Mit dem Himmel habe ich mir nie leicht getan. Das hat schon im Kindergarten angefangen. Wie sollte ich ihn malen, den Himmel? Einfach nur blau? Oder durchsichtig? Oder doch eine Mischung aus verschiedenen Farben: rosa, hellblau, sonnengelb, er war ja schön, der Himmel. Aber manchmal doch auch bedrohlich – also habe ich noch leicht mit dem Bleistift über die bunte Fläche schraffiert. Die nächste Schwierigkeit: Wo fing er eigentlich an, der Himmel, auf meinem Bild? Direkt an das Grün der Wiese angrenzend oder erst ganz oben am Bildrand, dort, bei der Sonne?

Wie sehr ich mich auch bemüht habe mit meinen Himmelsbildern: Sie wollten nicht so recht gelingen.

Mit dem Himmel habe ich mir nie leicht getan. Das hat sich auch nach den Malversuchen im Kindergarten nicht geändert.

Dass die Toten nicht zwischen den Wolken schwebten, dass sie nicht wie der "Münchner im Himmel" von acht bis zwölf Uhr mittags laut Dienstordnung oben mit der Harfe frohlockten, brauchte mir ab dem Grundschulalter niemand mehr zu erklären. Fixsterne und Sternenhaufen, Planeten und Galaxien – ich war ein aufgeklärtes Mädchen. Und trotzdem: Als es dann zum ersten Mal ernst wurde in meinem Kinderleben, weil ein Mensch, den ich lieb hatte, gestorben war, da sind meine Augen dann doch wie selbstverständlich nach oben gewandert, zum Himmel eben. Ist da jemand? Keine Antwort - so weit weg, dieser Himmel. Und dann doch, schwer in Worte zu fassen, ein Gefühl der Geborgenheit und des Trostes bei dem Blick nach oben, weg von den verschwollenen Augen der Erwachsenen, weg von allem, was nach unten zieht.

Als Studentin in Russland dann, in der deutschsprachigen Gemeinde am Ostufer der Wolga, noch ein Himmelserlebnis: Welches Lied sie singen wollen, die alten Frauen bei der wöchentlichen Zusammenkunft, habe ich anfangs noch gefragt, bis ich dann nicht mehr fragen musste, weil die Antwort immer dieselbe war: "Meine Heimat ist in der Höh", hieß der unangefochtene Favorit, das Lied, das die Sehnsucht der Frauen in Worte kleidete. Russland war nie ihre Heimat gewesen, und die, die kurz vor der Ausreise standen, ahnten schon: Deutschland würde es auch nicht werden. Heimat, das war nur da oben, im Himmel eben. Und ich, verwurzelt im Leben, im Hier und Jetzt, habe nur ganz leise mitgesungen, weil mir die Erde viel zu sehr Heimat war, als dass ich mich nach oben sehnen würde.

Ein paar Jahre später habe ich den Himmel wieder anders kennengelernt: Ein sonniger Tag im Fichtelgebirge, wenige Wochen noch bis zur Hochzeit, der Himmel gefühlt voller Geigen, der Trauspruch, ein Psalmvers kommt wie von selbst: Herr, deine Güte reicht soweit der Himmel ist. Jetzt war die Erde zu klein, um mein Glück zu fassen.

Mit dem Himmel habe ich mir nie leicht getan. Wie er aussieht, wo er anfängt, ob er aufhört, irgendwo. Einmal unnahbar und leer, dann wieder warm und voller Trost. Ort der Weltflucht und dann: Ort meiner Sehnsucht.

Mit dem Himmel habe ich mir nie leicht getan. Und mit der Himmelfahrt Jesu, die wir heute feiern, auch nicht.
 
