Modernisierung: 3,6 Millionen Euro

Handwerker haben wenige Zentimeter breite Trassen geschlagen, um die veralteten Leitungen der Brandmeldeanlage und auch der Einbruchsicherung auszubauen und durch neue Technik zu ersetzen. "Insgesamt summiert sich ihre Länge auf mehr als einen Kilometer im gesamten Gebäude", sagt Klaus Biller vom Staatlichen Bauamt Ingolstadt. Rund 3,6 Millionen Euro kostet die Maßnahme, die sich aus Denkmalschutzgründen aufwendig gestaltet.

Alte Malereien erhalten

Das Staatliche Bauamt als ausführende Behörde ebenso wie die Bayerische Schlösserverwaltung als Bau- und Hausherrin müssen sich an strenge Auflagen halten. Denn auch die Erneuerungen müssen dem Denkmalschutz entsprechen. An Stellen, an denen die Handwerker auf Malereien unter dem Putz stoßen, würde sofort gestoppt, sagt Biller. Erst nach Begutachtung durch einen Restaurator gehe es weiter - entweder an der gleichen Stelle oder an einer anderen, je nach Wert der darunter befindlichen Kunst.

Videoüberwachung für Kapelle

Von den Baumaßnahmen ausgenommen sei lediglich die Schlosskapelle. Zwar würden auch hier die Brand- und Einbruchmelder ausgetauscht, am Leitungsweg innerhalb der Kapelle entstünden aber keine Arbeiten. "Die historische Bausubstanz wird nicht angerührt", sagt Biller. Ziel der gesamten Maßnahmen sei "eine flächendeckende Überwachung" des Schlosses, die sich bislang jeweils auf einzelne Flügel separat beschränkte. Zudem werde, in Absprache mit der Neuburger Christuskirche, die das Nutzungsrecht für die Schlosskapelle innehat, eine Videoüberwachung installiert, wie eine Sprecherin der Schlösserverwaltung mitteilte.

Schlosskapelle: "Bayerische Sixtina"

Pfalzgraf Ottheinrich (1502-1559) ließ das mächtige Renaissanceschloss als Residenz des Fürstentums Pfalz-Neuburg errichten. Dieses war 1505 aus den Erbstreitigkeiten zwischen den pfälzischen und bayerischen Wittelsbachern hervorgegangen. 1665/70 erhielt das Schloss einen barocken Ostflügel, dessen Rundtürme die Außenansicht bis heute prägen. Als kunsthistorisch einzigartig gelten die in Sgraffitotechnik dekorierte Hoffassade und die von Hans Bocksberger 1543 ausgemalte Schlosskapelle, die wegen ihres theologischen Bildprogramms auch "Bayerische Sixtina" genannt wird.

Öffnung im Mai oder Juni

Frühestens Ende Mai könne die Schlosskapelle wieder für Veranstaltungen, Gottesdienste, Trauungen, Taufen und Konzerte öffnen - vorausgesetzt, die Pandemie lasse eine Öffnung zu. Einen großen Verlust bedeutet die vorübergehende Schließung der Schlosskapelle für die Kirchengemeinde nach Aussagen von Pfarrer Steffen Schiller nicht. "Es passt ganz gut jetzt", sagt der Theologe. Brautleute machten wegen Corona derzeit kaum Trautermine aus. "Sie trauen sich nicht, weil sie in Pandemiezeiten kein geeignetes Lokal zum Feiern finden."

Ältester protestantischer Kirchenraum Deutschlands

Bis zu 20 Ehen seien früher in den Sommermonaten geschlossen worden, sagt Schiller. Neuburg profiliert sich seit einigen Jahren als Hochzeitsstadt. Das Schloss mit seiner malerischen Kulisse und die kunsthistorisch einzigartige Schlosskapelle gelten als "schöne Location". Der älteste protestantische Kirchenraum Deutschlands fasst etwa 110 Hochzeitsgäste. Und die Gastronomie im ländlichen Umfeld sei preiswerter als in Großstädten. So hätten sie Anfragen aus dem Münchener und Augsburger Raum, manchmal sogar von außerhalb Bayerns.

Trauanfragen für 2022

Die Planungsphase für Trauungen beginne bereits ein halbes Jahr vor dem gewünschten Trautermin, erklärt Schiller. Zum Teil habe er jetzt schon Anfragen für 2022, weil die Leute auf Nummer sicher gehen wollten. "Wenn es nach uns geht, könnten wir drei Hochzeiten am Tag anbieten." Die gesamte Baumaßnahme soll nach aktueller Planung im Lauf des Jahres 2021 abgeschlossen sein. "Ich hoffe, dass es dann wirklich wieder losgeht, und es wieder schöne Trauungen in der Schlosskapelle geben wird", sagt Schiller.