Der Sozialstaat in Deutschland sei zwar besser als sein Ruf, weil er viele Leistungen biete, sagte die VdK-Präsidentin und bayerische Landesvorsitzende Verena Bentele im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Viele Menschen seien aber überfordert mit der Bürokratie: Antragsbögen seien oftmals mehrere Seiten lang und kompliziert; auch sei es nicht leicht herauszufinden, welche Behörde für welche Leistung zuständig ist.

Anspruch auf Leistungen für Pflege

Der Sozialstaat stecke hier voller Tücken, sagte Bentele weiter. Viele pflegebedürftige Menschen wüssten zum Beispiel nicht, dass sie - abhängig von ihrem jeweiligen Pflegegrad - Anspruch etwa auf Kurzzeit- oder Tagespflege hätten oder auf einen monatlichen Entlastungsbetrag, wenn sie sich in häuslicher Pflege befinden.

Der VdK setze sich dafür ein, dass die Menschen leichter an ihr Recht kommen. Kerngeschäft sei daher die Sozialrechtsberatung: Im vergangenen Jahr habe der VdK Bayern für seine Mitglieder 357.000 Rechtsberatungen durchgeführt und 120 Millionen Euro an Nachzahlungen erstritten.

Sozialrecht in Deutschland

Den allergrößten Teil dieser Nachzahlungen machten Rentenangelegenheiten aus - nämlich 117 Millionen Euro, sagte Landesgeschäftsführer Michael Pausder. Hier wiederum gehe es vor allem um die Erwerbsminderungsrente, die an Menschen gezahlt wird, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr oder nur noch einige Stunden am Tag arbeiten können und noch nicht die Regelaltersgrenze erreicht haben.

Der VdK sei vor allem erfolgreich, wenn er Widerspruch einlege bei abgelehnten Leistungen der Sozialversicherungen. Offenbar rechneten viele Kranken- und Pflegekassen sowie Behörden damit, dass die Menschen keinen Widerspruch einlegten.

Sozialverband VdK

Der VdK und der Landesverband Bayern verzeichnen seit Jahren stark steigende Mitgliedszahlen: Im Jahr 2000 hatte der Landesverband 400.000 Mitglieder, im Jahr 2011 bereits 600.000 und im vergangenen Jahr mehr als 800.000. Hier habe man ein lachendes und ein weinendes Auge, sagte Pausder.

Natürlich freue man sich über den Zuspruch, zugleich werde dadurch klar, wie schwer durchdringbar der Sozialstaat für viele Menschen sei. Die Arbeit des VdK beruht auf drei Säulen: Sozialrechtsberatung, politische Lobby-Arbeit und ehrenamtliche Arbeit vor Ort. Der VdK finanziert sich allein aus Mitgliedsbeiträgen.

Bundesweit hat der VdK rund 2,2 Millionen Mitglieder.

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