"Meine Idee war, dass unbedingt Kinder und Tiere bei dem Theaterprojekt dabei sein sollten."

Können Sie mir etwas über die Historie des Tutzinger Weihnachtsspiels erzählen? Wie hat alles begonnen?

Beate Frankenberger: Eigentlich hat alles damit angefangen, dass ich eine theaterpädagogische Zusatzausbildung gemacht habe und mein Ausbilder meinte, dass Krippenspiele ein tolles Theaterprojekt wären. Zuerst war ich nicht so überzeugt von der Idee. Aber ich habe durch ihn gelernt, welch schöne Geschichten und Texte durch Improvisationen entstehen können. So entstand das Tutzinger Weihnachtsspiel. Meine Idee war, dass unbedingt Kinder und Tiere bei dem Theaterprojekt dabei sein sollten und so kam ich auf die Idee, ein Kamel zu engagieren.

Am Anfang haben meine Kollegin Annalena Maas als Regisseurin und ich als Spielleiterin das Tutzinger Weihnachtsspiel alleine geleitet, aber mittlerweile haben wir viele professionelle Hände, die uns unterstützen. Von der Choreografin Verena Rendttorff, vom Bühnenbild und den Kostümen unter der Leitung von Katrin Hering. Für die Musik sorgen Aylin Aykan, Ardhi Engl und Claudio Wörner mit dem Kinderchor. Und natürlich unser Special Guest Kamel Ali aus Weyarn. In unserem aktuellen Stück spielen 17 Personen mit.

Wieso heißt Theaterstück eigentlich "Tutzinger Weihnachtsspiel"?

Es heißt Tutzinger Weihnachtsspiel, da es von Tutzinger*innen für Tutzinger*nnen gemacht wird. Aber auch aus München, Weilheim und dem ganzen bayerischen Raum kommen Menschen zum Tutzinger Weihnachtsspiel. Als wir 2019 unsere erste Premiere des Weihnachtsspiels hatten, waren es sogar 300 ZuschauerInnen. Die Weihnachtsgeschichte steht immer im Vordergrund, wird aber immer mit gesellschaftlichen Themen verknüpft.  Das heißt, die Leute erarbeiten sich die Weihnachtsgeschichte praktisch selbst. Sie stehen staunend an der Krippe und bringen dann die gute Botschaft der Krippe in die Welt, also zum Beispiel dann Frieden oder Freude. Unsere Laiendarsteller sind in der Regel zwischen 4 Jahren und 80 Jahren, manche hatten eine Behinderung oder waren sehr kirchlich gebunden oder aus der Kirche ausgetreten. Alle sind uns willkommen.

Können Sie mir etwas über Ihre die Arbeit und Aufgaben bei dieser Theatervorbereitung erzählen?

Die erste Probe findet in der Regel nach den Sommerferien statt und der Text wird bis zu den Herbstferien gemeinsam erarbeitet. Ich erarbeite im Vorfeld die Szenen in Absprache mit der Regisseurin. Nach den großen Erfolgen in den Jahren 2019 und 2021 haben die Laienschauspieler in diesem Jahr mit viel Engagement den Text der Geschichte wieder selbst erarbeitet, sodass die persönlichen Charaktere der einzelnen Spieler zur Geltung kommen. In diesem Jahr geht es darum, dass die himmlischen Heerscharen beschließen, dass es so auf der Welt nicht weitergehen kann. Wie kann den Menschen noch geholfen werden? Sorgfältig und liebevoll wird ein Plan geschmiedet. Aber so einfach ist das nicht. Diejenigen, die ihn umsetzen sollen, stoßen an Grenzen, werden abgewiesen, geraten mit Menschenfeinden aneinander. Es wird eng. Gelingt es den Protagonisten, den göttlichen Plan zu verwirklichen?

"Fantasie ist gefragt, um ein Stück zum Leben zu erwecken."

Was sind die wichtigsten Werkzeuge und Herangehensweisen bei einer Theaterprobe?

Die Szenen werden von mir vorgegeben und durch Improvisation entsteht dann ein Text. Den Text nehmen wir dann mit dem Handy auf, der wird dann transkribiert und daraus entsteht dann das fertige Skript oder Drehbuch.  Außerdem sind der Körper, der Ausdruck, die Mimik und Gestik und die Improvisation wichtige Werkzeuge beim Theaterspielen. Aber auch Fantasie ist gefragt, um ein Stück zum Leben zu erwecken.

War es einfach, genug Darsteller für das Theaterstück zu finden?

Ja, es könnten mehr sein, aber das Schöne ist, es sind wirklich wieder alle Altersgruppen dabei.  Aber das Problem ist natürlich für alle, dass in der Vorweihnachtszeit sehr viel los ist und also gerade für die Kinder, die dann noch Fußball haben oder andere Freizeitaktivitäten. Also da ist der Wunsch und die Lust dabei zu sein, aber die Kraft fehlt und dann sind es am Anfang immer mehr Leute, der eine oder die andere hört dann zwischendrin auf. Es dauert immer eine Weile, bis sich dann eine feste Gruppe gebildet hat.

"Dieses Theaterprojekt wird von vielen Mitgliedern der evangelischen Kirche unterstützt."

Gibt es schon weitere Theaterpläne für das kommende Jahr?

Nein, noch nicht. Wahrscheinlich werde ich es auch nicht weiterführen, weil es auch immer eine finanzielle Frage ist. Dieses Theaterprojekt wird von vielen Mitgliedern der evangelischen Kirche unterstützt, das heißt durch Zuschüsse des evangelischen Dekanats Weilheim, durch MUT-Mittel der evangelischen Landeskirche in Bayern. Durch Zuschüsse der Gemeinde Tutzing, des Bezirks Oberbayern. Trotzdem muss man sehen, wie es in Zukunft weitergeht. Denn so ein großes Theaterprojekt ist immer auch eine große Verantwortung.

Gibt es noch etwas, was Sie zum Schluss sagen möchten? 

Mein Herzensanliegen ist wirklich, dass man mehr professionelle Kräfte auch in die kirchliche Arbeit einbezieht, und die müssen natürlich auch bezahlt werden. Die Zeiten, wo man alles umsonst bekommt, die sind einfach vorbei, und ich fände es schade, wenn so etwas in Zukunft an den Finanzen scheitern würde. Ich würde mich auch sehr freuen, wenn einige Zuschauer zu unserem Tutzinger Weihnachtsspiel 2023 kommen würden. Die Aufführung ist am Sonntag, den 17. Dezember 2023. Es wird zwei Aufführungen geben, eine um 16 Uhr und eine um 17.30 Uhr vor der Christuskirche. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

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