Lutherbier, Luther als Playmobilfigur mit der Bibel in der Hand, Luthersocken mit der Aufschrift "Hier stehe ich und kann nicht anders" - was hat uns gerade noch gefehlt beim Reformator-Merchandising? Zum Beispiel: Kaffee.

Meint man jedenfalls im geschäftstüchtigen Nachbar-Ländle, wo man soeben unabhängig voneinander gleich zwei Luther-Röstmischungen fürs Reformationsjubiläum 2017 kreiert hat: Die eine im Auftrag der badischen evangelischen Landeskirche, die andere schuf ein Kaffeeröster in der württembergischen evangelischen Kirchengemeinde Mössingen bei Tübingen.

"Gemeinsam verändern wir die Welt" heißt es in Baden: bietet die badische Landeskirche zum Reformationsjubiläum ebenfalls einen Luther-Kaffee an. Pro Kilogramm verkauftem Kaffee geht ein Euro an soziale Projekte. Immerhin.

"Markant, kräftig, vollmundig" und ""Reformier deinen Kaffeegeschmack" lauten die Slogans in Württemberg. "Die einen lieben ihn, die anderen lehnen ihn ab - wie bei Martin Luther", sagt der Kaffeeröster und Kirchengemeinderat Florian Kühnberger über seinen Lutherkaffee, der selbst trainierte Kaffeetrinker umhaue.

Was Martin Luther wohl dazu gesagt hätte? Gar nichts, Kaffee gab es zu seiner Zeit in Europa noch nicht. Als er sich 1511 in Rom herumtrieb, entstanden in Mekka gerade die ersten Kaffeehäuser. Und bald darauf standen die Türken vor Wien. Luther wetterte gegen die türkisch-muslimische Gottesgeißel - und der islamische Klerus gegen den Kaffeegenuss.

Es bedurfte schon eines wackeren Protestanten, um die sanfte Droge nach Europa zu bringen: Erster Kaffeebotschafter war der Augsburger Arzt, Botaniker und Entdeckungsreisende Leonhard Rauwolf (1535-1596). 1582 lobte er die positive Wirkung des Getränks in seinem Buch "Aigentliche Beschreibung der Raiß inn die Morgenländer".

Wo Rauwolf den Kaffee kennenlernte? 1573 war's, im syrischen Aleppo, das damals blühte und dessen Kaffeehäuser heute in Ruinen liegen.

Kommt wirklich eine Menge zusammen in so einem Lutherkaffee.