Israel ist seit seinem Bestehen ein umkämpftes Land. Schon am Tag nach seiner Gründung am 14. Mai 1948 wurde es von seinen arabischen Nachbarn überfallen, viele Verteidigungskriege sollten folgen. Trotz der andauernden Bedrohung von außen war Israel immer ein Zufluchtsort für gefährdete Juden aus allen Staaten der Welt.

Wegen der umstrittenen Justizreform und den anhaltenden Protesten scheint nun das Pendel erstmals in die andere Richtung auszuschlagen. Viele Israelis denken daran, das Land zu verlassen. Die Radikalisierung der Regierung, ein drohender "Gottesstaat" durch den zunehmenden Einfluss der Orthodoxen und der religiösen Siedler macht für Viele das Leben dort unerträglich. Dazu kommt, dass viele Investoren ihre Geschäfte ins Ausland verlagern.

Die Wirtschaft leidet unter den demokratiefeindlichen Reformen

Denn Israels lebendige Start-up-Industrie fürchtet aufgrund der demokratiefeindlichen Reformen ihren Untergang. Für das kleine Land wäre das katastrophal: 25 Prozent der Steuereinnahmen würden damit wegbrechen. Der Schekel, die israelische Währung, ist bereits abgestürzt, die Kreditwürdigkeit des Landes wurde herabgestuft.

Nach einer aktuellen Umfrage erwägt jeder vierte Bürger, Israel den Rücken zu kehren. Es sind die Liberalen, die gehen wollen. Die facettenreiche israelische Gesellschaft würde sich dadurch fundamental verändern. Das Ergebnis der Umfrage zeigt zudem ein gespaltenes Israel, manche wünschen sich gar eine Teilung in zwei jüdische Staaten – einen religiösen und einen säkularen. Es wäre eine ganz neue Form der Zweistaatenlösung.

10. Sonntag nach Trinitatis wird auch als Israelsonntag gefeiert

Eine Hoffnung gibt es noch: Im September will das Oberste Gericht die Justizreform der rechtsgerichten Regierung Netanjahu auf den Prüfstand stellen. Es geht darum, ob die Justiz dann wieder ihre ursprünglich starke Rolle bekommt und Entscheidungen der Regierung als "unangemessen" zurückweisen kann. Möglicherweise werden die Machtverhältnisse dann neu austariert.

Im christlichen Jahreskalender wird der 10. Sonntag nach Trinitatis auch als Israelsonntag gefeiert. Am Sonntag, 13. August, kann also eine Fürbitte ganz oben stehen: Dass Israel eine Zukunft als demokratischer Staat hat und eine Heimat für Juden und alle anderen dort lebenden Religions- und Volksgruppen bleibt.

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