Gott als Künstler - 1. Mose 1-2; Weisheit 13, 5

Der allererste Künstler der Geschichte war Gott selbst. Diesen Eindruck vermitteln jedenfalls die ersten Kapitel der Bibel. In einem riesigen kreativen Schöpfungsakt erschuf er die Erden in all ihren Einzelheiten. Zum Schluss entschied er: "Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei … Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde." Etwas später heißt es: "Da machte Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in die Nase." Wie ein Bildhauer formte Gott den Menschen nach seinen Vorstellungen und ließ ihn dann lebendig werden. (1. Mose 1-2; Weisheit 13, 5)

Das Bilderverbot - 2. Mose 20, 4f; Apostelgeschichte 17, 29; Jeremia 10, 3; 51, 17

"Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen … Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!" heißt es in den Zehn Geboten. Das Gebot warnt davor, von Menschen gemachten Abbildern Macht zuzuschreiben oder sie sogar als Götter anzubeten, denn "da wir göttlichen Geschlechts sind, sollen wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich den goldenen, silbernen und steinernen Bildern, durch menschliche Kunst und Gedanken gemacht". Gott ist eben viel mehr, als der Mensch sich vorstellen kann, und er lässt sich nicht in Abbildungen einfangen oder verfügbar machen, dass betont die Bibel immer wieder: "Alle Menschen aber sind Toren mit ihrer Kunst, und alle Goldschmiede stehen beschämt da mit ihren Bildern; denn ihre Götzen sind Trug und haben kein Leben." (2. Mose 20, 4f; Apostelgeschichte 17, 29; Jeremia 10, 3; 51, 17)

Religiöse Kunst - 2. Mose 31, 3-5; 35, 25

Heiligtümer wie die Stiftshütte, das Zelt, das den Israeliten während ihrer Wüstenwanderung als Ort der Gottesbegegnung diente, wurden aufwendig mit Kunstwerken aller Art verziert. Goldschmiedearbeiten, Schnitzereien und kostbare, reich verzierte Gewebe sollten den Raum schmücken. Besonders die Frauen trugen ihren Teil dazu bei: "Und alle Frauen, die diese Kunst verstanden, spannen mit ihren Händen und brachten ihr Gespinst, blauen und roten Purpur, Scharlach und feine Leinwand." (2. Mose 31, 3-5; 35, 25)

Kunst für den Tempel - 1. Könige 7, 1; 27ff

Als König Salomo seine Paläste und vor allem den Tempel errichten ließ, beschäftigte er auch fähige Künstler. So ließ er zum Beispiel einen Kupferschmied zu sich kommen, der die Säulen vor dem Tempel und die religiösen Gerätschaften anfertigen sollte. Der Kupferschmied "machte auch zehn Gestelle aus Kupfer, jedes vier Ellen lang und breit und drei Ellen hoch … Und an den Seiten zwischen den Leisten waren Löwen, Rinder und Cherubim, und ebenso auf den Leisten und oberhalb und unterhalb der Löwen und Rinder waren herabhängende Kränze." (1. Könige 7, 1)

Falsche Künste - Jesaja 40, 19f; Weisheit 13, 13; 17, 7

Ein Künstler kann noch so gut auf seinem Gebiet sein - wenn er sich der falschen Kunst verschrieben hat, kommt er nicht weit damit. So erzählt die Bibel in Anspielung auf das Bilderverbot zum Beispiel auch von einem Künstler, der "ein Stück Abfall aber, das zu nichts taugt, ein krummes, mit Ästen durchwachsenes Stück Holz nimmt … und schnitzt es mit Sorgfalt, wenn er Muße hat, und gestaltet es mit Geschick, wenn er Ruhe hat, und macht's dem Bild eines Menschen oder einem gewöhnlichen Tier gleich. Er bemalt es mit roter Farbe und färbt mit Schminke seine Oberfläche rot, und wo ein Flecken daran ist, übermalt er ihn". Doch egal, wie geschickt er seine Figuren auch fertigt, zu einem echten Gott werden sie nicht. (Jesaja 40, 19f, Weisheit 13, 13)

Nicht nur ähnlich, sondern auch schön - Weisheit 14, 19; Sirach 38, 28

Wie mühsam es sein kann, etwas zu schaffen, das auch tatsächlich den eigenen Vorstellungen entspricht, wird im Buch Sirach beschrieben: So "geht es denen, die Siegel stechen und fleißig Bilder malen; die müssen daran denken, dass das Bild ähnlich wird, und früh und spät darauf bedacht sein, dass sie es vollenden". Die Künstler müssen sich so sehr darauf konzentrieren, dass das Kunstwerk auch gelingt, dass sie gar keine Zeit haben, nach Weisheit zu suchen, heißt es da. Besonders schlau waren Porträtmaler. Sie bannten die Herrscher aus verständlichen Gründen schöner als die Wirklichkeit auf Bildern. (Weisheit 14, 19, Sirach 38, 28)

KUNST UND BILDERVERBOT

Zu biblischer Zeit diente die Kunst meist keinem ästhetischen Selbstzweck, sondern stand in enger Verbindung zu den religiösen Vorstellungen der Zeit. Tierfiguren, gemalte oder gewebte Symbole oder aufwendig gefertigte Götzenbilder symbolisierten religiöse Zusammenhänge oder sollten Götter repräsentieren. Vor diesem Hintergrund ist auch das jüdische Bilderverbot zu verstehen. Die Gefahr einer fälschlichen Anbetung nutzloser Gegenstände war erkannt und jede bildliche Darstellung verboten worden.