An den hohen Wänden hängen die ehrfurchteinflößenden Porträts der alten Pfarrherren, darunter hat Corin Schatz Mischpulte, Bildschirme, Boxen, Recorder und Mikrofone aufgebaut.

Seit sieben Monaten ist die Sakristei der Nürnberger Lorenzkirche der Arbeitsplatz des 34-jährigen Medien- und Veranstaltungstechnikers. "Ich fühle ich mich hier geborgen, fast zu Hause", sagt der junge Mann. Es sei der schönste Arbeitsplatz in seinen zwölf Jahren Selbstständigkeit, fügt er an.

Zwei Medienprofis in Nürnberg

Er teilt ihn sich mit dem freiberuflichen Kameramann Hans Batz, der schon für ARD und ZDF gearbeitet hat und für Dokumentationen Preise errungen hat. Der 59-Jährige hat bis zu fünf Kameras für die Online-Sendungen aus St. Lorenz im Einsatz, steigt für Effekte in tiefe Brunnen oder in eine Gondel des Riesenrads auf dem Hauptmarkt, nimmt Details der Steinmetzkunst in den Fokus und folgt den spielenden Händen des Organisten.

Nach über einem halben Jahr staunt er immer noch über die Kirche mit ihren Figürchen, Gemälden und der Handwerkskunst. "Da kommt man ganz nah ran, das sieht sonst so keiner."

Beiden Medienprofis hat der Lockdown im März so gut wie alle Aufträge wegbrechen lassen. Das Engagement bei der Lorenzkirche habe ihm das Überleben gesichert, stellt Schatz offen fest. Auch Batz sagt, mit der derzeitigen Auftragslage komme er kaum über die Runden.

"Das ist eine Win-win-Situation - wir haben Arbeit und die haben die Online-Andachten."

Wenn Batz hinter der Kamera und die Pfarrerinnen und Pfarrer von St. Lorenz davor stehen, guckt er mit dem professionellen technischen Blick auf die Andachten. "Ich bin Kameramann, ich muss anständiges Bildmaterial liefern", sagt er. Welche Gedanken die Sprecher über Gott und die Welt formulieren, hört er erst dann, wenn er die fertigen Andachtenproduktionen ansieht.

"Dadurch hat sich Vieles in meinem Leben getan", räumt er ein. Immer wieder habe er festgestellt, wie die Worte für seine persönliche Lebenssituation passten.

"In der ein oder anderen Predigt waren Seelentröster oder Hoffnungsschimmer",

hat auch sein Kollege Corin Schatz erfahren. Er selbst sei sehr katholisch erzogen, erzählt er, habe aber in den vergangenen Jahren "den Glauben ein wenig vernachlässigt".

Bereits über 1000 Minuten Sendezeit

Fast 60 Andachten und 20 Gottesdienste haben sie zusammen gemacht: insgesamt über 1.000 Minuten. In einer der Sendungen schwebt Pfarrerin Claudia Voigt-Grabenstein hoch über dem Boden. Sie hat in einer Riesenradschaukel Platz genommen und erzählt den Zuschauern dort vom Leben des heiligen Laurentius.

Bereits im trüben Herbst, ein paar Wochen später, sitzt Pfarrer Jan Depner auf einer Kirchenbank vor der Nürnberger Lorenzkirche, hält einen Regenschirm über sich und lässt sich aus einer Gießkanne mit Wasser beregnen.

Auf dem Baugerüst in der Kirche klettert Stadtdekan Jürgen Körnlein herum und Religionspädagogin Andrea Felsenstein-Roßberg legt sich für einen Spot auch schon mal längs auf eine Bank.

Arbeiten im Team

Solche Ideen entwickeln sie in Teamwork mit den Theologen, betonen die beiden Medienexperten. Manchmal ergebe sich ein Drehort ganz spontan. Zum Beispiel haben Voigt-Grabenstein und Depner in und um die historischen Handwerkerstühle in der Kirche bei einer kurzweiligen Dialog-Andacht fast schon schauspielerische Fähigkeiten gezeigt.

Schatz freut sich über solche Szenen, weil sie ihm vor Augen führen, wie sich die Videos seit März verändert haben. Anfangs hatten sie es noch mit Pfarrern zu tun, die in die Kamera genauso sprachen, als stünden sie auf der Kanzel.

Arbeit entwickelt sich weiter

Man merkte wie sehr sie Gemeinde als Ansprechpartner vermissten. Aber die Tipps von Schatz und Batz haben viel bewirkt: Nun sprechen die Prediger ihre Texte eher so, als erzählten sie der besten Freundin.

"Es ist schön, dass wir den Pfarrern das Gefühl dafür geben konnten, was stimmig ist und was dem Zuschauer gefällt", stellt Batz fest.

"Wir sind inzwischen auch etwas knackiger geworden", fügt Kollege Schatz an. Mit den Video-Andachten erreichten sie eine Klientel zwischen 50 und 70 Jahren, da mache man sich nichts vor. "Vielleicht entsteht aber noch ein anderes Format, dass wir auch für die Jungen machen können", stellt er sich vor.

Da dürfte aber ein Wunsch bleiben. Sie hätten schon erfahren, dass die finanziellen Mittel der Kirche begrenzt seien. Daher würden sie ihre Arbeit derzeit der Lorenzkirche zum Freundschaftspreis anbieten. Nicht gut finden die beiden Hauptberufler aber, dass andere Gemeinden für ihre Video-Andachten die Techniker ehrenamtlich arbeiten ließen. "Die richten da Schaden an", stellt Schatz fest.

Für die Lorenzer Gemeinde möchten die beiden Männer weiter tätig sein. Die Arbeit mit dem Team sei "das Schönste, was ich erleben durfte", sagt der Jüngere.

"Ich mach' das auch gerne hier noch ein paar Jährchen länger".