Die Liebe beginnt so leicht wie im siebten Himmel: Man schaut sich an und hat das Gefühl, man spricht die gleiche Sprache und findet spannend, was der andere zu erzählen hat. Es gibt praktisch keinen Streit und nur ein großes Interesse füreinander.

Christine Le Coutre berät seit 25 Jahren Paare. Die Liebe im Alltag ist was für Fortgeschrittene, sagt sie und steigt gleich ein ins ungemachte Bett:

"Ich erwarte von meinem Partner zum Beispiel, dass er immer gleich die Socken wegräumt, oder die Spülmaschine bitte gleich einräumt, aber ich sprech nicht darüber."

Bisher hat die Liebe ja auch ohne Worte funktioniert. Mit den Worten kommt der Sand ins Getriebe, aber es geht auch nicht ohne. Im Alltag steigen die Anforderungen, der Stress nimmt zu und es braucht Absprachen. Das klingt wenig sexy, aber wie man das mit den Socken und der Spülmaschine doch noch hinkriegt, verrät Le Coutre in der Evangelischen Eheberatung in München und auf Sonntagsblatt.de.

"Der Weg ist nicht, weniger miteinander zu sprechen, um Streit zu vermeiden. Sondern im Gegenteil immer mehr miteinander zu sprechen und neugierig zu bleiben auf alles, was der andere mir sagt, und Erwartungen zu klären."

Klingt nach hoher Kunst - ist es auch. Glücklicherweise ist jeder Mensch ein Künstler, und die Liebeskunst kann man lernen. Wenn die große Liebe oft so klein wird im Alltags-Nahkampf, kann man das Liebesfeuer nähren und am Leben erhalten. Sodass die Sockenprobleme nicht die Liebe er-sticken, aber auch nicht ungelöst bleiben. Und vielleicht wird’s ja sogar immer schöner? Die Expertin sagt: "Keine Angst vor Streit!" Denn:

"Es ist ein großes Missverständnis, dass streitende Paare eine schlechte Partnerschaft haben. Viel alarmierender ist es, wenn Paare nicht streiten."

Streiten sei eigentlich ein Qualitätsmerkmal für Partnerschaft. Die Frage sei eher, wie man streitet. Und dazu kennt die Münchener Psychologin Christine Le Coutre zwei ganz praktische Tipps:

"Nie länger als 20 Minuten und nicht nach 21 Uhr."

Nicht spät abends streiten leuchtet spontan ein, denn da ist man müde und neigt zur emotionalen Selbstverteidigung. "Nie länger als 20 Minuten" muss Le Coutre erklären: "Wenn ich länger als 20 Minuten streite, geht mir das Streitthema verloren. Ich fange an, alle alten Verletzungen aus der Partnerschaft auf den Tisch zu legen, und es geht nicht mehr nur noch um die Ordnung in der Küche oder unsere Erwartungen für das Wochenende."

Es gibt nicht das eine Erfolgsrezept für eine tiefe, lange, schöne Liebe. Aber es gibt Dinge, die man richtig machen kann, und am Valentinstag damit anfangen, ist nicht die schlechteste Idee. Hier im O-Ton Diplom-Psychologin Christine Le Coutre.

Was für den Alltag gilt, stimmt auch für den Sex - er passiert auf Dauer nicht von selbst, sagt die evangelische Paarberaterin. Wie viel brauche ich? Wie viel brauchst du? In welcher Form brauchen wir das? Das passiert nicht von allein. Aber "wenn´s passiert", dann stabilisiere der Sex die Beziehung weit über den Orgasmus hinaus, sagt Le Coutre:

"Bei Berührungen von Haut zu Haut wird ein besonderes Hormon ausgeschüttet, dass die Bindung aktiviert. Das gibt mir Sicherheit in der Partnerschaft und wir gehen zusammen durch dick und dünn. Und das kann man tatsächlich unterstützen durch körperlichen Kontakt."

Und man und frau kann noch mehr tun für das Glück zu Hause: Ehrlichkeit, Kritik, aber bitte nicht zu viel! Es gibt Untersuchungen darüber, was denn glückliche Paare anders machen.

"Das frappierendste Ergebnis ist, dass es fünf positive Interaktionen braucht, damit ich eine negative aushalten kann."

Positive Interaktion, das kann man in Kleingeld auszahlen: Ein Lob. Schnell mal den Müll runter- und den Einkauf hochtragen helfen. Eine Liebesbotschaft im Anorak des Partners verstecken. Oder die Kaffeetasse am Morgen. Die könnte ich mir selber kochen, aber vielleicht schmeckt sie mir besser, wenn mein Partner sie mir auf den Frühstückstisch stellt.

Das sind Kleinigkeiten im Alltag, die das Leben leichter machen und Beziehung stärken. Damit wird es auch viel leichter, mit Kritik umzugehen. Die Zauberformel heißt 5:1. Fünf kleine Aufmerksamkeiten und dann gelingt uns auch ein kritischer Moment.

"Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, eine Rose versüßt das Leben."

Der Valentinstag biete ja dafür einen Anlass, stellt die Paarberaterin nüchtern fest: "Da kann man natürlich die Haltung haben: Der wurde erfunden und wir machen da nicht mit. Aber wenn mir was an der Partnerschaft liegt, ist es wichtig, Gelegenheiten beim Schopf zu packen für kleine Aufmerksamkeiten."

Praktische Tipps, kein Zaubertrick, aber man muss es auch tun. Am besten heute damit anfangen, und dann langsam steigern. Die evangelische Diplom-Psychologin Christine Le Coutre bindet den Sack zu:

"Wenn wir es schaffen, gemeinsam gute Lösungen zu finden, unsere Bindung zu halten über körperlichen Kontakt, fünf positive Dinge für eine Kritik, kein Streit nach Neun - dann können wir zusammen glücklich sein bis ans Ende unserer Tage."

Weitere Anregungen bekommen Sie auf www.valentinstag-evangelisch.de.