Das Oktoberfest – ein riesiges Volksfest, das in Bayern und weltweit sehr beliebt ist. Gemeinsam mit Familie und Freund*innen eine schöne Zeit zu haben, steht eigentlich im Vordergrund.

Dennoch sind sexuelle und gewalttätige Übergriffe, Diebstähle oder Diskriminierung keine Seltenheit. Bei Recherchen zum Oktoberfest 2022 stellte sich heraus, dass sich viele junge Frauen, darunter auch Minderjährige, unsicher fühlten und mit sexuellen Übergriffen zu tun hatten.

Doch wie kann man dieses Problem lösen und dafür sorgen, dass ein Sicherheitsgefühl auf dem Oktoberfest, Großveranstaltungen, Partys, im öffentlichen Nahverkehr oder auf dem Nachhauseweg entsteht?

Zu dieser Frage hat sich der Unternehmer Tilman Rumland Gedanken gemacht. Er hat mithilfe seines 16-köpfigen Teams die App "SafeNow" entwickelt, mit der man im Notfall schnell Hilfe holen kann.

Wie kommt man überhaupt auf die Idee, eine derartige App zu entwickeln?

Angefangen hat alles mit einem persönlichen Erlebnis, berichtet Entwickler Rumland. Anlass sei ein sexueller Übergriff auf seine Ex-Freundin gewesen, wie er auf einer Pressekonferenz am Dienstag in München berichtete. Die junge Frau habe damals in einem Club die Toilette im Untergeschoss besucht, als sie sexuell belästigt worden sei. Obwohl im Stockwerk über ihr Security Personal stationiert gewesen sei, habe sie keine Möglichkeit gehabt, sich Hilfe zu holen.

Das habe ihn, Rumland, nachdenklich gemacht. Es müsse doch eine Möglichkeit geben, jemanden zu verständigen, der nur wenige Meter entfernt sei und professionelle Hilfe leisten könne. Damit sei die Idee für "SafeNow" geboren gewesen: Die App soll örtliches Sicherheitspersonal und von Übergriffen betroffene Personen zusammen bringen, damit im Ernstfall schnellstmöglich geholfen werden kann.

Mehr Sicherheit beim Feiern mit der App "SafeNow"

Wer die App, die sowohl auf Google Play als auch im App Store verfügbar ist, auf seinem Gerät installiert hat und sich in einer sogenannten SafeNow Zone befindet, muss in einem Notfall lediglich die App öffnen und auf den großen blauen Knopf auf der Startseite drücken, um die Security vor Ort zu alarmieren und den exakten Standort zu verschicken.

Auf der Startseite ist auch zu erkennen, ob die User*innen sich aktuell in einer solchen Zone ist oder nicht, zudem sind die Zonen meist ausgeschildert. Auf dem diesjährigen Oktoberfest wird das Schottenhamel-Festzelt zur SafeNow Zone, verschiedene Clubs, Discos und Restauraunts, wie beispielsweise die Münchner Disco Pacha oder der Paulaner am Nockherberg sind ebenfalls mit der Anwendung ausgestattet.

Ist die App auch außerhalb einer Zone sinnvoll?

Wer sich außerhalb einer SafeNow Zone befindet, kann trotzdem von der Funktionsweise der App profitieren. Auf der Startseite der App lassen sich Gruppen einrichten, die dann in einer Notsituation verständigt werden. Die einzige Voraussetzung ist, dass alle Gruppenmitglieder die App auf ihrem Handy installiert haben.

Besucht man also beispielsweise mit einer Freundesgruppe ein Festival, so können User*innen sich zuvor in einer SafeNow-Gruppe verbinden und im Notfall alle Freund*innen über seinen aktuellen Standort informieren. Sollte man nach dem Drücken des blauen Knopfes noch Zeit haben, kann man sogar noch die Zusatzinfo gegeben, aus welchem Grund man Hilfe benötigt, also beispielsweise wegen eines gesundheitlichen Notfalls oder einer Gewalttat.

"Münchens Nachtleben ist nicht per se gefährlich",

betonte Katrin Habenschaden auf der Pressekonferenz, aber es gebe immer wieder Zwischenfälle wie in jeder anderen Stadt auch, sodass die App für ein zusätzliches Sicherheitsgefühl sorgen solle. 

Die App funktioniert fast immer

Das Besondere an "SafeNow" ist, dass die App immer funktioniert, egal ob das Handy auf lautlos gestellt oder ob der Bitte-Nicht-Stören-Modus aktiviert ist. 

Der einzige Nachteil ist, dass eine aktive Internet- und GPS-Verbindung zur Nutzung der App benötigt wird. Sollte also weder eine Mobile Datenverbindung, noch einen WLAN-Zugang verfügbar sein, kann kein Alarm gesendet oder empfangen werden.

Erfolge der App

Seit der Entwicklung konnte die App laut Angaben der Entwickler schon diverse Erfolge verzeichnen. Laut Rumland seien drei von vier Suizidversuchen am Berliner Bahnhof gestoppt worden und 94 Prozent der befragten Reisenden fühlten sich demnach sicherer, wenn sie "SafeNow" installiert hatten.

Auch für die Zukunft ist vieles geplant. Aktuell wird das System im Hamburger Hauptbahnhof, dem gefährlichsten Bahnhof Deutschlands, installiert und auch Katrin Habenschaden plant eine Ausbreitung der "SafeNow" Zonen in München. Sie betont jedoch auch, dass sie "mit dem Zwischenstand nicht zufriedener sein" könnte.

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