stunden im Geiste von Henry Dunant engagiert. Für Schwarz ist der Gründer des Roten Kreuzes eine faszinierende Figur: "Dunant hat nicht danach gefragt, wer ihm gegenübersteht, er hat einfach geholfen, damit brach er damals ein Tabu."

Wer im Rettungsdienst mit schwer kranken Patienten zu tun hat, muss stets gewahr sein, dass er sich etwas "einfängt".

Diese Gefahr, sagt Trütgen, Pressesprecher des DRK-Kreisverbands im rheinland-pfälzischen Ahrweiler, ist alles andere als neu: "Unser Rettungsdienst, der oft an vorderster Front den ersten Kontakt hat, ist entsprechend routiniert."

Ein Rotkreuzler bringe nicht nur Idealismus mit, er sei auch gut ausgebildet, sagt Trütgen. "Im hauptamtlichen Bereich verfügen wir über hoch qualifizierte Fachkräfte, teilweise mit Zusatzausbildungen, etwa zum staatlich geprüften Desinfektor. Ein Mitarbeiter des Kreisverbands Ahrweiler ist Hygienetechniker: "Er beurteilt während der Corona-Krise ständig unsere Maßnahmen."