Der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) will angesichts des fortschreitenden Klimawandels Bayern bis spätestens 2050 klimaneutral machen. Denn der Klimareport Bayern 2021, den Glauber am Mittwoch in München vorstellte, lässt seinen Worten zufolge "aufhorchen": 2018 sei das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen und das neunte warme Jahr in Folge gewesen, nannte Glauber einige Beispiele.

Außerdem gebe es immer mehr Hitzetage und immer weniger Eistage, zuletzt sei noch eine extreme Trockenheit dazugekommen, auch werde die Bodenerosion zunehmen.

Klimareport Bayern 2021

Richard Fackler, Vizepräsident des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, zeigte an einem Zahlenbeispiel eine dramatische Entwicklung für Bayern auf: Im Alpenvorland gebe es derzeit 1,5 Hitzetage im Jahr, in der Mainregion 6,2 Hitzetage - also Tage mit mehr als 30 Grad Celsius. Ergreife man keine Klimaschutzmaßnahmen, würde es im Jahr 2100 im Alpenvorland weitere 27 Hitzetage geben und in der Mainregion weitere 45.

Halte man sich dagegen an die Strategie des Pariser Klimaabkommens mit seinem Zwei-Grad-Ziel, würde der Anstieg erheblicher geringer ausfallen: nur weitere 6,7 Hitzetage im Alpenvorland und weitere 13 in der Mainregion.

In den 1950er Jahren habe es auf ganz Bayern bezogen im Durchschnitt drei Hitzetage gegeben, heute seien es bereits neun, sagte Fackler weiter. Hitzetage und Tropennächte - also Nächte, in denen die Temperaturen nicht unter 20 Grad Celsius fallen - bedeuteten große Gesundheitsgefahren, ergänzte Glauber.

Pariser Klimaabkommen

Er setzt daher auf die Ziele des Pariser Klimaabkommens. Werden die befolgt, würde die Temperatur in Bayern spätestens ab 2050 nicht mehr nennenswert steigen, sondern nur noch um im Mittel 1,1 Grad Celsius bis zum Ende dieses Jahrhunderts.

Zur fortschreitenden Erwärmung kommt laut Tobias Fuchs, Leiter des Geschäftsbereichs Klima und Umwelt des Deutschen Wetterdienstes, eine seit 2017 anhaltende Trockenheit. Die Regenmenge werde zwar in Zukunft gleich bleiben, die Qualität werde sich aber ändern. Der Landregen, der den Grundwasserspeicher auffülle, werde weniger, dafür gebe es mehr Extremwetter wie Starkregen. Dieser wiederum befördere Bodenerosion.

Die SPD in Bayern sprach von einer "Horror-Prognose".

Die Staatsregierung habe seit 2005 keinerlei Reduzierung von Treibhausgasen erreicht, sagte der SPD-Umwelt- und Klimaexperte Florian von Brunn. Durch den zunehmenden Straßen- und Flugverkehr stiegen die CO2-Emissionen immer weiter, und der Windkraftstopp habe die Energiewende zum Erliegen gebracht.

Der Vorsitzende der Landtags-Grünen, Ludwig Hartmann, sagte, dass er die Staatsregierung keinen Anreiz für mehr Klimaschutz böte, es habe etwa null beantragte Windkraftanlagen im Jahr 2020 gegeben. Die FPD forderte geeignete Schutzmaßnahmen wie Hitzeaktionspläne und Trinkbrunnennetzwerke, vor allem in Städten.

Zweites Klimapaket für Bayern?

Glauber kündigte indes an, er wolle ein zweites Klimapaket schnüren. Als wichtigen Baustein nannte er dabei den Ausbau der erneuerbaren Energien: So sollten staatliche Gebäude bis 2022 dazu verpflichtet werden, auf ihren Dächern Photovoltaik-Anlagen zu installieren. Als nächstes sollen gewerbliche Gebäude folgen, schließlich auch die Privatgebäude. Für Glauber gibt es hier noch viel Potenzial, denn in Bayern gebe es 3,5 Millionen Häuser. Zugleich appellierte der Minister an die Bürger zum Umdenken in Sachen Klimaschutz.

"Wir sind alle mit unserem Lebensstil dafür verantwortlich."

Für die Menschen hierzulande sei es selbstverständlich, eine warme Wohnung oder warmes Wasser zu haben, sagte Glauber weiter. Dies seien Annehmlichkeiten, die aber nicht überall selbstverständlich seien. Er rufe daher dazu auf: "Nein zum Warmduschen." Dies sei zwar nur ein kleiner Baustein, aber ein großer Beitrag zum Energiesparen und für die eigene Gesundheit. Man müsse auch Mobilitätskonzepte neu denken, da seien auch durch die Corona-Pandemie neue Anreize gekommen: weniger reisen, weniger fliegen oder vermehrt von zuhause aus arbeiten.

Der Klima-Report Bayern 2021 ist laut Umweltministerium die zweite Auflage der umfassendsten Bestandsaufnahme zu den Folgen des Klimawandels im Freistaat nach 2015. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf den unterschiedlichen Klimaregionen im Freistaat: Alpen, Alpenvorland, Südbayerisches Hügelland, Donauregion, Ostbayerisches Hügel- und Bergland, Mainregion und Spessart-Rhön.