Seit 100 Jahren gibt es die Ausbildung für Blindenführhunde in Deutschland. Die Wanderausstellung "Helfer auf vier Pfoten" erinnert im Haus der Kirche "Eckstein" in Nürnberg an die Stationen.

Bevor Daniel Puff sich mit dem Hund auf den Weg in unbekanntes Terrain begibt, lässt er sich vorher den Weg genau beschreiben - jede Abzweigung, jede Stiege, jede Kurve muss sich der Blinde einprägen. Die Feinabstimmung macht dann Lotta für ihn. "Wir sind ein starkes Team", sagt der gelernte Physiotherapeut und streichelt die freundliche und wachsame Hündin, die es sich neben ihm bequem gemacht hat. Das "Leckerli" zwischendurch als kleine Belohnung ist obligatorisch.

Wenn Lotta ihr weißes Führgeschirr angelegt bekommt, dann weiß die intelligente Hündin gleich, was los ist. Mit einem Blinden unterwegs zu sein, das ist weitaus spannender als Gassi gehen. Lotta versteht, was eine Treppe oder ein Zebrastreifen ist und sogar was links- oder rechtsseitig auf dem Gehsteig laufen heißt, kennt das Tempo, das der Mensch hinter der Leine schafft, weiß, wann dieser langsamer oder unsicher wird, hält vor einer Pfütze oder einem Bauzaun an und führt auch um das Hindernis herum.

"Auch wenn man vielleicht anderer Meinung ist, der Hund hat in der Regel Recht"

Daniel Puff erinnert sich daran, wie er neulich nur durch Lottas Hilfe der herunterfahrenden Laderampe eines Lkw ausgewichen war, dessen Fahrer den Blinden übersehen hatte.  Alles Ergebnis der Ausbildung, die in einer der rund 70 Fachschulen für Blindenführhunde in Deutschland angeboten wird.

Bis zu einem Jahr könne es dauern, bis ein Sehbehinderter einen Blindenhund sein eigen nennen könne. Das beginnt mit einem ärztlichen Attest, dann folgt die Suche nach der passenden Schule, schließlich einem geeigneten Tier und dessen Ausbilder. Den ersten gemeinsamen Schritten noch in der Schule folgt dann eine sogenannte Gespannsprüfung mit einem zertifizierten Prüfer, der anschließend eine Art Führerschein ausstellt.

Erst wenn die Ausbildungsstätte ebenso wie die Krankenkasse grünes Licht gegeben haben, kommen Hund und Besitzer zusammen. Ein langwieriger Prozess, der auch mit ein Grund dafür sein dürfte, dass sich statistisch gesehen nur einer von hundert Blinden für einen Führhund entscheidet. "Jedoch ist es beim Sehenden genauso: Wer sich einen Hund anschafft, der adoptiert ein vollwertiges Familienmitglied mit allen Freuden, aber auch Pflichten", sagt Puff.   

"Hunde, die sich für die Ausbildung zum Führhund eignen, sind intelligent und wollen auch geistig gefordert werden", weiß auch Karin Flößer, stellvertretende Referentin des Arbeitskreises "Führhundangelegenheiten" im Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB). Der Hund müsse es als Erfolgserlebnis empfinden, sein Herrchen sicher von A nach B gebracht zu haben. "Es ist sehr viel Kopfarbeit dabei. Schließlich taucht der Hund bei einer Führung komplett in die Welt der Blinden ein, das strengt an", meint Flößer. Daher dürfe man auch nie vergessen, dass ein Hund auch mal Dienstschluss haben muss.

Ausstellung über Ausbildung von Blindenführhunden

Seit 100 Jahren gibt es die Ausbildung für Blindenführhunde in Deutschland. Vom 8. bis 26. Januar ist dazu im Haus der Kirche Eckstein in Nürnberg die Wanderausstellung "Helfer auf vier Pfoten" zu sehen. Auf elf Schautafeln sind historische Fakten zur Partnerschaft zwischen Mensch und Tier sowie Informationen zur institutionellen Ausbildung von Blindenführhunden zu finden, teilten die Veranstalter mit.

Besucher der vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (BBSB) konzipierten Ausstellung erfahren beispielsweise, wann ein Blindenführhund im Einsatz oder was ein Führgeschirr ist. Blinde und sehbehinderte Menschen können sich Texte und Bildbeschreibungen online über das eigene Smartphone vorlesen lassen. Es werden auch Audio Guides angeboten.

Veranstaltet wird die Ausstellung vom Führhundhaltertreff der Bezirksgruppe Mittelfranken und dem Arbeitskreis der Führhundhalter des BBSB in Zusammenarbeit mit der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge.

Geöffnet ist die Ausstellung Montag bis Freitag zwischen 9 und 17 Uhr, mittwochs bis 19 Uhr