Nach der Corona-Krise solle man ihn als Tag der Umkehr wieder zum Feiertag machen, sagte der Theologe in einem jetzt veröffentlichen Papier mit fünf Thesen. Sichelstiel warnt darin vor dem Wunsch einer Rückkehr zur Normalität.

"Dies unterstelle, dass es früher besser oder gar in Ordnung gewesen wäre", so der Dekan. "Wir wissen alle, dass das nicht stimmt." Er erinnere an die Diskussionen zum menschengemachten Klimawandel, zu wachsendem Antisemitismus und Rechtsterrorismus. "Die Corona-Pandemie hat in vielen Bereichen Bußfragen aufgebracht, Fragen nach Umkehr, Schuld, Neuorientierung", stellt der Dekan fest.

Echte Weiterentwicklung notwendig

Sichelstiel kritisiert außerdem, angekündigte Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen entwickelten eine Dynamik hin zu einem Weiter-so-wie früher, die mir verhängnisvoll erscheint. Für die Wirtschaft wünsche er sich, dass der durch die Corona-Krise erzwungene Stopp eine Zäsur sei. Es brauche eine echte Weiterentwicklung von Energie-, Ernährungs- und Verkehrswende und nicht schon wieder das Reden vom Wiederhochfahren der Wirtschaft.

Sichelstiel stellt fest, dass in der Corona-Pandemie Berufe, die überdurchschnittlich von Frauen ausgeübt würden, als systemrelevant erkannt worden seien. Das gelte für die Pflege ebenso wie für Verkäuferinnen. "Stärke und Schwäche haben den Platz gewechselt - zumindest eine Zeit lang in der öffentlichen Wahrnehmung", erklärt er. Er forderte, dass diese Erkenntnis Konsequenzen haben muss, auch in Form besserer Bezahlung und besserer Arbeitsbedingungen.