Die Osnabrücker Wirtschaftspsychologin Petia Genkova entwickelt einen Test zur Messung von interkultureller Kompetenz. Mit seiner Hilfe sollen in der Wirtschaft, in Bildungseinrichtungen, bei der Polizei oder der Bundesagentur für Arbeit interkulturelle Kompetenzen gemessen werden, teilte die Hochschule Osnabrück mit: "So lässt sich zum Beispiel herausfinden, welche Person besonders gut für die internationale Zusammenarbeit im Unternehmen geeignet ist", erläuterte Genkova.

Gleichzeitig könnten Defizite aufgezeigt und mit gezieltem, individuellem Training die interkulturelle Kompetenz gefördert werden. Der Test soll auf Papier und Online frei verfügbar sein.

Das Projekt leistet laut Genkova einen entscheidenden Beitrag zur Bewältigung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen durch stetig steigende Migrationszahlen. Laut Statistischem Bundesamt hat in Deutschland bereits jetzt rund jede vierte Person einen Migrationshintergrund. Die Prognosen zeigten, dass sich mittelfristig dieser Anteil noch erhöhen werde.

Interkulturelle Kompetenz: Verbesserung der gesellschaftlichen und beruflichen Integration von Geflüchteten

Wer interkulturell besonders kompetent sei, der könne seine Kommunikation und seine Verhaltensweisen in verschiedenen Situationen flexibel anpassen, erläuterte die Wirtschaftspsychologin. Er könne die Perspektive wechseln und Empathie gegenüber den Verhaltensweisen anderer Kulturen zeigen. Das könne zum Beispiel hilfreich sein, wenn es um Terminvereinbarungen gehe. "In vielen, auch europäischen Ländern ist das Verständnis von Pünktlichkeit ein anderes. Termine werden teilweise erst mit einer Stunde Verspätung wahrgenommen."

Langfristig solle der Test auch zur besseren gesellschaftlichen und beruflichen Integration von Geflüchteten führen. Er kann Genkova zufolge die Akzeptanz und das Verständnis von verschiedenen Kulturen steigern. So könnten Hindernisse bei der Integration am Arbeitsplatz abgebaut werden. An Hochschulen könne der Test zur Vorbereitung auf ein Auslandssemester genutzt werden. "Die Sensibilisierung für interkulturelle Kontakte kann insgesamt zu weitreichenden sozialen Veränderungen für ein globalisiertes Deutschland beitragen", fasst die Expertin zusammen.

Neben Genkova arbeiten Wissenschaftler von Hochschulen in München, Berlin und Dortmund an der Entwicklung des Tests. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt das bis Mitte 2023 laufende Projekt mit rund 800.000 Euro.