Ratte mit Flügeln wird die Taube oft genannt. Die despektierliche Formulierung geht auf den Woody-Allen-Film "Stardust Memories" zurück. Doch im Christentum kommt dem heute oft geschmähten Vogel eine bedeutsame Rolle zu: Er ist ein Symbol für den Heiligen Geist und damit auch für Pfingsten. 

Taube als Symbol für Versöhnung

Schon im Alten Testament spielt sie eine Rolle: Noah soll nach der Sintflut drei Tauben aus der Arche freigelassen haben, in der Hoffnung, sie könnten trockenes Land finden. In Genesis 8,8 heißt es: 

"Danach ließ er eine Taube ausfliegen, um zu erfahren, ob die Wasser sich verlaufen hätten auf Erden."

Die zweite kam demnach mit einem Ölzweig zurück: "Sie kam zu ihm um die Abendzeit, und siehe, sie hatte ein frisches Ölblatt in ihrem Schnabel." Die Taube symbolisiert somit die Versöhnung Gottes mit der Menschheit und die Möglichkeit einer neuen, friedlichen Welt.

Die Taube und der Heilige Geist

Ist die Taube hier noch ein Symbol für Versöhnung und Frieden, so wird sie im Neuen Testament zu einem Sinnbild für den Heiligen Geist und somit auch für Pfingsten.

Zum Symbol des Heiligen Geistes wurde die Taube von den frühen Christ*innen erkoren. Im Matthäus-Evangelium 3,16 steht:

"Und als Jesus getauft war ... siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen."

Auch die drei anderen Apostel Lukas, Markus und Johannes bezeugen den Vorgang. Dieses Ereignis wird als eine Offenbarung des Heiligen Geistes betrachtet – in Taubengestalt.

Die Taube und Pfingsten

So erklärt sich auch, warum die Taube ein Symbol für Pfingsten ist. Denn Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geists: Im Buch der Apostelgeschichte wird beschrieben, wie die Jünger Jesu nach dessen Tod und Wiederauferstehung an Pfingsten den Heiligen Geist empfangen haben. Es heißt, dass sich plötzlich ein Brausen vom Himmel erhob: 

"Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab."

Diese Erfahrung wird oft als die Geburtsstunde der Kirche angesehen. Heute beziehen sich allerdings vor allem sogenannte charismatische Gemeinschaften, die Pfingstkirchen, auf die Bibelstelle.

Pfingsten erinnert auch an die universelle Natur des christlichen Glaubens. Die Jünger Jesu, die am Tag von Pfingsten den Heiligen Geist empfingen, begannen in verschiedenen Sprachen zu sprechen, sodass jeder sie verstehen konnte. Dies zeigt, dass der Heilige Geist nicht auf eine bestimmte Gruppe oder einen bestimmten Ort beschränkt, sondern jedem zugänglich ist. Die Botschaft des Evangeliums kann alle Menschen erreichen, unabhängig von ihrer Sprache, ihrem Hintergrund oder ihrer Kultur.

Taube: Sanfte Botin Gottes

Zudem wird die Taube oft mit Eigenschaften wie Reinheit, Frieden und Sanftmut assoziiert, die auch dem Heiligen Geist zugeschrieben werden. Der Heilige Geist wiederum ist  die dritte Person der Heiligen Dreieinigkeit und steht für die Verkündigung der frohen Botschaft, der Inspiration und der Führung der Gläubigen. Die Taube als Symbol für den Heiligen Geist verkörpert diese geistliche Präsenz und die Gaben des Heiligen Geistes, die den Gläubigen zuteilwerden.

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