Insgesamt sei während der beiden Wellen der Corona-Pandemie im Jahr 2020 in Bayern eine deutlich erhöhte Sterblichkeit festzustellen, sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei der Vorstellung der statistischen Sonderauswertung zu den Corona-Sterbefällen 2020 im Freistaat.

Mit den getroffenen Lockdown-Maßnahmen und den fortschreitenden Impfungen habe man jedoch aktuell "echte Fortschritte" erreicht.

Sterbefallzahlen in Bayern

Im April 2020 hätten sich die Sterbefallzahlen vor allem in Landkreisen, die besonders von Covid-19 betroffen waren, teilweise um 50 Prozent erhöht im Vergleich zum Durchschnitt des Monats April in den Jahren 2016 bis 2019. Im Landkreis Tirschenreuth lagen sie beispielsweise um 135 Prozent höher, im Landkreis Rosenheim um 86 Prozent, im Landkreis Wunsiedel um 61 Prozent, erläuterte Herrmann.

Extreme Anstiege

Den größten Anstieg gab es in der Altersgruppe der über 80-Jährigen. Im April 2020 betrug der Anstieg im Vergleich zum Durchschnittswert der Vorjahre über 30 Prozent, im Dezember 2020 lagen die Zahlen fast um die Hälfte höher.

Hier zeige sich erneut, dass ältere Menschen ein deutlich höheres Risiko trügen, an Covid-19 zu sterben, sagte Herrmann. Bei den 60-79-Jährigen habe sich ebenfalls eine erhöhte Sterblichkeit gezeigt, bei den unter 60-Jährigen hätten sich keine statistischen Abweichungen zu den Vorjahren ergeben.

Dank der Zahlen aus dem Bayerischen Landesamt für Statistik könne man der Verharmlosung der Pandemie durch Corona-Leugner und ihrer "kruden Fiktion" mit Fakten begegnen, sagte Herrmann weiter. Es gebe keinen Zweifel an der Gefährlichkeit des Virus.

Ohne die Lockdown-Maßnahmen wären laut Herrmann noch viel höhere Sterbefallzahlen zu beklagen.

Nicht nur die Lockdown-Maßnahmen, auch die Impfungen zeigten Erfolge. So ging die Zahl der Sterbefälle im Februar 2021 deutlich zurück. Die Zahl der Todesfälle bei den über 80-Jährigen stabilisierte sich und könnte laut den vorliegenden Rohdaten ungefähr auf dem Niveau der Vorjahre liegen, sagte Herrmann. Impfungen seien "der Schlüssel zur Normalisierung des Alltags".

Impfungen als Gegenmittel

Bis alle Menschen geimpft seien, dauere es allerdings noch "etliche Wochen", sagte der Innenminister. Um die errungenen Erfolge nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen, müssten alle geltenden Vorschriften auch angewendet werden. Herrmann kritisierte einige Bundesländer, die die vor etwa vier Wochen beschlossenen Notbremse-Maßnahmen bei einem Inzidenz-Wert von über 100 nicht konsequent umsetzten.

In allen bayerischen Städten und Landkreisen würden die Beschlüsse, die etwa eine nächtliche Ausgangssperre beinhalten, konsequent angewandt.

Herrmann betonte, dass die Statistik sich auf die Folgen des "normalen" Virus beziehe. Aktuell habe man es mit einem hohen Anteil der britischen Mutante zu tun, bei der es noch keine verlässlichen Einschätzungen hinsichtlich der Unterschiede gebe. Dies sei eine "große Unbekannte".