Mit den spirituellen Meistern der fernöstlichen Religionen haben die weisen Männer und Frauen, die Starzen, manches gemeinsam: Sie haben oft lange Jahre als Einsiedler gelebt und durch geistliche Übung mystische Erfahrungen gesammelt. Keine kirchliche Autorität verleiht ihnen ihren Status. Die Gläubigen sind es, die in manchen Menschen das Wirken des Heiligen Geistes erkennen und ihren Rat suchen. Als erfahrene geistliche Begleiterinnen und Begleiter hören Starzen die Beichte, weisen Suchenden Wege zu einem vertieften Glauben und sind Vorbilder eines Lebens aus Gott und in Gott.

Starzen-Boom im 19. Jahrhundert

Das Starzentum hat seine Wurzeln im frühen Mönchtum des 4. Jahrhunderts, wo erfahrene "Altväter" jungen Adepten geistlich zur Seite standen. Seit dem 11. Jahrhundert etabliert sich diese Institution vor allem auf dem Heiligen Mönchsberg Athos und verbreitet sich von dort aus seit dem 15. Jahrhundert in Russland.

Im 19. Jahrhundert blüht das Starzentum noch einmal kräftig auf. Das Optina-Pustyn-Kloster, 130 Kilometer von Moskau entfernt, entwickelt sich zum wichtigsten geistlichen Zentrum der Russisch-Orthodoxen Kirche.

Als größter russischer Starez des 19. Jahrhunderts wird Seraphim von Sarow verehrt. Ein Text von ihm soll in dieser Woche als spiritueller Impuls der Sonntagsblatt-Reihe "Mystiker – der innere Weg zu Gott" dienen:

Trinke dort, wo ein Pferd seinen Durst löscht – ein Pferd wird nie schlechtes Wasser trinken.
Gehe dort zu Bett, wo eine Katze schläft. Iss die Frucht, welche ein Wurm berührte.
Greife angstfrei nach den Pilzen, wo sich Schnaken und Mücken hinsetzen.

Pflanze dort einen Baum, wo ein Maulwurf gräbt.
Bau ein Haus auf dem Platz, wo sich die Schlange wärmt.
Grabe einen Brunnen dort, wo die Vögel an heißen Tagen nisten.

Gehe zu Bett und stehe auf zusammen mit den Hühnern –
so wirst du ein goldenes Korn für den ganzen Tag erlangen.
Iss mehr Grünes – so wirst du starke Beine und ein ausdauerndes Herz haben.
Geh öfters schwimmen, dann wirst du dich auf der Erde wie ein Fisch im Wasser fühlen.

Schaue öfters zum Himmel und nicht unter die Füße –
so werden deine Gedanken klar und leicht sein.
Schweige öfters anstatt zu reden – so wird die Stille deine Seele bewohnen,

dein Geist wird friedlich und ruhig sein.

Verlags-Tipp

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Dieser spirituelle Impuls ist ein Auszug aus dem Glaubenskurs „Mystiker. Der Innere Weg zu Gott.“

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