Fanny Schwenk, Religionspädagogin der Bayrischen Landeskirche, ist seit März 2019 für die der bayerischen evangelischen Landeskirche in Namibia in der evangelischen Gemeinde Windhoek als Kinder- und Jugenddiakonin tätig. Für das Sonntagsblatt berichtet sie exklusiv aus Namibia über das Leben mit dem neuartigen Coronavirus.

Namibia und Corona

Über viele Wochen hinweg nun zieht sich auch in Namibia der "lock down": Es gibt Ausgangsbeschränkungen, nur eine bestimmte Anzahl an Menschen darf in den Supermarkt, überall wird man desinfiziert und die Kassiererin sitzt hinter einer Plexiglaswand.

Namibia ist ein Sehnsuchtsland. Jährlich kommen hierher viele Touristen. Allein schon wegen der Möglichkeit, die Big five zu sehen. Aber auch wegen der Weite und weil hier alles irgendwie doch so deutsch, so europäisch, daherkommt.

Aber auch die Einheimischen, die die in 5. Generation schon hier leben, dürfen nicht mehr reisen. Man muss zu hausen bleiben und damit Leben retten. Keine Weite, keine Landschaften, die zwischen sattem Grün und rauer Wüste innerhalb weniger Minuten wechseln.

Doch auch hier ist Covid19- mittlerweile angekommen. Lange hatte man geglaubt, Namibia wird als einziges Land im südlichen Afrika davon verschont bleiben, wo doch der Nachbar Südafrika schon über hundert Fälle zu verzeichnen hatte.

Aber es hat auch uns erwischt. Infiziert. Getroffen. Schnelle Entscheidungen der Regierung folgten sodann.

Namibia: Landschaft mit Regenbogen
Namibia: Landschaft mit Regenbogen.

Corona: Schulen geschlossen in Namibia

Schulen wurden geschlossen, Unterricht findet nur noch Online- oder über Fernunterricht statt, da viele SchülerInnen gar keinen Zugang zu Internet haben. Kindergärten müssen neu nachdenken, welche Angebote überhaupt möglich sind.

Viele arbeiten im Homeoffice und versuchen sich selbst, der eigenen Arbeit, aber auch ihren Kindern, die nun zu Hause betreut werden müssen, gerecht zu werden, denn ein sicheres Netz wie in Deutschland mit Notbetreuung gibt es hier nicht.

Scheint so als sei es Jammern auf hohem Niveau. Namibias Gesundheitssystem ist gut, im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten sicher noch eines der besten. Dennoch bleibt die Sorge, dass sich mehr als 16 Personen infiziert haben. Was ist mit denen die in den Townships am Rande Windhoeks leben? Mehrere tausend Menschen leben in kleinen einfachsten Blechhütten. Keine Elektrizität. Kein fließendes Wasser. Keine Arbeit. Was ist mit denen? Wer denkt an die?

Hilfe für Afrika

Verschiedene Initiativen werden gestartet. Geld wird gesammelt. Andere spenden Lebensmittel. Kräfte werden mobilisiert. Erlaubnis der Polizei wird eingeholt, um Menschen außerhalb der Stadt mit dem nötigsten versorgen zu können. Suppenküchen bestehen weiter, um die Ärmsten wenigstens einmal am Tag mit einer Mahlzeit satt zu bekommen.

Das macht mich betroffen, wo ich mich doch nicht um so etwas sorgen müsste. Ich habe ein Dach über dem Kopf, fließendes Wasser, Strom, ich bin gesund. Und ich habe jeden Tag etwas zu essen. Doch bei allen anderen geht es ums nackte Überleben. Menschenleben sind in Gefahr.

Namibia: Landschaft
Namibia: Landschaft

Kann mir da überhaupt noch etwas Mut machen?

"Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden." (Mt. 5, 4) In den sogenannten Seligpreisungen werden gerade die gepriesen, ihnen Mut zugesprochen, dass sie glücklich sein sollen, denen es schlecht geht. Aber eben besonders die, die Leid tragen und ertragen müssen, die werden von Gott getröstet werden. Ihr Leid wird ein Ende haben. Darauf vertraue ich.

Und ich vertraue ebendiese Menschen Gott im Gebet an. Ich kann meinen Beitrag dazu leisten- ich kann eine Spende machen, Lebensmittel geben, dafür sorgen, dass noch mehr Menschen vom Leid, das am Rande geschieht, erfahren. Aber alles andere macht Gott. Bei ihm ist alles möglich.

Die Hoffnung bleibt. Das Ende des lock downs steht bevor. Vielleicht wird das aber auch noch länger andauern. Wir wollen wieder Normalität. Gottesdienste miteinander feiern. Uns treffen dürfen. Veranstaltungen planen. Die frohe Botschaft hinaus in diese Welt tragen. Aber noch müssen wir Geduld haben und abwarten.

Evangelische Gemeine Windhoek

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia, die  ELKIN (DELK) hat rund 5200 Mitglieder in 14 Gemeinden und sieben Pfarrstellen. Sie ist verteilt über eine Fläche von 823.000 Quadratkilometer und gehört zu den ausgesprochen kleinen lutherischen Kirchen: Es sind wenig Mitglieder in einem riesigen Gebiet. Wege zueinander zu finden ist darum schon immer ein Thema im jungen Namibia. Die Aufarbeitung der Kolonialzeit und ihre Rolle in der Apartheidszeit ist eine immer wiederkehrende Zerreißprobe.

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