Allein der Gedanke an das unangenehme Zahnbohrer-Geräusch lässt viele von uns erschaudern. Doch der Zahnarztbesuch kann etwas Gutes mit sich bringen. Vorausgesetzt man hat Gold im Mund. "Mir war eine Krone kaputtgegangen, ich saß auf dem Behandlungsstuhl. Der Zahnarzt übergibt mir in einem kleinen Plastiktütchen die kaputte Krone", erzählt ein Patient des Fürther Zahnarzt Horst Schellenberger.

Der Zahnarzt erklärt dem 50-Jährigen dann, er habe jetzt zwei Möglichkeiten. Er könne das ausgediente Zahngold zum Alt-Goldhändler bringen und ein paar Euro dafür bekommen oder es spenden. "Sie können mir glauben, damit wurden schon zahlreiche Hilfsprojekte realisiert. Einfach faszinierend, was man mit ausgedientem Zahngold alles schaffen kann", schwärmt Schellenberger.

Wer sich dafür entscheidet, das Altgold zu spenden, hat zwei Optionen.

"Entweder gleich beim Zahnarzt lassen, dieser leitet das Zahngold entsprechend weiter oder selbst bei der Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für Lepra- und Notgebiete einreichen", ergänzt der Nürnberger Paul Festl. Er ist ebenfalls Zahnarzt, mittlerweile im Ruhestand, und Kurator in der Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für Lepra- und Notgebiete mit Sitz in Göttingen.

"Viele Zahnärzte haben dafür extra Versandtüten", erklärt er. In diesen befinden sich zudem Flyer. "In diesen Flyern der Stiftung liegt jeweils ein Zettel, diesen sollten Zahngold-Spender ausfüllen. Damit es keine anonyme Spende ist", erklärt Paul Festl. "Das hat was mit dem Finanzamt zu tun", lächelt der ehemalige Zahnarzt. Außerdem können Spender damit eine Spendenbescheinigung erbeten.

Das gesammelte Zahngold wird dann nach Göttingen gesandt. "Das Zahngold wird dann gewogen. Die Stiftung arbeitet dabei eng mit Heraeus zusammen". Heraeus gehöre zu den führenden Scheideanstalten und Herstellern von Barren aus Gold, Silber, Platin und Palladium, berichtet der Nürnberger Festl. Das Zahngold wird schließlich geschmolzen.

Der Erlös kommt hilfsbedürftigen Menschen auf der ganzen Welt zu Gute.

Dank Spenden in Höhe von ungerechnet bisher rund 30 Millionen Euro konnte die Stiftung bis heute mehr als 1.000 Hilfsprojekte in über 60 Ländern realisieren. "20 Prozent davon gehen in Lepra-Gebiete. Die restlichen 80 Prozent in andere Länder dieser Welt, die eben finanzielle Unterstützung benötigen", erklärt der Kurator der Stiftung.

Eins dieser Länder ist Kenia. "Dort in Thika betreue ich sogar selbst ein Hilfsprojekt. Im Auftrag der katholischen Pfarrei St. Marien in Nürnberg-Katzwang leite ich dieses ehrenamtlich", erklärt Festl. "Wir haben mit Hilfe der Spenden zum Beispiel eine Schule gebaut."

Allein in Kenia seien es an die 1.300 Kinder und Jugendlichen, die man in der schulischen oder beruflichen Ausbildung unterstütze, erzählt Festl, der im Juni 2010 zudem die "Dominicus-Patenschaften gUG" gegründet hat. "Das letzte große Projekt, was wir durch die Stiftung finanzieren konnten, ist das St. Matia Mulumba Mission Hospital. Hier stecken 600.000 Euro drin. Insgesamt 120 Betten, zwei Operationssäle und eine Ambulanz, in die täglich rund 100 Patienten zur Versorgung kommen".

Knapp 1.000 HIV-Positive erhalten kostenlos Medikamente.

Mithilfe der Zahngold-Spenden hat die Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für Lepra- und Notgebiete pro Jahr 500.000 bis 600.000 Euro zur Verfügung, um Menschen auf der ganzen Welt zu helfen, gibt sie an. "Nachdem nicht mehr so viel Gold eingesetzt wird, sondern eher Keramik oder Kunststoff, ist das ein bisschen rückläufig", stellt Paul Festl fest. "Aber man weiß ja, wie viel Gold in den letzten zehn bis zwanzig Jahren im zahnärztlichen Bereich eingesetzt wurde. Das heißt: Wir können auch noch in den kommenden Jahren mit Alt-Zahngold Gutes tun".