Armin Hanika ist keiner, der auf einen Trend aufspringt. Freilich ist "Klimaschutz" derzeit in aller Munde, und Politik und Wirtschaft sind bestrebt, sich möglichst "grün" darzustellen. Doch der Gedanke, entgegen der Tradition eine akustische Gitarre eben nicht aus dem Holz eines Regenwald-Baums zu bauen, sondern aus einem, der um die Ecke wächst, schwebt dem seit 1980 in den väterlichen Betrieb hineingewachsenen Hanika schon lange vor. Bereits 1990 hatte es aus dem Hause Hanika eine Öko-Gitarre aus Kirschholz und Mooreiche gegeben, die sich jedoch nicht durchsetzen konnte.

"Trotzdem ließ mich der Gedanke nie los, dass für unsere Gitarren Bäume in Dritte-Welt-Ländern abgeholzt werden und über endlose Transportwege in unsere Werkstatt kommen", meint der Chef über 22 Mitarbeiter, die rund 2.200 Konzertgitarren im Jahr in 220 Arbeitsschritten fertigen.

Vor wenigen Jahren kam dann der Kontakt zu einem Netzwerk "Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand" zustande, das nach einem Instrumentenbauer suchte. Das passende Umfeld, um bald in Kontakt zur TU Dresden zu treten. Dort fand Hanika ein offenes Ohr für seine Idee, heimische Hölzer durch Wärmebehandlung so zu bearbeiten, dass sie sich für den Bau von Gitarren nicht nur eignen, sondern sogar diesen qualitativ vorantreiben.

"Die Zusammenarbeit beruht auf Gegenseitigkeit. Ich investiere Zeit und Geld in das Ausprobieren verschiedener Hölzer für die Gitarrenteile, die Universität hat den Forschungsaufwand und kann daraus Ergebnisse vorweisen", beschreibt Hanika diese "Win-win-Situation". Und das Beste: Entgegen dem Klischee, "Klimaschutz muss man sich auch leisten können", kosten die Öko-Gitarren nicht mehr als die anderen Modelle.

Immer noch am Ausprobieren

Hanika-Gitarren gibt es in drei Preisklassen zwischen rund 800 und 10.000 Euro. Die Kunden sind meist Konzert- oder Flamenco-Gitarristen, meist Profis, darunter als prominentester Vertreter sicherlich Liedermacher Reinhard Mey, der das Modell 1a PF mit einer Decke aus Fichtenholz spielt. Hanika erklärt anhand der 56 AFN, einer Gitarre des mittleren Preissegments, wie viel Heimat darin steckt: Die Decke ist aus thermo-modifizierter Fichte, Boden und Zargen aus Ahorn, der Hals aus Kirsche, die dunklen Streifen der Verstärkung aus Elsbeere, Griffbrett und Steg aus Pflaume. Alle Teile wurden in unterschiedlichen Wärmestufen behandelt. "Wir sind noch lange nicht am Ende, probieren vieles aus", erklärt Hanika.

Und es ist auch noch viel Überzeugungsarbeit bei eingefleischten Gitarristen zu leisten: Ursprünglich stammen Konzertgitarren aus dem spanischen Raum, wo sich einst die Meinung etabliert hat, dass gute Gitarren aus dunklen Tropenhölzern gebaut werden müssen. Warum dieses Holz besser geeignet ist, sei mittlerweile erforscht – da spielen viele Parameter wie die Faserung, die Festigkeit oder der Trocknungsgrad eine Rolle, die nun eben auch Teil der Forschung sind. Diese leistet darüber hinaus einen Beitrag dazu, ein ganz pragmatisches Problem der Tropenhölzer zu lösen.

Das für den Gitarrenbau beliebte Ebenholz aus Sri Lanka beispielsweise, das schon Stradivari für seine Geigen zu schätzen wusste, stirbt aus, der Handel mit qualitativ ähnlichem Holz aus Madagaskar unterliegt strengen Auflagen. Es macht also schlichtweg auch Sinn, heimisches Holz entsprechend zu behandeln und dann zu verarbeiten.

"Ich möchte Instrumente bauen, die dem Musiker nach etwas Nachdenken eine echte Entscheidungsalternative bieten", sagt Hanika. Gitarrenbauen, das sei zwar in erster Linie rationales Handwerk. Jedoch: "Wenn meine Instrumente in den Händen arrivierter Musiker dann klingen, das geht über das Erfassbare hinaus und inspiriert mich tief."