Der evangelische Pfarrer Klaus Dotzer hat sieben Jahre in Kenia gelebt. Seit Januar 2019 leitet der 57-Jährige das Afrikareferat von Mission EineWelt in Neuendettelsau. In seinem Gastbeitrag beschreibt er die Folgen von Covid-19 in Afrika und erklärt, wo er die Chancen für die Weltgemeinschaft sieht.

Leben in Kenia

Als ich im Herbst 2019 seit fast zwanzig Jahren wieder Kenia besucht habe, war ich überrascht! Um die Jahrtausendwende hatte ich dort sieben Jahre lang als Pfarrer gearbeitet. Und jetzt begegnete ich Menschen, die sich wirtschaftlich deutlich weiterentwickelt hatten, die ganz selbstverständlich mit ihren Smartphones untereinander und mit der Welt vernetzt waren, die sichtbar mehr Wohlstand und vor allen Dingen auch gewachsenes Selbstvertrauen zeigten.

Der "Bericht zur menschlichen Entwicklung 2019" der Vereinten Nationen bestätigte meine Eindrücke. Alle gängigen Entwicklungsindikatoren wie Lebenserwartung, Schulbesuch, medizinische Versorgung und Pro-Kopf-Einkommen haben sich verbessert. Kenia hat sich in den letzten 20 Jahren rasant entwickelt. Und das gilt im Durchschnitt auch für den afrikanischen Kontinent. In den ersten Jahren unseres Jahrtausends hat es eine noch nie da gewesene Anzahl an Menschen still und leise geschafft, den schlimmsten Auswirkungen von Armut, Hunger und Krankheit zu entkommen und sich einen Lebensstandard zu erarbeiten, der mehr ist als nur überleben.

Warum schreibe ich das? - Weil mir auch heute immer noch zu viele Menschen begegnen, die diese Erfolgsgeschichte gar nicht zur Kenntnis genommen haben. Menschen, die immer noch das Bild eines in Armut und Katastrophen feststeckenden Kontinents im Kopf haben. Aber Afrika steckt nicht fest. Und Afrika ist auch nicht arm. Afrika entwickelt sich. In seinem ganz eigenen Tempo.

Afrika antwortet auf Corona!

Schneller als in vielen anderen Ländern haben afrikanische Regierungen drastische Maßnahmen ergriffen, die Ausbreitung des Virus zu unterbinden. Sie haben Grenzen und Flughäfen geschlossen, haben Großveranstaltungen und Gottesdienste verboten, Notstandsgesetze erlassen, Ausgangssperren verhängt und in Kenia ganze Millionenstädte wie Nairobi und Mombasa isoliert.

Regierungen, Zivilgesellschaften und Religionsgemeinschaften arbeiten mit Hochdruck daran, die Menschen aufzuklären und von der Wichtigkeit der grundsätzlichen Regeln wie Händewaschen und Abstand halten zu überzeugen. Mit viel Fantasie und Kreativität werden dabei sowohl traditionelle als auch alle moderne soziale Medien eingesetzt. Und seit HIV-AIDS und Ebola sind auch alle Gesundheitssysteme längst für die Gefahren übertragbarer Viruserkrankungen sensibilisiert.

Corona-Pandemie in Afrika hätte verheerende Folgen

Dennoch steht fest: Wenn Corona es schafft, westliche Gesundheits- und Wirtschaftssysteme an den Rand des Kollapses zu bringen, dann hätte ein voller Ausbruch der Pandemie in Afrika verheerende Folgen. Es fehlen Ärzte und Pflegepersonal. Es fehlen Intensivbetten und Beatmungsgeräte. Es fehlen Basisausrüstung und Medikamente.

So hält Afrika den Atem an und Furcht ist allgegenwärtig. Noch sind die offiziellen Infektionsraten gering. Aber Hunger nagt bereits jetzt. Wie sollen Bevölkerungen, die mehrheitlich von ihrem Tag für Tag verdientem leben, über mehrere Wochen hinweg die Einstellung allen öffentlichen Lebens überstehen?

Wieder versuchen afrikanische Regierungen, Zivilgesellschaften und Religionsgemeinschaften zu helfen. In Kenia und anderen Ländern gibt es Steuererleichterungen und Essensverteilungen. Aber noch fehlt Afrika die Kraft für milliardenschwere finanzielle Schutzschirme und Wirtschaftshilfen wie in Europa.

Weltgemeinschaft mit Soforthilfen

Die Weltgemeinschaft reagiert. Alle internationalen Organisationen arbeiten an Schuldenerlassen und Soforthilfen für die am schwersten getroffenen Länder. Auch die Religionsgemeinschaften reagieren. Als Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern stehen wir im Kontakt mit unseren Partnerkirchen in Afrika und weltweit. Auch wir schnüren Hilfspakete und bitten um Spenden.

Corona ist die ultimative Herausforderung an unsere Menschlichkeit. Das Virus ist erst besiegt, wenn es weltweit besiegt ist – wenn wir als Weltgemeinschaft gemeinsam durchhalten, bis der Impfstoff gefunden ist.

Trotz "social distancing" – ich bin überzeugt, dass uns Corona näher zusammenbringen kann.

Kenia liegt vor der Haustür.

Mitmachen bei der Aktion "Weil DU mir wichtig bist!"

Mission EineWelt startet eine "mitmach-Aktion". Menschen sollen eine Maske aufziehen und zeigen - und damit ein Statement abgeben in den sozialen Medien.

Sie sollen dabei auf folgende Fragen antworten: Woher hast du deine Maske? Warum hast du dieses Motiv gewählt?

Die Aktion soll helfen, das Bewusstsein für Masken zu erhöhen.

Hier ist der Link zur Spendenaktion "Weil du mir wichtig bist"

Mission EineWelt hat einen Nothilfefonds aufgelegt. Hieraus können kurzfristig und koordiniert dringend benötigte Gelder für Hilfsprojekte in aller Welt vermittelt werden. Das Beste daran: Jede Spende wird von der Landeskirche verdoppelt. Alle Informationen zur Aktion unter diesem Link.