Zum Schutz iranischer Christen gründete die Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner zusammen mit Kirchengemeinden im Kirchenkreis Bayreuth am 1. Oktober ein Netzwerk.

Grund dafür ist in erster Linie das "Geordnete-Rückkehr-Gesetz", das Anfang dieses Jahres in Kraft getreten ist und zu einer erhöhten Abschiebegefahr führt. Im epd-Gespräch erklärt die evangelische Theologin, welche Ziele das Netzwerk verfolgt.

Wie ist es zur Gründung des Netzwerks zum Schutz iranischer Christen gekommen?

Greiner: Viele geflüchtete Iranerinnen und Iraner sind Christen geworden. Sichtbar ist das hier in Bayreuth vor allem am Internationalen Gottesdienst und den Taufkursen in der Friedenskirche, aber auch in Bamberg und in vielen anderen Gemeinden. Darüber freuen wir uns. Die jungen Christen halten sich treu zu unseren Kirchengemeinden und werden geschätzt.

Doch allzu oft sprechen ihnen das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) oder das Verwaltungsgericht in ihren Entscheidungen ab, dass ihr Glaube echt ist, und ihr Asylantrag wird abgelehnt.

Im Herbst vergangenen Jahres gelang es noch, allein in Oberfranken 15 iranische Geflüchtete in Pflegeausbildungen unterzubringen. Das ist aktuell aber nicht mehr möglich, da mit dem neuen "Geordnete-Rückkehr-Gesetz", das seit Anfang dieses Jahres in Kraft ist, zahlreiche Restriktionen verbunden sind.

Was bedeutet dieses Gesetz für die iranischen Geflüchteten?

Greiner: Wer nach einem negativen Asylentscheid seinen Pass abgibt, damit er arbeiten darf, schafft damit die Voraussetzung für seine eigene Abschiebung. Wer den Pass nicht abgibt, erhält eine "Duldung light" mit absolutem Arbeitsverbot und muss mit einer Strafanzeige rechnen. Wir raten den Geflüchteten zu einer Passabgabe bei gleichzeitigem Ausbildungsantrag.

Doch wir machen die Erfahrung, dass die, die ihren Pass abgeben, oft trotzdem keine Arbeits- und Ausbildungserlaubnis bekommen. Nur die Abschiebegefahr ist größer geworden. Diese Ausweglosigkeit bedrückt viele - auch Ehrenamtliche und Pfarrer.

Meine Grundüberzeugung ist: Wir können nicht taufen und die jungen Christen dann allein lassen. Der iranische Staat scheute sich nicht, im September 2020 einen bekannten Ringer durch Todesstrafe hinzurichten. Unsere Bundesregierung hatte diese Hinrichtung aufs Schärfste verurteilt.

Wir wissen um die massiven Menschenrechtsverletzungen im Iran, die auch im aktuellen September-Bericht von Amnesty International dokumentiert sind. Insbesondere vom Islam Abgefallene sind gefährdet. Abschiebungen von konvertierten Iranern dürfen nicht sein! Wir führen zum einen - unabhängig vom Netzwerk - weiter Gespräche auf politischer Ebene, und zum anderen helfen wir mit diesem Netzwerk in konkreten Fällen.

Wer engagiert sich in diesem Netzwerk und was sind die wesentlichen Aspekte?

Greiner: Wir hoffen auf Teamwork, gegenseitige Information und Austausch - so, wie das in einem guten Netzwerk sein sollte. Angesprochen auf eine mögliche Gründung hatte mich Stephan Reichel, der Leiter des Vereins "matteo - Kirche und Asyl", kurz vor der Sommerpause. Er schilderte gute Erfahrungen mit seinem Netzwerk für die Flüchtlinge aus Afghanistan und schlug vor, für die Geflüchteten aus dem Iran Ähnliches zu tun.

Angesichts der Falle, in der unsere verfahrensmäßig abgelehnten iranischen Christen sitzen, bin ich auf diesen Vorschlag eingegangen und habe alle engagierten Gemeinden in unserem Kirchenkreis angeschrieben.

Aus diesen Gemeinden höre ich fast täglich von der problematischen Situation der zum Christentum konvertierten Iraner. Gerne können in dem Netzwerk aber auch Interessierte aus anderen Kirchengemeinden mitwirken.

Welche gemeinsamen Ziele verfolgen Sie?

Greiner: Die Geflüchteten, die begleitenden Mitarbeiter und unsere Pfarrerschaft brauchen Ermutigung und kompetente Beratung bei den einzelnen Verfahrungsschritten. Die wollen wir ihnen geben. Unser Ziel ist: Von unseren integrierten treuen iranischen Gemeindegliedern wird niemand abgeschoben.

Doch zu dieser kritischen Situation der Abschiebeverhinderung soll es erst gar nicht kommen. Es braucht mehr Verfahrenssicherheit schon im frühen Stadium - also im besten Fall schon vor der Behandlung im BAMF. Die Gemeinden leisten hervorragende Arbeit bei der Integration in den Glauben, wir unterstützen nun bei der konkreten Integration ins gesellschaftliche Leben.

Vieles ist schon gelungen. Dieses Jahr hat zum Beispiel ein junger Christ die Ausbildung in unserem Kirchengemeindeamt in Bamberg begonnen. Das ist eine Freude für alle Beteiligten. Es gelang in letzter Minute. Solche Erfolgsgeschichten gilt es zu fördern.