GERHARD TERSTEEGEN hat viel gedichtet, Lieder verfasst und gepredigt, doch war er in seiner Person selber eine Predigt. Das, was er sagte, verkörperte er in seinem Dasein. Er war authentisch, und viele Menschen seiner Zeit, die mit ihm wenig zu tun hatten, spürten diesem Mann ab – er lebte, was er glaubte.

Herr, komm in mir wohnen,
lass mein Geist auf Erden
dir ein Heiligtum noch werden;

komm, du nahes Wesen,
dich in mir verkläre,
dass ich dich stets lieb und ehre.

Wo ich geh, sitz und steh,
lass mich dich erblicken
und vor dir mich bücken.

BIN ICH ALS CHRIST in meiner Zeit echt und glaubwürdig? Immer wieder bewegt mich das Gebunden- und Getriebensein im Geschehen meines Alltags. Ständig bin ich in Bewegung und unglücklich, wenn ich nichts tue. Ich stöhne über das Zuviel im Leben, über die ständigen Termine, kann aber ohne sie nicht existieren. Ich bin nicht frei in dem, was meine Seele leben möchte.

TEERSTEGEN NANNTE DESHALB sein Vaterland "die Ewigkeit". Er wollte in der Welt nicht der Welt dienen. Er wollte nicht gebunden sein an irgendeinen Menschen, an sich selbst, an das Geschaffene, den Materialismus. Allein das Leben in und mit Christus konnte Frieden bringen. Ist das etwas Verkehrtes oder gar Anstößiges, wenn man "ganz" für Christus da sein möchte?

TERSTEEGEN FOLGTE keinem Idealismus, den er vertreten musste. Er lebte eine absichtslose Liebe, die sich darin zeigte, dass er Menschen nicht aburteilte. Er ließ Menschen so stehen, wie sie waren.

DIES IST WAHRLICH eine Herausforderung, nicht ständig im Bewertungsmodus zu denken, sich mit anderen zu vergleichen und Vorurteile und Schubladen zu öffnen, aber es tut von Herzen gut,

so sein zu dürfen, wie ich bin.