Für mehr Verständnis zwischen Erwachsenen und Jugendlichen wirbt der Nürnberger Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin sowie Jugendpsychiatrie Axel Rösche. Vor allem die Erwachsenen sollten dafür auf junge Menschen zugehen, sagte er dem Sonntagsblatt.

"Dazu gehört, dass ich mich mit meiner eigenen Jugend auseinandersetze, aber auch mit der Altersphase, in der ich mich gerade befinde."

Am 6. März um 19 Uhr hält der Mediziner einen Vortrag über die "Jugend 3.0. Aufbruch, Stillstand, Rückzug, unendliche Geschichte oder ewige Sehnsucht?" in der Akademie CPH in Nürnberg.

Austausch der Generationen wichtig

Wer Kinder im Jugendalter habe, gehe oft auf die 50 zu oder sei darüber hinaus und müsse sich mit dem eigenen Älterwerden auseinandersetzen, sagt Rösche.

"Da gibt es auch Neid auf die Jugendlichen, weil sie noch ein ganzes Leben vor sich haben. Das heißt, wir Erwachsenen müssen ein Stück weit betrauern, was wir nie mehr haben werden."

Die Herausforderung sei, sich trotzdem an der Jugend und an ihrer Entwicklung zu freuen. Ein Austausch sei wichtig, damit die Generationen voneinander lernen können.

Mit Blick auf Demonstrationen junger Menschen wie die der Klimabewegung ist Rösches Appell:

"Wir Älteren sollten Vorwürfe, die plakativ gesagt 'die Jugend' uns macht, ein Stück weit aufnehmen und gucken, was da dran sein könnte und ob wir uns dazu Gedanken machen können."

Man könne solche Vorwürfe komplett zurückweisen oder aber versuchen, sich in das Gegenüber hineinzuversetzen.

Heutige Jugend 3.0 ist mit Digitalisierung groß geworden

Die heutige "Jugend 3.0", also Menschen, die im digitalen Zeitalter zwischen 1997 und 2012 geboren wurden, habe im Vergleich zu vorangehenden Generationen andere Voraussetzungen, stellt der Psychiater fest. "Sie sind mit der Digitalisierung groß geworden, aber auch mit zahlreichen Ereignissen wie dem Klimawandel, der Reaktorkatastrophe von Fukushima, der Coronapandemie, aber auch einer allgemeinen Beschleunigung in der Gesellschaft." Die Entwicklungsaufgaben, die Jugendliche heute bewältigen müssen, seien größer als noch vor 50 Jahren. Vor diesem Hintergrund sei die Jugend besser als ihr Ruf.

Woher es kommt, dass schon seit Jahrtausenden immer wieder auf die Jugend geschimpft wird, wird Rösche in seinem Vortrag beleuchten.

"Vielleicht hat es auch mit der Aktivierung eigener Jugenderfahrungen zu tun. Oder damit, dass es Erwachsenen schwerfällt, bestimmten Impulsen nachzugeben, die sie dann bei der Jugend, die das relativ unverfroren macht, bekämpfen wollen."

Der Jugendpsychiater will bei seinem Vortrag Impulse geben, "wie Erwachsene mehr Freude an der Jugend haben können".

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden