Der Deckenputz fiel vom zentralen Bogen oberhalb der Empore. Putzfragmente hätten sich aber auch im Bereich der Fenster gelöst, weshalb man von einem größeren Schaden ausgehe, sagte Dekan Jörg Breu dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Durch den Deckensturz sei noch einmal deutlich geworden, dass die Kirche "erheblichen Sanierungsbedarf" habe. Erst Mitte September hatte der Kirchenvorstand einer Innenraum-Sanierung der ältesten evangelischen Kirche Regensburgs zugestimmt.

Neupfarrkirche in Regensburg geschlossen

Geprüft werde derzeit noch, ob die Neupfarrkirche Statikprobleme habe. Darauf deute "eine spinnennetzförmige Rissbildung" hin, die bei einer Expertenbegehung gefunden wurde, sagte Breu. Ein Ergebnis der Untersuchung liege noch nicht vor.

Erst danach könne man eindeutige Aussagen darüber treffen, ob die Kirche bis zum Abschluss der Sanierung geschlossen bleiben muss. Mit Beginn der Maßnahmen wird dem Dekan zufolge nicht vor Frühjahr 2022 gerechnet.

Die Neupfarrkirche ist die älteste evangelische Kirche Regensburgs, sie wurde 1540 als katholische Wallfahrtskirche "Zur Schönen Maria" geweiht und steht auf dem Grund einer Synagoge, die 1519 bei der Vertreibung der Juden zerstört wurde. 1542 wurde die Kirche protestantisch, als dort zum ersten Mal das Abendmahl mit Brot und Wein ausgegeben wurde.

Renovierungsbedarf in Regensburg

Die Neupfarrkirche ist bereits die zweite evangelische Altstadtkirche, die wegen eines Deckensturzes geschlossen werden musste. Vor zwei Jahren war dies bei der Dreieinigkeitskirche der Fall. Sie ist die größte evangelische Altstadtkirche, inzwischen saniert und wieder geöffnet. Gottesdienste und Veranstaltungen könnten deshalb dorthin verlegt werden, sagte Breu.

Bereits im Jahr 2017 hatte der Vorstand der Neupfarrkirchengemeinde einen Sanierungsplan ins Auge gefasst. Dieser wurde zwei Jahre später abgebrochen. "Eine wichtige Rolle bei der Debatte spielte, dass die Kirchengemeinde über keine ausreichenden Finanzmittel verfügt, um einen hohen Eigenanteil zur Sanierung beizutragen", sagte Sabine Freudenberg vom Kirchenvorstand.

Auch eingeschaltete Statiker hätten Sicherungsmaßnahmen nicht für notwendig gehalten.

Finanzbedarf

Die mögliche Deckungslücke mache ihm weniger Sorgen, sagte Breu. Er gehe von einem Finanzbedarf von etwa vier Millionen Euro aus. Zum einen sei mit Zuschüssen der Landeskirche, des Denkmalamtes und anderen Drittmitteln zu rechnen. Zum anderen soll der Erlös vom Verkauf der Kreuzkirche im Stadtosten samt Gebäuden und Grundstück einfließen, sagte er.

Allerdings hätten die Altkatholiken Interesse an der von den Protestanten aufgegebenen Kirche bekundet. Das Areal werde als Filetstück mit einem geschätzten Wert von 1,8 Millionen Euro gehandelt. "Die ultima ratio ist der Komplettverkauf", sagte Breu.

Sollte das Areal tatsächlich veräußert werden, würden die Altkatholiken aber nicht obdachlos. Mit der Bruderhauskirche in der Altstadt stünde Ersatz bereit.

Unterdessen freut sich Breu laut Angaben auf die Gestaltungsmöglichkeiten, die eine Sanierung eröffnet: Der landeskirchliche Kunstbeauftragte sei bereits vor Ort gewesen, ein Architektenwettbewerb soll ausgeschrieben werden.

Eine zukunftsfähige Innenraumgestaltung für die Neupfarrkirche sei überfällig, sagte Breu, "auch um dem besonderen Ort Rechnung zu tragen".