Nürnberg (epd). In einem neuen Positionspapier spricht sich der BUND Naturschutz in Bayern (BN) dafür aus, Wölfe im bayerischen Alpenraum in bestimmten Fällen leichter töten zu dürfen. "Mit dem neuen Papier wollen wir einen Schritt auf die Alm- und Alpbauern zugehen und zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen", sagte der BN-Vorsitzende Richard Mergner laut Mitteilung am Dienstag. Klar sei aber auch: "Am generellen Schutzstatus des Wolfes wird dabei nicht gerüttelt!" Das laufende Klageverfahren gegen die Wolfsverordnung der Staatsregierung, die gegen geltendes Naturschutzrecht verstoße, bleibe davon unberührt.

Wenn ein Wolf Rinder reiße, die bereits über ein Jahr alt seien, sei eine Tötung des Wolfes auch denkbar, wenn es keinen sachgemäßen Herdenschutz gegeben habe, insofern ein Hirte auf der vom Riss betroffenen Alm oder Alp wohne, sagte die stellvertretende BN-Landesvorsitzende und Vorsitzende der Kreisgruppe Traunstein Beate Rutkowski. Dies sei die wesentliche Änderung in der Position des BN, die für den Großteil der Weidetiere auf den Almen und Alpen relevant sei. Abschüsse von Wölfen, die einen sachgemäßen Herdenschutz überwunden hätten, gehörten zu einem funktionierenden Wolfsmanagement ohnehin dazu.

Der Herdenschutz auf den Almen und Alpen sei aufgrund der naturräumlichen Gegebenheiten und der Beweidungsstruktur erschwert und teilweise unzumutbar, teilte der BN weiter mit. Doch auch ohne diesen Schutz gebe es wenig Risse an über einjährigen Rindern, da diese wehrhaft genug seien, legten Erfahrungen aus anderen Länder nahe.

Der BN forderte, Risse an Rindern jeden Alters auch ohne Herdenschutz finanziell zu entschädigen. Auch sollten Weidetierhalter, vor allem Schafhalter, überall in Bayern eine Förderung für Herdenschutzmaßnahmen bekommen, die die tatsächlichen Kosten ausgleiche.

Über 95 Prozent der Nutztierrisse passierten bei Schafen, Ziegen und Kälbern, hieß es weiter. Hier sei ein Herdenschutz, etwa durch einen Zaun oder die Anwesenheit eines Hirten oder Herdenschutzhundes, nötig. Es müsse aktiv und konstruktiv an neuen naturschutzfachlich abgestimmten Beweidungskonzepten gearbeitet werden, sagte der BN. Die Staatsregierung müsse die Umstellung des Weidemanagements ermöglichen, indem sie die dafür notwendigen Hirten fördere.

Wenn ein Wolf mehrfach Schafe oder Ziegen zu einem Zeitpunkt reiße, an dem die Voraussetzungen des Herdenschutzes noch nicht gegeben waren, sei für den BN nun auch eine Tötung des Wolfes denkbar.

Der Bayerische Wirtschafts- und Jagdminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) begrüßte die angekündigte Öffnung des BN für eine Wolfsentnahme. In vielen Gebieten Bayerns sei es schlichtweg unmöglich oder unbezahlbar, wolfsdichte Zäune für Weidetiere zu errichten, sagte Aiwanger laut Mitteilung vom Montag. Dies führe dann zum Ende des Weidebetriebs und damit etwa zu einer ökologischen Verarmung der Landschaft. Er plädiere seit Jahren dafür, dass die Bundesregierung für den Wolf den sogenannten "günstigen Erhaltungszustand" feststelle und damit "einen rechtssicheren Weg für ein geordnetes Bestandsmanagement für auffällige oder überzählige Wölfe" freimache.

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