In dieser Woche hat das bayerische Gesundheitsministerium seine Informationskampagne "Ich krempel die #ärmelhoch" gestartet, um mehr Pflegekräfte für eine Corona-Impfung zu gewinnen.

Der evangelische Träger "Hilfe im Alter", eine Tochtergesellschaft der Diakonie München und Oberbayern, hat eine eigene Kampagne in seinen zehn Pflegeheimen bereits abgeschlossen.

Darüber hinaus hat er eine interne "Impfempfehlung" seines Ethikbeirats veröffentlicht. Geschäftsführer Dirk Spohd sprach mit dem Sonntagsblatt über Impfbereitschaft, Aufklärungsarbeit und Lockerungen für geimpfte Heimbewohner.

Herr Spohd, wie ist es um die Impfbereitschaft in den Einrichtungen der "Hilfe im Alter" bestellt?

Dirk Spohd: Das ist unterschiedlich und hängt unter anderem davon ab, ob es in entscheidenden Positionen Menschen gibt, die andere mitziehen. Gegen Ängste vor Nebenwirkungen oder Langzeitfolgen, zum Beispiel bei Schwangerschaften, hilft nur Aufklärung. Wir haben unsere Mitarbeitenden seit Jahresbeginn sachlich über die Impfstoffe informiert.

So ist die Impfquote in den Häusern erheblich gestiegen. In manchen beträgt sie 65 Prozent, in anderen 95 Prozent. Grundsätzlich gilt: Es gibt auch für Pflegekräfte keine Impfpflicht, ich muss mich auch dagegen entscheiden können. Zum Gebot der Normalität gehört, das zu akzeptieren. Es ist nicht richtig, dass die einstigen Helden der Nation plötzlich die Buhmänner sind, weil sie eine eigene Meinung haben.

Der Ethikbeirat der Hilfe im Alter hat eine Impfempfehlung für die Einrichtungen des Trägers beschlossen. Was steht da drin?

Spohd: Der Ethikbeirat empfiehlt fundierte und fachliche Aufklärung, die den Respekt vor persönlichen Vorbehalten wahrt. Das Papier sagt klar, dass die Impfung freiwillig ist. Es darf keinerlei Druck geben, weder durch direkte oder indirekte Verpflichtungen, Motivationsgespräche oder Belohnungssysteme.

Die Mitarbeitenden sollen genug Zeit für ihre Entscheidungsfindung haben.

Als Geschäftsführer befürworte ich diese Empfehlungen. Es ist wichtig, beim Thema Impfung alle Fakten auf den Tisch zu legen, aber das war's dann auch schon. Wir können und wollen niemanden zwingen.

Worauf hoffen Sie mit Blick auf die Impfung gegen Covid-19?

Spohd: In etwa zwei Wochen werden bei uns alle Bewohner, die das möchten, die zweite Impfung erhalten haben. Die vulnerable Gruppe ist dann geschützt - ab wann können wir für diese Menschen die Vorschriften lockern? Müssen wir in ihrer Nähe noch die Maske tragen, die so viel von der Mimik nimmt? Können sie wieder an mehr Veranstaltungen teilnehmen?

Da warten wir auf Antworten aus Politik und Wissenschaft. Klar ist: Die Perspektive eines alten Menschen ist eine andere. Einer 94-Jährigen wünscht man möglichst viel Normalität für ihre verbleibende Lebenszeit.