In der Apostelgeschichte steht:

Den ersten Bericht habe ich gegeben, lieber Theophilus, von all dem, was Jesus von Anfang an tat und lehrte
bis zu dem Tag, an dem er aufgenommen wurde, nachdem er den Aposteln, die er erwählt hatte, durch den Heiligen Geist Weisung gegeben hatte.
Ihnen zeigte er sich nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes.
Und als er mit ihnen zusammen war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, so sprach er, von mir gehört habt;
denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen.
Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel?
Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat;
aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.
Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg.
Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern.
Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen. (Apg 1,1-11)

Himmelfahrt 1903 in Straßburg

In der Nicolaikirche ringt ein junger Pfarrer mit beeindruckendem Schnauzbart um Worte. Sein Name: Albert Schweitzer. Zehn Jahre später wird er mit seiner Frau Helene nach Lambarene aufbrechen und sein Urwaldspital gründen, er wird zur Ikone der Menschlichkeit. An diesem Donnerstagmorgen allerdings ist der junge Pfarrer noch weit von einer Ikone entfernt, und was er von der Kanzel verkündet, dürfte zumindest damals einige Gottesdienstbesucher erstaunt haben:

"Ihr könnt es glauben, daß an dem heutigen Tag viele Prediger mit schwerem Herzen und Bangen auf die Kanzel gehen und mit sich selbst ringen, um wahrhaftig zu bleiben, weil sie, um es mit einem Wort zu sagen, weil sie nicht an die leibliche Himmelfahrt Jesu, wie sie uns in der Apostelgeschichte erzählt wird, glauben können. Sie können es sich nicht vorstellen, daß er noch 40 Tage in einem übernatürlichen Dasein mit den Jüngern umher gewandelt ist und dann sichtbar von der Erde zum Himmel entschwebt sei. Ich gehöre zu diesen Predigern." (Albert Schweitzer, Morgenpredigt Himmelfahrt, 21. Mai 1903, St. Nicolai, in: Ders., Predigten 1898-1948, München 2001, S. 467-471. Hier: S. 468. Nachfolgende Zitate aus ebd.)

Ja, er, Albert Schweitzer gehört zu ihnen. Er ist einer von denen, die sich auch nicht leicht tun mit dem Himmel, jedenfalls nicht mit einem Weltbild in drei Stockwerken: die Hölle im Keller, die Erde im Parterre und der Himmel im ersten Obergeschoss. So, wie auf meinen Kindergartenbildern. Vorbei, verkündet Schweitzer auf der Kanzel, und packt die drei Weltenebenen ins Reich der Legende, ebenso den majestätisch zum Himmel aufsteigenden Gottessohn.

Ich schließe mich Albert Schweitzer an - genau wie er kann ich dieses Bild der Himmelfahrt nicht wörtlich nehmen: eine Wolke, die den Gottessohn wie einen Astronauten nach oben zieht.

Ich kann mir aber die Mühe machen, das Bild zu verstehen. Dann  sehe ich die Wolke als das biblische Symbol für die Gegenwart Gottes. In diese Gegenwart Gottes wird Jesus aufgenommen, und umgekehrt: Gott nimmt in sich auf, was sein Sohn auf Erden erlebt hat - er, der in allem wirkt, was auf der Erde geschieht. Auch in uns.

Ein notwendiger Bildersturm also da auf der Kanzel der Nicolaikirche im Mai 1903. Aber Schweitzer lässt seine Gemeinde nicht bilderlos zurück, sondern deutet neu, was an diesem Tag zu feiern ist.  Würde man ihm ein paar Buntstifte auf die Kanzel reichen, würde diese Deutung, sein Bild vom Himmel, wohl ungefähr so aussehen: Da wäre der Himmel nicht über dem Gras oder am oberen Bildrand gezeichnet, sondern gemalt mitten in die Menschen hinein, die über das Bild laufen. Genauer gesagt: in die Herzen der Menschen. Denn im Herzen, so Schweitzer, tragen wir den Himmel, daran erinnert uns der Himmelfahrtstag: dass wir nicht in dieser Erde aufgehen, dass wir mehr sind als unser tägliches Arbeiten, Sorgen und Mühen.    

