Bei Kindern ab dem Alter von zwei bis drei Jahren lässt sich in gewissen stimmungsvollen Momenten, so auch in sakralen Räumen, beobachten, wie sie staunen, aufmerken, Betroffenheit zeigen.

Sie erwecken den Eindruck, dass sie etwas vom Geheimnisvollen spüren, und sie scheinen zu ahnen, dass ihr Erleben in einem größeren Zusammenhang steht.

(Dr. med. Hans-Rudolf Stucki, Kinderpsychiater und evangelischer Theologe)

Vielleicht erinnern Sie sich aus Ihrer Kindheit an besondere Momente des Berührtseins: das Glitzern eines Tautropfens im Sonnenlicht, einfach nur im Gras zu liegen und aufzunehmen das Summen der Insekten, den Duft des Grases. Und einfach damit eins zu sein. Oder ergriffen zu sein von der Art, wie Jesus in einer neutestamentlichen Geschichte den Zachäus auf dem Baum anspricht.

Wenn Sie mit Kindern leben, sollten Sie das Staunen, das Sich-berühren-Lassen von den einfachen, kleinen Dingen wieder lernen. Wenn Ihnen das schwerfällt, lassen Sie sich von den Kindern leiten: Wir suchen etwas "ganz und gar Zauberhaftes" oder "vom Himmel Geschenktes".

Kinder "können" Mystik

Denn für Kinder ist das die Erlaubnis, ihre ureigene Fähigkeit zur Mystik selbst anzunehmen und diese nicht gänzlich den Erfordernissen und Forderungen der "Realität" der Erwachsenen unterzuordnen.

Wer als Kind lernt, dass solch ein Tun dumme Träumerei ist, wird es schwerlich achten als einen ganz einfach geschenkten Zugang zu etwas, was viele Erwachsene erst mühsam in Therapie oder (Glaubens-) Kursen wieder lernen müssen.