Die neue Intendantin des Bayerischen Rundfunks (BR), Katja Wildermuth, will trotz des Ausbleibens der geplanten Beitragserhöhung zunächst nicht im Programm sparen. Da der Rundfunkbeitrag zu Beginn des Jahres nicht wie geplant erhöht wurde, würden ihrem Sender in diesem Jahr geschätzt 31,5 Millionen Euro an Einnahmen fehlen, sagte Wildermuth dem Sonntagsblatt. Der BR werde in den kommenden Monaten "erst einmal in Vorleistung gehen und versuchen, die nächsten Monate zu überbrücken", sagte sie.

Wildermuth stellte klar, dass der BR im April wie geplant die Tarife für die Mitarbeiter erhöhen werde: "Angesichts der Leistungen in den Redaktionen und in der Produktion in den vergangenen Monaten" halte sie das für gerechtfertigt, sagte sie. Sie hoffe darauf, dass das Bundesverfassungsgericht noch in diesem Jahr zugunsten der öffentlich-rechtlichen Sender entscheiden werde.

Rundfunkbeiträge sollten steigen

Der Rundfunkbeitrag für ARD, ZDF und das Deutschlandradio sollte eigentlich zum 1. Januar um 86 Cent auf 18,36 Euro steigen. Die Landesparlamente von 15 Bundesländern stimmten der Erhöhung zu, nur Sachsen-Anhalt stimmte im Dezember 2020 nicht über das entsprechende Gesetz ab. Da die Erhöhung ausblieb, sahen ARD, ZDF und Deutschlandradio ihre bedarfsgerechte Finanzierung nicht mehr gewährleistet und strengten ein Verfahren beim Bundesverfassungsgericht an. Die Eilanträge in der Sache wurden am 22. Dezember 2020 abgelehnt. In der Hauptsache steht die Entscheidung noch aus.

"Grundsätzlich begleiten uns finanzielle Herausforderungen", sagte die BR-Intendantin. Dies werde auch weiterhin der Fall sein. Sie sei jedoch froh, dass der Bau der neuen Gebäude für die trimedial arbeitenden Redaktionen im BR im geplanten finanziellen Rahmen bleibe. Der Redaktionskomplex für Hörfunk, Fernsehen und Online im Münchner Stadtteil Freimann solle wie geplant bis Ende 2023 fertiggestellt werden, der Umzug ist für 2024 vorgesehen.

Zukunftsplanung

Der BR werde weiterhin sehen, wie er auch in Kooperation mit anderen ARD-Sendern Geld einsparen könne, sagte Wildermuth. Die ARD müsse jedoch aufpassen, dass sie bei den Kooperationen nicht die föderale Vielfalt aufgebe, "um die uns ganz Europa beneidet".

Wildermuth sagte dem epd, dass sie sich für mehr Vielfalt beim BR einsetzen werde: "Unsere Gesellschaft ist so vielfältig, das soll sich in allen Positionen und auch in den Redaktionen möglichst widerspiegeln." Auch ein familienfreundliches Umfeld sei wichtig. Das sei "schon lange kein reines Frauenthema mehr: Auch Männer wollen Zeit mit der Familie verbringen."

Wildermuth (55) ist seit Montag die erste Frau an der Spitze des BR. Im Kreis der neun ARD-Intendanten ist sie die vierte Frau an der Spitze eines ARD-Senders. Sie wurde im Oktober 2020 zur Nachfolgerin von Ulrich Wilhelm gewählt. Im Rundfunkrat erhielt sie 38 von 48 Stimmen. Zuvor war sie Programmdirektorin beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Der BR verfügte 2019 über Einnahmen in Höhe von 1,084 Milliarden Euro und beschäftigte 3.106 Mitarbeiter.