"Himmelfahrt - schon das Wort allein ist Evangelium. Und dann – ja, es liegt noch etwas drin wie Heimweh und Traurigkeit, etwas von einem Frieden und von einer Seligkeit, die wir uns entgehen lassen, weil wir auf der Erde in den Dingen, von ihnen gefangen genommen, wandeln. Wir feiern zu wenig Himmelfahrt. Unser Trachten geht zu sehr auf das Irdische."

Den Himmel in uns feiern. Wie ein mittelalterlicher Mystiker ermutigt Schweitzer dazu, sich in das Wort Himmelfahrt zu versenken, nach oben zu schauen und dann zu seiner Seele zu sagen:

"Nun fahre hinauf, nun feiere, laß alles Irdische zurück und fülle dich mit Friede und Freude, wer heute eine stille Stunde für sich nimmt und sich sammelt, eine jener stillen Stunden, wo das Herz reich wird – der hat recht Himmelfahrt gefeiert"

Ob die Jünger in der Geschichte auch so dastanden, wie Schweitzer es empfiehlt? Im Anblick des Himmels versunken, die Seele in Frieden und Freude?

Lange jedenfalls konnten sie jedenfalls nicht so verharren. Denn bald schon erklangen die mahnenden Stimmen der himmlischen Boten:  Was steht ihr da und seht zum Himmel? Blickt wieder zurück zur Erde - schaut euch um, hier und jetzt!

Die Sätze hallen über Zeit und Raum hinweg bis hin zu uns, hier und heute. Und wir blicken auf diese Welt im Mai 2018, eine Welt, die aus den Fugen zu geraten scheint.

Müsste ich sie malen, wären da viele graue Flächen, vom Krieg gezeichnet. Aggressives Rot, über die Kontinente verteilt. Mächtige Männer, die Weltpolitik spielen dürfen, als wäre es ein großer Sandkasten, in dem kleine Figuren beliebig hin- und hergeschoben, Burgen zerstört und fremde Schaufeln jederzeit weggenommen werden. Der Blick in die Spätnachrichten zeigt allzu oft statt dem Himmel die Hölle auf Erden. "Meine Heimat ist in der Höh" – es gibt Momente, in denen ich in das Lied der Wolgadeutschen auf meine Weise einstimmen möchte.

Nein, sagt der Mann aus Nazareth. Wegsehen gilt nicht. Ihr sollt meine Zeugen sein. Hier und jetzt.

Jesus, Liebhaber des Lebens, war ein Realist, was den Zustand der Welt betraf. Er hat das Dunkle gesehen, er ist zu denen gegangen, die im Schatten standen, zu den Gebeugten, den Untröstlichen, den Ausgegrenzten, den Schuldigen.

Er war ein Realist – auch, was Mächtige und Machtmissbrauch in seiner Zeit betraf. Die Geschichte seiner Himmelfahrt lässt sich als eine Spitze gegen sie deuten, denn Himmelfahrten waren damals vor allem durch verstorbene römische Kaiser bekannt: Wenn ihr Leichnam verbrannt wurde und jemand bezeugte, dass er den Geist des Kaisers im Rauch zum Himmel habe auffahren sehen, dann galt der Verstorbene als gottgleich. Die Geschichte von der Himmelfahrt Jesu wirkt wie eine feine Parodie: Kein prunkvoller Herrscher steigt hier zum Himmel auf, sondern einer, der von den Herrschenden verurteilt worden war. Menschliche Vorstellungen von Macht und Ohnmacht werden auf den Kopf gestellt, so, wie es Jesus ein Leben lang getan hat.

Jesus war ein Realist – und zugleich ein hartnäckig Hoffender, der dafür gelebt hat, dass diese Welt nicht bleibt, wie sie ist, sondern um Gottes Willen eine andere wird. Einmal wird es sein.

