Ich bin Muslima und habe in Damaskus das ganze Jahr über die Feste mit meinen christlichen Freunden gefeiert. Wir haben eine schöne Kirche im christlichen Viertel Bab Sharqi. In der Woche vor Weihnachten haben wir die Süßigkeiten vorbereitet und arabische Liköre wie Salbei-, Eier- oder Pfefferminzlikör gemacht. Wir haben auch den Baum mit den Freunden und Nachbarn geschmückt und uns als Teil dieser Gruppe gefühlt und Geschenke gekauft und verpackt. 

Im Jahr 2000 bin ich mit meinem Mann nach Weiden in die Oberpfalz gekommen und habe dieses Gefühl von Weihnachten mit nach Deutschland genommen, so dass es jetzt gar keine Veränderung für mich ist. Ich feiere mit meinem Mann - er ist Christ -, unserer Tochter, meinen Schwiegereltern und eben der ganzen Familie Weihnachten. Wir bereiten Plätzchen und Stollen vor und kaufen wie in Damaskus Geschenke.

Das Wichtigste am Fest ist das Teilen: Alles muss mit den anderen geteilt werden. In Damaskus hatten wir nicht genügend Geld, aber wir haben geteilt, was wir hatten. Als Geschenke brachten wir dann Zucker, Plätzchen oder Mehl mit. Auch alte Bücher wurden verpackt und weitergegeben. Natürlich wurde auch bei der Vorbereitung zusammengearbeitet. Das ist ähnlich wie bei unserem islamischen Fest nach dem Ramadan. Aus unserem Gefühl für die anderen erwächst mehr: Wir denken an die Obdachlosen, an die armen und Waisen-Kinder, an die Kinder in der Not und im Krieg und versuchen das Beste für sie zu tun. Weihnachten brachte uns eine tolle Botschaft, dass wir die Liebe teilen müssen, das Zusammenleben und unsere Gefühle, Sachen oder Geld. Dann wäre vielleicht auch die Erde ohne Probleme, dann wären alle auf einem gleichen Level, es gäbe keine reichen und armen Leute mehr.

Deshalb mache ich es hier wie in Damaskus und denke in erster Linie an die anderen, was sie jetzt brauchen. Seit einem Monat bereite ich deshalb schon die Geschenke für die Flüchtlingskinder vor, zum Beispiel warme Socken, Jacken, Kleidung oder Süßigkeiten. Ich mache mit ihnen hier Dramatherapie und Psychodrama. Ich denke, dass die Flüchtlinge ein Teil meiner Familie sind.

Dalal Makari-Pausch (48) lebt seit 2000 in Weiden in der Oberpfalz. Sie ist eine deutsch-arabische Aktivistin, Psychologin und Theaterwissenschaftlerin.