"Es passiert ja so viel Schlimmes in der Welt, da ist es doch gut, dass es auch solche Entwicklungen wie hier gibt", sagt Schwester Margit. Die Vikarin der Missionsdominikanerinnen vom Kloster Schlehdorf sitzt in einem der 50er-Jahre-Sessel im "Wohnzimmer" im ersten Stock: ein großer Raum, Parkettboden, ein Klavier, und der Blick geht hinaus auf einen üppigen Garten.

Ihr gegenüber sitzt Caroline Munkert und nickt zustimmend. Die junge Frau ist für das Gästemanagement der Gemeinschaft zuständig, die sich bisher "Cohaus Schlehdorf" nannte - ein Pilotprojekt, das jetzt alltagstauglich werden soll. Die Genossenschaft hat das Kloster gekauft, Interessenten können sich bis zum 15. August um Zimmer bewerben.

Zuletzt lebten 27 Schwestern im Kloster Schlehdorf, ein barockes Gebäude mit drei Flügeln, erbaut am Anfang des 18. Jahrhunderts. Der Orden hat das Kloster für vier Millionen Euro an die Wogeno verkauft. "Das Haus hat unsere Energie sehr gebunden", erläutert Schwester Margit:

"Es ist nicht Sinn unseres Lebens, ein Gebäude zu erhalten."

Das Kloster umfasst an die 10.000 Quadratmeter Innenfläche und insgesamt 222 Räume, wenn man jede Kammer mitzählt. Den Entschluss zum Verkauf fassten die Schwestern schon vor sechs Jahren. "Wir wollten die Zukunft noch selbst gestalten."

Denn sie konnten den Unterhalt des Gebäudes finanziell nicht mehr stemmen, allein die Heizung benötigte 25 Tonnen Pellets pro Woche im Winter. Die Frauen wohnen jetzt in einem Neubau in der Nachbarschaft.

An Angeboten für das Kloster mangelte es nicht, liegt doch die Immobilie in 60 Kilometer Entfernung von der bayerischen Landeshauptstadt München im oberbayerischen Speckgürtel am Fuße der Berge. Ein Investor wollte das Kloster zu Eigentumswohnungen umbauen, ein anderer darin Antiquitäten verkaufen.

Den Zuschlag bekam schließlich die Münchner Wogeno, die in der Landeshauptstadt schon mehrere Wohnprojekte verwirklicht hat. Die Genossenschaft hat sich die "Schaffung von sozialem, ökologischem und selbstbestimmtem Wohnraum" zur Aufgabe gemacht. Im Kloster soll "ein Ort für gemeinschaftliches Wohnen, für Arbeit, Fortbildung und Erholung" entstehen.

Kloster Schlehdorf: 50 Zimmer sollen entstehen

Caroline Munkert führt durch das Haus. Sie geht die Treppe empor zu den oberen Stockwerken. In den langen Fluren des Klosters sind noch die alten Holzschränke mit den aufgemalten Heiligen zu sehen, in denen die Schwestern einst ihr Habe verwahrten.

Seit Juni 2018 nutzt die Wogeno das Kloster im Probebetrieb. Der Plan: Aus den Zellen der Schwestern sollen 50 Zimmer werden, jeweils mit Bad. Zusätzlich stehen den Bewohnern gemeinsame Räume zur Verfügung - ein Wohnzimmer und die Küche. Die Verbindung von Privatem und Öffentlichem nennt sich "Cluster-Wohnen". Die Mietpreise für die Wohnräume bewegen sich je nach Größe zwischen 300 und 950 Euro warm.

Ateliers bis zu Werkstätten für Kunsthandwerk sollen im Kloster Schlehdorf Platz finden

In der ersten Etage wird gerade einer der Gewerberäume eingerichtet. Denn neben dem Wohnen soll auch Platz für das Arbeiten sein, sollen 16 Gewerbeeinheiten entstehen, von Ateliers bis zu Werkstätten für Kunsthandwerk ist alles möglich. Für diese Räume fallen Mieten zwischen 470 und 1.200 Euro inklusive Nebenkosten an.

Interessierte gebe es genug, sagt Hausmanagerin Munkert. Am 25. Juli soll es für die Bewerber um die Zimmer eine Infoveranstaltung im Kloster geben. Ein Gremium werde dann eine Auswahl treffen, sagt Munkert. Man wolle eine ausgewogene Mischung, etwa zwischen Jung und Alt.