In Bayern lebten im Jahr 2017 rund 2,4 Millionen evangelische und 6,4 Millionen katholische Christen. Die Ein- und Austrittszahlen bewegen sich dabei auf konstantem Niveau, wie aus einer Mitteilung der bayerischen evangelischen Landeskirche hervorging. Im vergangenen Jahr kehrten 23.647 Menschen der evangelischen Kirche den Rücken, 2.734 sind eingetreten, im Vorjahr waren es 22.694 beziehungsweise 2.870. Dazu kamen im vergangenen Jahr mehr als 22.000 Taufen, aber auch fast 28.000 Bestattungen.

Einen Mitgliederrückgang verzeichneten auch die sieben bayerischen Bistümer, wie aus einer ebenfalls am Freitag veröffentlichten Statistik der Deutschen Bischofskonferenz hervorgeht. Der Mitgliederschwund resultiert aus fast 70.000 Todesfällen und rund 48.000 Kirchenaustritten. Demgegenüber stehen 564 Eintritte und rund 53.000 Taufen. Das größte Bistum im Freistaat ist das Erzbistum München: Ende 2017 lebten hier rund 1,69 Millionen Katholiken, Ende 2016 waren es 1,71 Millionen. Die Zahl der 18.000 Austritte ist im Vergleich zum Vorjahr konstant.

Auch die Austrittszahlen im Erzbistum Bamberg stagnieren: So seien im vergangenen Jahr rund 4.800 Menschen ausgetreten. Dazu kommen etwa 7.200 Sterbefälle. Demgegenüber steht ein Zuwachs von 4.700 Mitgliedern durch Taufe, Eintritt oder Wiederaufnahme. Daraus resultiert ein Rückgang auf insgesamt 677.000 Mitglieder. Erzbischof Ludwig Schick sagte: "Uns schmerzt jeder einzelne Austritt, dem meist ein langer Prozess der Entfremdung vorausgegangen ist."

Rückgang der Mitgliederzahlen der Kirchen in Bayern

Die bayerische evangelische Landeskirche reagierte auf den andauernden Rückgang der Mitgliedszahlen mit dem Reformprozess "Profil und Konzentration" (PuK). "Wir wollen, dass die Menschen spüren, dass ihnen der Glaube guttut und hilft", sagte Oberkirchenrat Nikolaus Blum am Freitag. Dazu sei ein Perspektivwechsel nötig. Doch ein solcher Perspektivwechsel dauert: Blum bezeichnete ihn als großen Lernprozess, "der viel Zeit und Geduld braucht".

Man müsse darüber diskutieren, wie man Kirche von heute organisieren sollte, damit die Menschen möglichst gut in Kontakt mit dem Evangelium kommen, sagte Blum weiter. "Wichtige Einsicht: Es gibt kein Konzept, das überall passt." Die zurückgehenden Mitgliedszahlen hätten ihren Grund aber auch in gesellschaftlichen Prozessen, die nicht durch "immer noch höheres Engagement der kirchlichen Mitarbeiter" ausgeglichen werden könne. "Die Pfarrerinnen und Pfarrer engagieren sich nach Kräften, kommen aber an viele Menschen nicht mehr heran."

Evangelische Kirche reagiert mit Reformprozess

Bisher habe man sich häufig darauf verlassen, dass die Menschen zur Kirche kommen und sich mit Gemeindeformen identifizieren, die Hunderte von Jahren alt sind, erläuterte Blum. Die Gottesdienstzeiten orientierten sich etwa am Tagesablauf der Landwirte. Mit dem PuK-Projekt stelle man sich die Frage: "Passt das hier und jetzt noch so?", sagte Blum.

Bundesweit haben Landeskirchen und Diözesen am Freitag ihre Mitgliederstatistik für 2017 veröffentlicht. Demnach sank die Zahl der Mitglieder der evangelischen Kirche auf 21,5 Millionen. 23,3 Millionen Menschen gehörten der katholischen Kirche an. Die 20 protestantischen Landeskirchen haben dabei mehr Mitglieder (390.000) verloren als die 27 katholischen Bistümer (270.000). Gut 54 Prozent der deutschen Bevölkerung gehörten damit im vergangenen Jahr noch einer der beiden großen Kirchen an.

Profil und Konzentration (PuK)

Die bayerische Landeskirche hat 2016 mit einem umfassenden Reformprozess begonnen. Unter dem Titel "Profil und Konzentration" soll bis 2022 die Kirche grundlegend umstrukturiert werden. Das Sonntagsblatt begleitet den Prozess mit einer Artikelserie. Verlinken Sie uns: Alle Artikel zum Thema "Profil & Konzentration" finden Sie unter www.sonntagsblatt.de/puk

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