Der Psychologe Hans-Gerhard Behringer rät zum bevorstehenden Weihnachtfest in der Corona-Krise zu mehr gegenseitiger Aufmerksamkeit und Solidarität.

"Als Psychotherapeut habe ich die berechtigte Sorge, dass manche Menschen sich an diesem Weihnachtsfest durch die besonderen Umstände eingesperrt fühlen, depressiv werden oder auch schlichtweg durchdrehen könnten", sagte der gebürtige Oberfranke und im schweizerischen Davos lebende Autor dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Menschen sollten in dieser Zeit ein Auge aufeinander haben.

Besonders jetzt Solidarität und Achtsamkeit zeigen

Es sei zudem zu befürchten, dass sich in einigen Familien Gewalt entwickelt, vor allem auch gegen Kinder, fügte Behringer hinzu.

Daher sei in diesem Jahr noch viel mehr als sonst Solidarität und Achtsamkeit gefragt: "Wir sollten genauer hinschauen: brennt beim Nachbarn kein Licht, obwohl er zu Hause ist? Gibt es eine lautstarke Auseinandersetzung, hört man Kinder weinen?"

Couragiertes Eingreifen für den Fall der Fälle

Hier sei Zivilcourage gefragt. Man sollte nicht wegschauen, sondern klingeln und fragen, ob alles in Ordnung ist und Hilfe anbieten, regte der Psychologe und Coach an.

Für solche Fälle könnte man sich auch frühzeitig eine Liste mit diversen Notrufnummern bereitlegen, "für den Fall der Fälle", sagte Behringer dem epd.

Behringer: Erwartungen reduzieren und kleiner feiern

Insgesamt aber hofft er eher auf besinnlichere, weniger hektische Weihnachten als sonst, weil sich weniger Menschen treffen dürfen. "In diesem Jahr sollten alle Erwartungen an eine perfekte Feier bewusst reduziert werden", empfiehlt Behringer: "Konflikte werden dann vielleicht gar nicht oder weniger auftreten.

Meine Empfehlung lautet: Macht es kleiner! Statt einem mehrgängigen Menü mal nur Würstchen und Kartoffelsalat." Vielleicht werde dieses Weihnachten dann "als das friedlichste, innigste und ruhigste Weihnachtsfest unseres Lebens in Erinnerung" bleiben.