Ich habe mich vor vier Jahren bewusst für ein Leben mit Jesus Christus entschieden (sogenannte "Wiedergeburt"). Jetzt möchte ich mich gerne taufen lassen, sozusagen als offizielle Besiegelung für meinen Glauben in Christo.

Mein zuständiger Pfarrer verweigert mir aber die Wiedertaufe. Ich verwies ihn auf Bibelstellen, in denen es heißt, wer glaubt und getauft wird, wird selig werden (Markus 16,16). Johannes der Täufer hat doch auch Erwachsene im Jordan getauft. Warum werden die von mir zitierten Bibelstellen in der Kirche nicht sinngemäß ausgelegt? Warum taufen Freikirchen Erwachsene, wenn es nicht Gottes Wille sein sollte?

Herr W.

Bei Ihrer Bibellektüre haben Sie entdeckt, dass das Neue Testament keine Tauflehre im systematischen, in sich geklärtem Sinn enthält, vielmehr unterschiedliche Perspektiven aufscheinen lässt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es in der christlichen Taufe um Sündenvergebung, Geistempfang und neues Leben sowie um die Eingliederung in die christliche Gemeinde geht.

Je nachdem, ob jemand als Kind oder erst als Erwachsener getauft wird, können dabei die Akzente variieren. Bei der Kindertaufe ist freilich der Charakter der Taufe als ein Geschenk besonders deutlich. Gott alleine handelt in der Taufe. Wir Menschen sind - ob wir nun als Kinder oder als Erwachsene getauft werden - mit den Gaben der Taufe ganz und gar Beschenkte.

Die Taufe ist nicht vom Bewusstsein der Menschen abhängig. Wer "versteht" denn schon, was Gottes Heil für uns bedeutet? Wir sind, ob groß oder klein, klug oder weniger klug, fromm oder zweifelnd, in der Taufe alle wie die Kinder, die zu Jesus gebracht werden und die durch seinen Segen Anteil am Reich Gottes bekommen.

Das Geschenk der Taufe ist eine unverbrüchliche Zusage

Die großen Konfessionen haben die Tradition der Kindertaufe übernommen, erkennen aber auch die gültig empfangene Erwachsenentaufe an. Die baptistischen und pfingstlerischen Kirchen betrachten die Kindertaufe als ungültig. Bei ihnen ist die Taufe eines Erwachsenen daher keine "Wiedertaufe"; sie stimmen also mit den anderen Konfessionen darin überein, dass die Taufe an sich grundsätzlich unwiederholbar ist. In dem Geschenk-Charakter der Taufe liegt wohl der tiefste Grund dafür, dass Ihnen Ihr Gemeindepfarrer eine "Wiedertaufe" verweigert. Er geht davon aus, dass Sie als Kind gültig getauft sind und diese Taufe als unverbrüchliche Zusage Gottes Bestand hat.

Es gehört zum Glauben, sich diese Zusage Gottes gefallen zu lassen - aber auch, mit diesem Geschenk bewusst umzugehen und den eigenen Lebensweg dadurch prägen zu lassen. Mit Ihrer bewussten Entscheidung für ein Leben mit Jesus Christus haben Sie einen für Sie wichtigen Schritt getan. Vielleicht können ja beide Daten in Ihrer geistlichen Lebensgeschichte ihren Platz bekommen: das Datum der Taufe als Symbol dafür, dass Gott Sie von Anfang an als sein Kind angenommen und geliebt hat und das Datum Ihrer Wiedergeburt als Tag, an dem Sie einen für Sie entscheidenden Schritt auf Ihrem geistlichen Weg getan haben.

Dossier

Taufe & Patenamt

Die Taufe ist für viele Familien ein großes Ereignis. Mit ihr wird ein Kind in der evangelische Glaubensgemeinschaft willkommen geheißen. In unserem Dossier beantworten wir Fragen rund um das Thema Taufe. Welche biblische Bedeutung hat die Taufe? Wie können sich Eltern auf die Taufe vorbereiten? Welche Aufgaben haben Paten? Welche Fürbitten und Taufsprüche gibt es? Lesen Sie mehr auf sontagsblatt.de/taufe.