Es war nicht ganz einfach, die Tiere in der Einrichtung zu etablieren. Sie brauchten etliche Genehmigungen. Und wer kümmert sich in den Ferien, wenn die Kita zu hat, um das Federvieh? Alles kein Problem, stellte sich heraus. Denn nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern lieben Henriette, Bertha und Lolli. Den Fütterdienst im August zu organisieren war kinderleicht.

Seit genau fünf Jahren erprobt die Montessori-Kita im Würzburger Stadtteil Zellerau ein alternatives Miteinander. Das beginnt bei der Ernährung: Die Kinder sollen verstehen, wie wertvoll Nahrungsmittel sind, woher sie kommen und warum es wichtig ist, auf "bio" zu achten. Der Garten rund um die Kita wird seit zwei Jahren nach der Idee "Permakultur" umgestaltet. Jonas Gampe, der sich durch sein Buch "Permakultur im Hausgarten" einen Namen als "Kreislaufgärtner" gemacht hat, erarbeitete mit dem Kita-Team einen Plan, der seit Sommer letzten Jahres Stück für Stück umgesetzt wird.

Kita der Erlöserkirche Würzburg mit Tieren und Kräutergarten

"Dieses Projekt wird sicher niemals enden", lacht Popp. Denn der Basisplan wird stets mit neuen Ideen ergänzt. Alles soll nachhaltig werden. Permakultur nutzt kleinste Räume, um Pflanzen anzusiedeln, die sich gegenseitig beim Wachsen und Gedeihen unterstützen. Nichts soll in Konkurrenz zueinander stehen, alles ein harmonisches Ganzes bilden, das sich selbst reguliert. Pestizide und chemische Düngemittel sind tabu.

Auf fast 500 Quadratmetern kann sich das Team der Erlöser-Kindertagesstätte austoben. Der Platz wird vielseitig genutzt: für Kinder, Pflanzen und Tiere. "Im Herbst bekommen wir einen Bienenstock", berichtet Heilerziehungspfleger Andreas Krach. Der 28-Jährige absolvierte einen Imker-Grundkurs.

Die Kita-Pflanzen verändern die Rezepte in der Küche. "Wir können immer mehr Wildkräuter aus dem eigenen Garten verwenden", so Popp: Liebstöckel, Schnittlauch, Petersilie und Thymian. Und das mithilfe der Eltern selbst gemachte Apfelmus soll bis nächsten Sommer reichen.

Würzburger Kita beteiligt sich an Inklusionsprojekt

Auch drei junge Leute mit Handicap arbeiten in der Erlöserkirchen-Kita mit. Sarah Murtaza und Demilje Salijevic tun sich sehr schwer mit dem Lernen, Ronny Schuhmann kann kaum sehen. Entsprechend ihrer Talente werden die drei in der Küche eingesetzt. Schuhmann hat sich zum Spezialisten für die Lagerhaltung gemausert. Sarah Murtaza entwickelte ein Händchen für die Hintergrundarbeit im Büro. Demilje Salijevic ist die "Brötchenmeisterin".

Seit Kurzem dürfen sich die beiden Frauen mit einem besonderen Titel schmücken: Sie sind "Helferinnen in Kindertageseinrichtungen". Für das Zertifikat gingen sie einmal im Monat ganztags in die Würzburger Robert-Kümmert-Akademie. "Wir lernten zum Beispiel, dass man mit kleinen Kindern immer auf Augenhöhe sprechen soll", erzählt Demilje Salijevic. Außerdem erhielten die beiden Frauen Einblick in die Gebärdensprache. Möglich wurde die Weiterbildung durch das Projekt "Inklusiv! Gemeinsam arbeiten" der Mainfränkischen Werkstätten, über das die beiden Frauen vor fünf Jahren in die Erlöser-Kita kamen.