Es sind zahlreiche Fragen, die ein Redakteur der Augsburger Allgemeinen dem Augsburger Bischof Betram Meier kürzlich im Rahmen eines Interviews stellte, doch es war eine Aussage Meiers, die anschließend hauptsächlich zitiert wurde.

Ging es in dem Artikel zunächst ausführlich um die bald anstehende Reise Meiers nach Rom, wo sich die Oberhäupter der katholischen Kirche im Oktober auf einer Weltsynode unter anderem über Reformen beraten wollen, wechselte Redakteur Daniel Wirsching irgendwann das Thema in Richtung der anstehenden Landtagswahlen in Bayern. 

Bischof Bertram Meier und die AfD

Angesprochen auf den Zustand der Demokratie in Deutschland, sagte Meier zunächst: "Ich mache mir derzeit noch keine Sorgen um die Demokratie. Aber es gibt Kipppunkte."

Daraufhin war es Wirsching, der die AfD zur Sprache brachte und dem Augsburger Bischof ein klares Statement entlockte: "Die AfD hat sich mittlerweile in der Parteienlandschaft etabliert. Das heißt: Wir müssen gut hinschauen und prüfen. Die AfD lediglich als Partei der Protestwähler zu interpretieren, greift mittlerweile deutlich zu kurz."

Die katholische Kirche müsse dafür Sorge tragen, dass menschenverachtende oder demokratiefeindliche Gruppierungen und Einzelpersonen benannt werden.

Position der katholischen Kirche

Im weiteren Verlauf des Gesprächs nannte Meier eine inhaltliche Parallele zwischen AfD-Parteiprogramm und der katholischen Kirche: "Wie die Kirche tritt etwa die AfD zum Beispiel für den Schutz ungeborenen Lebens oder die Ehe von Mann und Frau ein – und doch können wir als Kirche nicht unsere Sichtweise auf solche Überschneidungen verengen."

Es gelte jedoch, die politischen Kräfte zu stärken, die Menschlichkeit, Versöhnung, Frieden und soziale Gerechtigkeit vertreten. 

AfD-Mitglieder als Teil der katholischen Kirche?

Zwei Fragen später dann der Moment, für den Bischof Meier anschließend kritisiert wird: "Sollte ein AfD-Mitglied kirchliche Ämter wie das des Lektors oder das der Kommunionshelferin übernehmen dürfen?", fragte Redakteur Wirsching direkt. Und erhielt folgende Antwort:

"Eine Parteimitgliedschaft allein ist kein Kriterium, Menschen auszuschließen. In solchen Fällen geht es darum, das Gespräch zu suchen. Wenn wir anfangen würden, Menschen auszugrenzen, drängen wir sie doch erst recht in eine vielleicht extreme Ecke." 

Kritik an Bischof Meier

Eine Aussage, der sich unter anderem der römisch-katholische Theologe und Kirchenrechtler Thomas Schüller nun vehement entgegen stellt. Dem BR sagte Schüller, mit seiner Haltung zur AfD stelle sich Bischof Meier in die Tradition der deutschen Bischöfe in der NS-Zeit, die das menschenverachtende System nicht aktiv bekämpft haben.

Er werde damit "zum Steigbügelhalter für eine breiter werdende gesellschaftliche Akzeptanz von Rechtsradikalen."

Der Theologe Daniel Bogner nannte Meier im Gespräch mit der dpa zudem "deutlich zu naiv" und sagte: "Man kann nicht die Augen davor verschließen, dass die AfD mittlerweile mit einer Massivität Positionen vertritt und dafür auch Anhängerschaft gewinnt, die die Axt an die Wurzel der Demokratie anlegen. Dann zu sagen, die Partei tritt ja auch für den Schutz des ungeborenen Lebens ein, ist wirklich eine ganz gefährliche Verengung des Blickfeldes."

Erst im August hatte Irme Stetter-Kamp, die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, dafür plädiert, Mitgliedern der rechtspopulistischen AfD den Zugang zu kirchlichen Laien-Ämtern verwehren. Ein aktives Eintreten für die AfD widerspreche den Grundwerten des Christentums.

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