In der Fasten- und Passionszeit vor Ostern fragen sich viele Eltern und Erzieher, wie sie die Geschichte um Leid und Tod Jesu Christi Kindern und Jugendlichen vermitteln können. Für Erwachsene gilt der Verzicht auf Speisen und Getränke oder den Fernsehkonsum als Symbol der Buße und der spirituellen Erneuerung. Für Kinder und Jugendliche gibt es jedoch zahlreiche andere Möglichkeiten, die Fastenzeit zu erleben.

"Christliche Überlieferungen sind in den Festen des Jahreskreises in besonderer aufbewahrt", erklärt der Nürnberger Theologe Frieder Harz. Eltern könnten ihren Kindern christliche Glaubensinhalte am einfachsten über wiederkehrende Rituale und Bräuche vermitteln. Über die Einübung von Ritualen und Bräuchen und das Gespräch über die Themen des Kirchenjahres könnten die Kinder dann auch lernen, mit bedrohlichen Situationen wie Katastrophen, Sterben und Tod umzugehen und die Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.

Die Fastenzeit biete sich dafür an, mit Kindern über Themen wie Schuld, Leiden und Tod nachzudenken. Anregungen dafür böte etwa die Aktion "Sieben Wochen ohne" der evangelischen Kirche, aber auch der traditionelle Frühjahrsputz: Daran könne deutlich gemacht werden, dass "äußere und innere Reinigung Teil der Festvorbereitung für Ostern" seien, erklärt Harz.

Fastenzeit aus dem Blick der Kinder erklären

Der fränkische Pädagoge Karlheinz Maisel empfiehlt, Kinder die Fastenzeit aus "ihrer Perspektive" miterleben zu lassen. Eltern und Erzieher sollten die Fastenzeit gemeinsam mit ihren Kindern planen. Als gemeinsames Motto könne der Spruch gelten: "Mehr für den anderen, weniger für mich selbst". Konkret bedeute dies etwa für die Tochter, ihrem Brüderchen ein Spielzeug zu überlassen, welches sie eigentlich nicht ausleihen wolle.

Auch mit Spielen könnten Sinn und Zweck der Fastenzeit veranschaulicht werden, so Maisel. Kinder sollen beispielsweise "Fastenideen" sammeln und auf Zettel schreiben, wie etwa "Abtrocknen helfen" oder "freiwillig aufräumen". Dann werden die Zettel in einer Kiste gesammelt, und jedes Kind darf sich einen Zettel herauspicken. Mit dem Spiel könnten die Kindern lernen, dass Fasten keine Leistung, sondern als "Dankeschön" zu verstehen sei, so Maisel.

Im Kindergarten auf Süßigkeiten verzichten

Auch in den Kindergärten wird die Fastenzeit mit besonderen Aktionen begleitet, erklärt Susanne Hofmann vom Landesverband evangelischer Tageseinrichtungen in Nürnberg. Mal wird nach Absprache mit den Kindern auf Naschwerk oder Spielzeug verzichtet, oder es werden Bilder gemalt, die dann an die Nachbarschaft verschenkt werden. Andernorts werden Geschichten vorgelesen, in denen es um Verzicht und Hilfestellung geht, oder die Kinder gestalten ein großes Plakat, auf dem vermerkt wird, wo sie selbst schon einmal geholfen haben.

Selbst im Schulunterricht kann die Fastenzeit thematisiert werden. Der Straubinger Pädagoge Günther Neumann schlägt vor, mit der Schulklasse einen Fastenkalender anzufertigen, auf den für jeden Tag Zettel mit Geboten wie "Lächeln", "Helfen", "Teilen" und Verboten wie "Lügen" "Schimpfen" aufgeklebt werden können. Oder sie können gemeinsam ein "Hungertuch" mit Bildern und Symbolen der Passion anfertigen.

Den Glauben erfahrbar machen

"Der christliche Glaube", so erklärt Frieder Harz, "lebt weniger in Lehrsätzen als in konkreten Vollzügen". Es gehe doch darum, Kinder und Jugendliche zu ermutigen, religiöse Fragen zu stellen und zu einem eigenen Urteil zu finden. Nur so könne erfahren werden, "was Glaube für den Lebensvollzug bedeutet, wie er grundlegende Fragen beantworten und dem eigenen Leben Sinn und Orientierung geben kann", so Harz.

Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit, in der viele Christen auf bestimmte Lebensmittel oder schlechte Angewohnheiten verzichten. Wer fastet und warum?  Lesen Sie in unserem Dossier mehr zum Thema Fastenzeit: www.sonntagsblatt.de/Fastenzeit