Für großen Zuspruch hat ein solidarischer Gebetsruf zu Corona-Zeiten gesorgt. Der Nürnberger Verein Begegnungsstube Medina, der sich für die Begegnung von Muslimen und Andersgläubigen stark macht, hatte zu der multireligiösen Veranstaltung in die Südstadt eingeladen.

Gemeinsam mit den jüdischen und christlichen Freunden, die vor der Corona-Pandemie immer zum Fastenbrechen eingeladen waren, wollte sich Medina vom Fastenmonat Ramadan verabschieden. Der diesjährige Ramadan, der sich am islamischen Mondkalender orientiert, endet am Sonntag mit einem hohen Festtag für gläubige Moslems.

Der frisch ins Amt eingeführte Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König (CSU) sagte, er verstehe die Veranstaltung als ein ?eichen des Zusammenstehens ? egal welchen Glaubens. Das sei gerade in der Stadt des Friedens und der Menschenrechte notwendig. Die Corona-Krise hätte auch die Bedeutung gezeigt, dass Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammenstehen.

Neben dem 1. Vorsitzenden der israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg, Joachim Hamburger, und dem katholische Stadtdekan Hubertus Förster versicherte auch der evangelische Stadtdekan Jürgen Körnlein den rund 150 Zuhörern: Wir stehen zusammen. Er erinnerte an das christliche Osterfest, das jüdische Pessach und nun den muslimischen Ramadan ? alle diese hohen religiösen Feste waren mit dem Lockdown ganz anders. Wir sind für einander da, sagte Körnlein weiter, der bislang alljährlich am Fastenbrechen teilnahm. Er hoffe, dass man auf diese Weise neu entdecke, wie uns Religion in diesen Zeiten trägt.

Die Vorsitzende des Arbeitskreises der Muslime, Gabriela Eljojo, lobte die Nürnberger Tradition der gegenseitigen Anerkennung. Der Dialog auch zwischen den Religionen werde hier großgeschrieben. Eljojo hob mit Blick auf geschlossene Moscheen, Kirchen und Synagogen hervor: Verzicht bedeutet nicht unbedingt Verlust, sondern neue Wege für neue geistige Erfahrung.

Die Vorsitzende kritisierte einen von der Verwaltung abgelehnten Antrag auf einen einmal wöchentlichen Gebetsruf. Die Ablehnung passe nicht zu einer multireligiösen Gesellschaft, zumal die körperliche Unversehrtheit der Nachbarn nicht beeinflusst worden wäre.

Eröffnet wurde die Veranstaltung mit seinem Gebetsruf eines Nürnberger Ditib-Imam. Dann folgten Fürbitten für die Betroffenen der Corona-Pandemie, gerade Erkrankte und die Menschen, die im Gesundheitssystem arbeiten. Der Verein Medina wollte mit dieser Veranstaltung ein Zeichen des Zusammenhalts und der Solidarität geben. Medina selbst hat eine Nachbarschaftshilfe initiiert, mit der täglich rund 100 Personen mit Essen und Einkäufen versorgt werden.