Grüne Schrift auf schwarzem Grund – so sah die erste Webseite der Welt aus. Programmiert hatte sie Tim Berners-Lee vom europäischen Kernforschungszentrum CERN, um seine Vision von einem World Wide Web zu formulieren. Als die Seite im August 1991 online ging, ahnte kaum ein Mensch, wie stark die Idee des britischen Physikers und Informatikers die Welt verändern würde. Denn eigentlich hatte er ja nur ein riesiges Verweissystem geschaffen, damit man endlich auf all die digitalen Texte und Daten zugreifen konnte, die sich weltweit seit der Erfindung des Computers bereits angesammelt hatten – ein System, das Bibliotheken auf analoge Art und Weise bereits seit Jahrhunderten benutzten.

Tim Berners-Lee war davon überzeugt, dass man im Netz schon bald nicht nur Texte lesen werde, sondern auch selber Inhalte erstellen, kommentieren und posten. Und er meinte, dass eines Tages der Kühlschrank erkennen würde, "wann die Eier alle sind", erinnert sich seine ehemalige Mitarbeiterin Maria Dimou. Berners-Lee wurde nicht so reich und berühmt wie Bill Gates oder Mark Zuckerberg. Ihm ging es bei seiner Erfindung nicht um Profit, sondern um Offenheit, Vielfalt, Zusammenarbeit, Toleranz und Freiheit – in der digitalen Gegenwart eher bedrohte Werte.

Das World Wide Web befindet sich an einem Wendepunkt: "Nie zuvor waren die guten Kräfte des Internets mehr bedroht als heute", erklärte Berners-Lee vor einem Jahr auf der Digitalkonferenz re:publica. Falschinformationen, Algorithmen, Online-Plattformen sorgten für eine Polarisierung der Welt. Es gelte, das Netz zu schützen.

Online-Pfarrerin in der Bild-Zeitung

Um Vielfalt ging es auch dem ersten Webauftritt einer Landeskirche. Nicht grün, sondern lila-weiß strahlte die Startseite von www.bayern-evangelisch.de seit 1997 (oder vermutlich sogar schon 1994 - Quellen dazu fehlen leider). Initiiert, programmiert und redaktionell betreut wurde sie von Eva Lettenmeier und ihrem Team (Rieke Harmsen, Tobias Henöckl, Corinna Cordes) im Evangelischen Presseverband für Bayern. Der besondere Clou: Über die Webseite konnte man die bundesweit erste Online-Pfarrerin erreichen. Das war sogar der Bild-Zeitung eine Schlagzeile wert. 1998 später folgte dann www.sonntagsblatt-bayern.de, kurz darauf die Seite www.epv.de.

Nach dem Startschuss im CERN begann das World Wide Web sich auszudehnen – erst langsam, dann immer rasanter: Gab es 1993 laut statista.com weltweit nur 130 Webseiten, so waren es fünf Jahre später bereits mehr als eine Million. 2014 existierten dann bereits mehr als eine Milliarden Seiten. Anfangs mussten Webseiten-Betreiber ihr Angebot noch händisch in Suchmaschinen wie Lycos, Yahoo oder Altavista eintragen. Mittlerweile haben automatisierte Prozesse diese Aufgabe übernommen. Mehr als 90 Prozent aller Suchanfragen landen bei Google.

1995 verkaufte Amazon sein erstes Buch im Netz, 2004 sorgte Facebook für den nächsten Boom. Der Siegeszug der Plattformen ist kaum zu bremsen. Klassische Medien verzeichnen einem rasanten Bedeutungsverlust. Zeitungen, Radiosender und TV-Anstalten, Verlage und Medienhäuser – darunter auch viele Einrichtungen der kirchlichen Publizistik – kämpfen ums Überleben.

1954 erschienen in Deutschland 225 Tageszeitungen, im Jahr 2018 waren nur noch 114 davon übrig. Und das Zeitungssterben hält an. Die Zahl der verkauften Tageszeitungen sank von 30,2 Millionen Exemplaren 1995 auf 15,6 Millionen im Jahr 2018. Auch die Umsätze sanken auf einen Tiefstand. Der Abwärtstrend lässt sich auch bei den evangelischen Medienhäusern beobachten: "Der Weg" im Rheinland und "Der Aufbruch" in Baden wurden eingestellt. Digitale Geschäftsmodelle etablieren sich nur langsam.

 

Geschichte Webseite Bayern-evangelisch

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