Einmal wird es sein: Das ist das große Hoffnungsbild, das in der Bibel mit einem Rausch an Farben gemalt wird: Einmal wird es sein, dass alle Tränen getrocknet werden, dass das Lamm beim Wolf liegt, der Säugling mit der Schlange spielt, dass kein Leid mehr ist, kein Schmerz, kein Geschrei. Einmal wird es sein, dass das Leben siegt, helles, warmes Licht überall. Und schon hier blitzt dieses Licht auf, immer wieder.

Einmal wird es sein – ist diese Hoffnung nicht verrückt? Ja, das ist sie: verrückt, im wahrsten Sinne des Wortes: eine Hoffnung, die den Himmel auf die Erde verrückt und die Erde in den Himmel. Jesus malt mit seinem Leben den Menschen ein Bild vom Himmel und gibt mit seiner Himmelfahrt Gott ein menschliches Gesicht. Er verrückt die Grenzen – er verrückt, was unverrückbar scheint.

Was steht ihr da und seht zum Himmel?

Der Blick zum Himmel, die große Hoffnung, ist das eine. Der Blick in die Realität das andere. Es braucht beide Blickrichtungen, immer wieder, um in Gottes Sinn zu leben.

Himmelfahrt: Das heißt auch: jetzt sind wir an der Reihe, das Unsere zu tun, damit der Himmel auf der Erde wohnen kann. Dass wir Farbtupfer setzen, wo es grau ist auf der Erde, himmelblau, sonnengelb:

wenn wir bei einem bleiben, auch, wenn er schwierig ist,
wenn wir da nicht nachtreten, wo einer einen Fehler gemacht hat
wenn wir dem die Hand halten, der haltlos geworden ist
wenn wir die Sehnsucht nach Frieden laut werden lassen,
wenn wir wütend werden über Ungerechtigkeit
wenn wir hoffen entgegen alle Hoffnungslosigkeit.

Wenn wir all dies tun, getragen von der großen, verrückten Hoffnung: Das Leben hat einen Sinn, ein Ziel. Einmal wird es sein.

Einmal wird es sein. Ich kann dieses Lied der Hoffnung nicht immer aus voller Kehle singen, manchmal bleiben mir die Worte auch im Hals stecken. Meine Hoffnung ist gefährdet – wenn das Grau und das Grauen auf der Erde oder in meinem Leben meinen Blick bannt, mir der Himmel kalt und leer erscheint, jede Hoffnung lächerlich und rosarot.

An solchen Tagen brauche ich Geschichten und Menschen, die mich wieder das Hoffen lehren. Hoffnungsgeschichten wie die des kleinen Volkes, das sich aus der Sklaverei befreit, wider menschlichen Ermessens. Hoffnungsgeschichten wie die des Zauderers und Zweiflers Petrus, auf den – ausgerechnet! – Jesus seine Kirche baut. Hoffnungsgeschichten wie die des jungen Pfarrers in der Straßburger Nicolaikirche 1903, der seine Seele auf Himmelfahrt schickt und aus dem Blick zum Himmel Kraft zieht, um zu tun, was er als seine Bestimmung empfindet: als Arzt im Urwaldspital in Lambarene denen zu helfen, die die Welt vergessen hatte. Und der damit zeigt, dass ein Einzelner eben doch etwas tun kann gegen das Grau und das Grauen der Welt.

Geschichten, in denen sich Himmel und Erde berühren. Große Geschichten, kleine Geschichten, die es manchmal schaffen, meine Hoffnung wieder neu beleben und mir sagen, dass auch ich etwas dazu beitragen kann, dass unsere Hoffnung auf eine andere Welt lebendig bleibt.

