So sieht der nahezu ideale Jobsuchende aus: Er ist jung, gesund und hat eine gute Schulausbildung. Um eine Stelle zu finden, würde er auch einen langen Arbeitsweg oder einen Wohnortwechsel in Kauf nehmen. Sogar eine Arbeit mit geringerem Einkommen wäre für ihn kein Problem. Die Arbeitsvermittler im Jobcenter der Arbeitsagentur sieht er als Partner an. Er ist dankbar für ihre Beratung und Hilfe. Kurz: Dieser Arbeitssuchende hat beste Voraussetzungen und ist hoch motiviert, eine Stelle zu finden.

Dieser Jobsuchende ist: ein Flüchtling. All diese Eigenschaften treffen auf die Mehrzahl jener Menschen zu, die in den vergangenen Jahren aus Syrien und Irak nach Deutschland geflüchtet sind. Das zeigt eine Studie, die das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) jüngst veröffentlichte. Die Ökonomen haben dazu rund 500 Flüchtlinge aus den beiden Ländern befragt, die bei den Jobcentern als arbeitssuchend gemeldet sind.

Die Ergebnisse zeigen: Finden Flüchtlinge keine Stelle, liegt das selten an mangelnder Motivation. Auch fehlende Schulbildung ist meist kein Hinderungsgrund: Mehr als die Hälfte der arbeitssuchenden Flüchtlinge hat einen Schulabschluss, der mit der deutschen Hochschul- oder Fachhochschulreife vergleichbar ist.

Und doch hatten Ende 2017 nur knapp 170 000 Ankömmlinge aus den Hauptasylländern eine sozialversicherungspflichtigte Beschäftigung in Deutschland. Das ist nur jeder Fünfte. Gleichzeitig suchen viele Firmen händeringend nach jungen Menschen, die eine Ausbildung beginnen – auch im Bereich der Kirche und der Diakonie.

Dass Flüchtlinge sich dabei trotz hoher Motivation so schwer tun, liegt laut Studie zum einen an mangelnden Sprachkenntnissen. Zwar haben die Allermeisten einen Sprachkurs besucht; allgemeine Deutschkenntnisse reichen aber auf dem Arbeitsmarkt nicht aus. Das zweite Hindernis ist die berufliche Qualifikation: Zwei von drei der Befragten haben keinen beruflichen Bildungsabschluss.

Um Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren, müssen daher diese zwei Hürden fallen: Auf allgemeine Sprachkurse sollten berufsspezifische folgen. Sie ebnen den Weg für eine Berufsausbildung. Damit diese dann gelingt, muss sie dauerhaft vom einem Berufsberater begleitet werden. 

Das alles braucht Zeit. Zehn bis 15 Jahre werde es dauern, bis die Mehrzahl der Flüchtlinge im Arbeitsmarkt integriert ist, heißt es bei den Arbeitsagenturen. Doch die Geduld lohnt sich. Denn sie macht aus motivierten jungen Menschen aus Syrien, dem Irak oder Eritrea jene gut ausgebildeten Beschäftigten, die viele Firmen suchen.

 

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