Die Rückkehr psychisch kranker Menschen an den Arbeitsplatz scheitert oft an fehlender Hilfe. Nur ein Drittel der berufstätigen Patienten finde nach der stationären Behandlung wieder zurück in den Job, sagte der Münchner Psychiater Johannes Hamann Sonntagsblatt.de: "Das ist ein untragbarer Zustand." Deutlich mehr Patienten könnten wieder berufstätig sein, wenn sie entsprechende Hilfen erhielten.

"Es ist es ein Grausen, dass die eigentlich guten Unterstützungsinstrumente auf allen Ebenen viel zu wenig genutzt werden", sagte Hamann. So gebe es zwar auf jeder psychiatrischen Station einen Sozialdienst, der eigentlich schon während der stationären Behandlung gemeinsam mit dem Patienten die Rückkehr in den Job vorbereiten sollte. "Das unterbleibt aber im Klinik-Alltag häufig."

Grund sei oft eine Überlastung der Sozialdienst-Mitarbeiterinnen. Hamann ist Leiter der Return-Studie an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Klinikum rechts der Isar in München. Sie untersucht Möglichkeiten, die Rückkehr von Menschen in den Beruf zu unterstützen.

Psychische Störungen führen zu mehr Fehltagen

Nach ihrer Entlassung seien die Patienten in der Regel auf sich selbst gestellt, weil es kaum ambulante Unterstützungsangebote gebe, kritisierte er. Hinzu komme, dass viele Arbeitgeber den Betroffenen kein betriebliches Eingliederungsmanagement anböten, obwohl das gesetzlich vorgeschrieben ist.

"Arbeitgeber kommen aber künftig nicht umhin, auf dieses Thema einzugehen", stellte Hamann fest. In Deutschland litten rund acht Millionen Menschen an psychischen Störungen, die behandelt werden müssten. Diese Erkrankungen verursachten rund 14 Prozent der Fehltage deutscher Arbeitnehmer, mit steigender Tendenz.

"Die Unternehmen verlieren im Moment wahrscheinlich das meiste Geld dadurch, dass sie nicht umsichtig mit der Thematik umgehen."

Die Ergebnisse der Return-Studie sollen im kommenden März vorliegen. Schon jetzt lasse sich jedoch feststellen, dass vielen Patientinnen und Patienten die Wiederaufnahme ihrer Berufstätigkeit ohne die besondere Unterstützung der Expertinnen im Rahmen des Return-Projekts nicht gelungen wäre, sagte Hamann.

Die Return-Mitarbeiterinnen hätten Betroffene unter anderem in sozialrechtlichen Fragen beraten, sie beim Prozess der betrieblichen Wiedereingliederung unterstützt oder auch zu Arbeitgebergesprächen begleitet. Entscheidend sei für die Patienten auch die Hilfe vor dem ersten Kontakt mit Chef und Kollegen gewesen, sagt Hamann: "Psychische Krankheiten sind stigmatisiert." Viele Patienten wüssten daher nicht, wie sie mit ihrer Diagnose umgehen sollten und scheuten sich, mit dem Arbeitgeber zu sprechen.