Allein bin ich dabei nicht. Denn Himmelfahrt, das heißt auch: Jesus ist zum Wanderer zwischen den Welten geworden - nicht mehr greifbar, aber auf unbegreifliche Weise da. Allwärts begegnet er uns, hat der Pfarrer und Lyriker Kurt Marti einmal gesagt. Allwärts – ein Wort, als könnte es Himmel und Erde umarmen. Allwärts: Ein Wort wie ein Bild.

Der Himmel über uns. Der Himmel in uns. Der Himmel auf Erden.

Jedes Bild wirkt auf seine Weise, ich muss mich nicht festlegen. Das unterscheidet mich von dem Kind, das damals etwas angestrengt vor Papier und Stiften saß, um ihn richtig zu malen, den Himmel. Kein Bild kann dem Himmel gerecht werden.

Die Beziehung zwischen dem Himmel und mir hat dadurch an Leichtigkeit gewonnen. Eine Leichtigkeit, die mich auch andere mit ihren Bildern gelehrt haben. Warum nicht auch ab und an einfach vom Himmel träumen?

Einer, der das besonders gut konnte, ist der 2005 verstorbene Kabarettist Hanns Dieter Hüsch. Er war mit dem lieben Gott per Du, liebte die Bilder, die die Bibel vom Himmel malte und denen er mit Leichtigkeit farbenfrohe Details hinzufügte. Über die Himmelfahrt hat er einmal geschrieben:

"Jesus fährt auf in den Himmel und mit ihm bringt Gott uns den Himmel näher. Und der Heilige Geist geht mit dem Kompass voran.[…] Und Gott und Jesus und der Heilige Geist überziehen den ganzen Erdball und die Welt überhaupt mit Himmel, so dass die Erde schließlich wie ein Stopfei im Strumpfe im Himmel steckt. Und der Himmel färbt ab und viele Menschen wissen gar nicht, wie ihnen geschieht und sagen: Das ist doch nicht möglich und spüren: Es ist doch möglich." ( Hanns Dieter Hüsch, Der liebe Gott und das Himmelszelt, in: Ders., Das kleine Buch zwischen Himmel und Erde, S. 30. )

Der Himmel färbt ab - auf mich, auf uns, auf die Erde. Auch hörbar, meint Hüsch.

Versuchen Sie es doch einmal, heute Abend, an diesem Himmelfahrtsabend: Nach einem Ausflug vielleicht, nach einer ruhigen Stunde, in der Sie, wie einst Albert Schweitzer, die Seele zum Feiern geschickt haben, nach einem Tag, an dem Sie womöglich die Erde etwas himmlischer gemacht haben:

Treten Sie noch einmal vor die Tür, hinaus in die Frühlingsnacht, spitzen Sie ihre Ohren. Vielleicht hören Sie dann, zart und leicht, diese leichte heitere Weise, die hinunterklingt vom Himmel, so, wie es Hanns Dieter Hüsch erzählt:  

Der liebe Gott zum Beispiel
Ich weiß nicht, ob Sie das wissen,
Soll übrigens ein hervorragender Akkordeonspieler sein
In seiner Freizeit.
Er hat im Himmel schon seit langem
Allerdings nach heftigen Tarifkonflikten
Den 16-Stunden-Tag eingeführt
Und in seiner Freizeit
Verzeihung
In seiner sinnvollen Freizeit
Freizeit ist ja nur sinnvoll
Wenn sie sinnvoll ist
Setzt sich der alte Herr vor seinen Himmel
Und spielt einige Musette-Walzer
Und wenn man so gegen 21.30 Uhr
Mal ganz still ist
Und hinaufhorcht
Dann hört man’s
Nicht jeden Abend
Um Gottes willen

Aber wenn dann klingt‘s nie laut oder derb
Sondern immer ganz hell und ganz leicht
So gegen 21.30 Uhr –
(Hanns Dieter Hüsch, … so gegen 21.30 Uhr, in: Ders., Das kleine Buch zwischen Himmel und Erde, S. 28. )